Liebe Kollegen,
das Mikroskopieren von Rohproben - ohne Auslesen einzelner Organismen - hat seinen besonderen Reiz. Man hat zwar immer wieder mit praktischen Schwierigkeiten z.B. mit der Schichtdicke zu kämpfen, bekommt aber einen ganzheitlichen Eindruck der jeweiligen Lebensgemeinschaft. Ich beschäftige mich immer gerne mit Gemeinschaften, die im weitesten Sinne als Biofilme gelten können, wobei der räumliche Zusammenhalt der Organismen häufig über gelatinöse, verquellende Substanzen erfolgt. Man merkt dies beim Präparieren daran, dass das Präparat beim sanften Pressen auf das Deckglas flacher wird und am Rand des Deckglases Wasser hervorquillt, das aber beim Nachlassen des Drucks teilweise wieder unter das Deckglas gesogen wird. Ich hatte hier im Forum schon einmal über eine solche Probe aus der Schwemm berichtet (http://www.mikro-tuemplerforum.at/viewt ... =41&p=1584).
In einer ergiebigen Micrasterias-Probe aus einem flachen Tümpel in Dänemark/Jütland habe ich das Phänomen der Vergesellschaftung unterschiedlicher Organismen, vermittelt über gallertige Bildungen, in einer anderen Spielart gefunden. Vom Grund des Tümpels entnahm ich schleimige Polster, die sich als dichte Verbände von M. thomasiana entpuppten. Zwischen den Desmidiaceen befanden sich kleine Diatomeen (vermutlich Nitzschia spec.) sowie fädige Bakterien und Cyanobakterien. Daneben fand ich Exemplare einer Phacus-Art. Hier ein Ausschnitt aus dem gallertigen Verbund sowie eine Einzeldarstellung einer M. thomasiana:
Das folgenden Bild zeigt auffällige Ketten kleiner, rechteckiger Zellen. Ich vermute, es handelt sich um Cyanobakterien, genau weiß ich es aber nicht. Jedenfalls finde ich solche Zellen regelmäßig in meinen Proben, in den unterschiedlichsten Habitaten. Kann jemand diese Art systematisch genauer eingrenzen?
Zum Schluss zwei Bilder vom Rand der Gallertpolster. Ich finde es erstaunlich, wie scharf die Grenze zwischen Gallerte und Umfeld ist. Interessant auch die stäbchenförmigen Bakterien, die in lockerer Packung die Gallerte besiedeln. Ich vermute, die an verquollenen Kohlenhydraten reiche Gallerte dient ihnen als Nahrung.
Gibt es im Forum ähnliche Beobachtungen? Über Ergänzungen und weitere Bilder würde ich mich freuen!
Ole
Mikrohabitat Gallertpolster Micrasterias
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Re: Mikrohabitat Gallertpolster Micrasterias
Lieber Ole,
eine auffällige Häufung unterschiedlicher Organismen in gallertartigen Strukturen ist mir schon häufiger aufgefallen. Aber nicht nur dies: Auch in Exuvien von Wasserflöhen, an verendeten Ruderfußkrebsen oder Rädertieren findet man nicht selten eine derartige Häufung. Und überall sind Heerscharen von Bakterien mit im Spiel, was z.B. die Desmidiaceen in keiner Weise zu stören scheint, im Gegenteil. Ich schau mal in meinem Archiv, ob ich Beispiele finde. Es wird aber ein wenig dauern, denn übermorgen gehe ich in die Reha.
Herzliche Grüße
Angie
eine auffällige Häufung unterschiedlicher Organismen in gallertartigen Strukturen ist mir schon häufiger aufgefallen. Aber nicht nur dies: Auch in Exuvien von Wasserflöhen, an verendeten Ruderfußkrebsen oder Rädertieren findet man nicht selten eine derartige Häufung. Und überall sind Heerscharen von Bakterien mit im Spiel, was z.B. die Desmidiaceen in keiner Weise zu stören scheint, im Gegenteil. Ich schau mal in meinem Archiv, ob ich Beispiele finde. Es wird aber ein wenig dauern, denn übermorgen gehe ich in die Reha.
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Re: Mikrohabitat Gallertpolster Micrasterias
Hallo Ole,
solche Gallertlager kenne ich sehr gut. Darin sammelt sich so einiges, weil dort ein erhöhtes Bakterienwachstum stattfindet, die zudem auch nicht ständig wegschwimmen. Darin finde ich auch oft kleine Schalenamöben wie Microgromia oder Allogromia. Zu den trichalen Cyanobakterien kann ich nichts sagen, aber auf dem vorletzen Bild erkenne ich Phacus lismorensis. Diese charakteristische Art ist auch im Simmelried sehr häufig.
Martin
solche Gallertlager kenne ich sehr gut. Darin sammelt sich so einiges, weil dort ein erhöhtes Bakterienwachstum stattfindet, die zudem auch nicht ständig wegschwimmen. Darin finde ich auch oft kleine Schalenamöben wie Microgromia oder Allogromia. Zu den trichalen Cyanobakterien kann ich nichts sagen, aber auf dem vorletzen Bild erkenne ich Phacus lismorensis. Diese charakteristische Art ist auch im Simmelried sehr häufig.
Martin