Albertia naidis
Verfasst: 6. Januar 2017, 22:15
Liebes Forum,
heute möchte ich ein parasitisch lebendes Rädertier vorstellen, welches nicht so leicht aufzuspüren ist. Dies mag der Grund sein, weshalb vergleichweise wenige Beobachtungen zu Albertia naidis vorliegen. Dieses Rädertier bewohnt den Darm des Borstenwurmes Nais. Sicher haben viel Mikroskopiker Nais schon gesehen, ihn aber nicht direkt erkannt. Diese Gattung ist sehr leicht an der orange-braunen bis braunen Darmwandung zu erkennen. Die Farbe wird durch eingelagerte Fetttröpchen erzeugt. Hat man eine Probe mit vielen Nais Würmern darin, gestaltet sich die Suche nach einem mit Albertia naidis befallenen Exemplar als Geduldsspiel, da der Befall nicht leicht zu erkennen ist. Die folgende Aufnahme zeigt etwa die Körpermitte eines nicht gepressen Exemplares von Nais. Man kann auf den ersten Blick nichts ungewöhnliches erkennen:
Erst wenn man Nais etwas quetscht kommen mehr Details zum Vorschein und es sind schemenhafte Umrisse im Darm zu erkennen, die sich in einer typischen Weise bewegen (Pfeile):
Nach meiner Erfahrung ist nur jeder hundertste Borstenwurm der Gattung Nais befallen. Hat man das Glück einen befallenen Wurm zu finden, sollte man vorsichtig vorgehen und die Schichtdicke nur langsam verringern, so dass der Wurm nicht platzt. Nur so kann man Albertia naidis in seiner natürlichen Umgebung gut beobachten. Nach meinen Beobachtungen können 10 - 20 Exemplare Albertia naidis den Darm von Nais besiedeln. Sie ernähren sich nicht vom Darminhalt des Wurmes, wie man meinen könnte, sondern scheinen die Epithelzellen der Darminnenwand anzustechen. Deshalb findet man die meisten Exemplare in der Darmwand "festgebissen", wobei der Kopf in typischer Weise abgeknickt ist:
Dieses "festbeissen" mag auch dazu dienen, nicht durch die ständige Peristaltik des Darmes herausgespült zu werden. In das Darmlumen legt Albertia naidis seine ca. 40 µm langen Eier ab, die fast ein Drittel der Größe eines erwachsenen Tieres haben:
E = Ei
Die Eier werden im Hinterende von Albertia naidis gebildet:
Pfeil = noch nicht abgelegtes Ei im Hinterende
Ko = Kopf
Man kann annehmen, dass die so abgelegten Eier vom Wurm ausgeschieden werden um dann vom nächsten Wirt wieder mit der Nahrung aufgenommen werden. Alle Tiere im Darm sind weiblich und können Eier bilden. Eine sexuelle Vermehrung und somit auch ein Männchen wurde bei Albertia naidis noch nicht beobachtet.
Meine Exemplare von Albertia naidis waren ca. 130 µm lang, was gut zu der Beschreibung durch Voigt passt, der 94 - 150 µm angibt. Typisch für Albertia naidis ist der vedickte Vorderköper, den man auf der rechten Aufnahme unten gut erkennen kann:
vV = verdickter Vorderkörper
Ka = Kauer
Ze = Zehen
Der Kauer ist pinzettenförmig ausgebildet und recht klein. Das Räderorgan ist rudimentär und kaum ausgebildet. Auf meinen Aufnahmen erscheint es eingezogen. Bei Plewka findet man jedoch weitere Aufnahmen von Albertia naidis, auf denen man das Räderorgan besser erkennen kann:
http://www.plingfactory.de/Science/Atla ... idis1.html
Ich konnte nicht beobachten, dass Albertia naidis seinen Wirt nachhaltig schädigt. Befallene Exemplare scheinen agil und auch nicht kleiner als nicht befallene Exemplare. Dies wäre für einen Parasiten auch eher vom Nachteil, denn der Tod seines Wirtes würde auch seinen eigenen bedeuten.
Viele Spass beim anschauen und selber suchen!
Martin
heute möchte ich ein parasitisch lebendes Rädertier vorstellen, welches nicht so leicht aufzuspüren ist. Dies mag der Grund sein, weshalb vergleichweise wenige Beobachtungen zu Albertia naidis vorliegen. Dieses Rädertier bewohnt den Darm des Borstenwurmes Nais. Sicher haben viel Mikroskopiker Nais schon gesehen, ihn aber nicht direkt erkannt. Diese Gattung ist sehr leicht an der orange-braunen bis braunen Darmwandung zu erkennen. Die Farbe wird durch eingelagerte Fetttröpchen erzeugt. Hat man eine Probe mit vielen Nais Würmern darin, gestaltet sich die Suche nach einem mit Albertia naidis befallenen Exemplar als Geduldsspiel, da der Befall nicht leicht zu erkennen ist. Die folgende Aufnahme zeigt etwa die Körpermitte eines nicht gepressen Exemplares von Nais. Man kann auf den ersten Blick nichts ungewöhnliches erkennen:
Erst wenn man Nais etwas quetscht kommen mehr Details zum Vorschein und es sind schemenhafte Umrisse im Darm zu erkennen, die sich in einer typischen Weise bewegen (Pfeile):
Nach meiner Erfahrung ist nur jeder hundertste Borstenwurm der Gattung Nais befallen. Hat man das Glück einen befallenen Wurm zu finden, sollte man vorsichtig vorgehen und die Schichtdicke nur langsam verringern, so dass der Wurm nicht platzt. Nur so kann man Albertia naidis in seiner natürlichen Umgebung gut beobachten. Nach meinen Beobachtungen können 10 - 20 Exemplare Albertia naidis den Darm von Nais besiedeln. Sie ernähren sich nicht vom Darminhalt des Wurmes, wie man meinen könnte, sondern scheinen die Epithelzellen der Darminnenwand anzustechen. Deshalb findet man die meisten Exemplare in der Darmwand "festgebissen", wobei der Kopf in typischer Weise abgeknickt ist:
Dieses "festbeissen" mag auch dazu dienen, nicht durch die ständige Peristaltik des Darmes herausgespült zu werden. In das Darmlumen legt Albertia naidis seine ca. 40 µm langen Eier ab, die fast ein Drittel der Größe eines erwachsenen Tieres haben:
E = Ei
Die Eier werden im Hinterende von Albertia naidis gebildet:
Pfeil = noch nicht abgelegtes Ei im Hinterende
Ko = Kopf
Man kann annehmen, dass die so abgelegten Eier vom Wurm ausgeschieden werden um dann vom nächsten Wirt wieder mit der Nahrung aufgenommen werden. Alle Tiere im Darm sind weiblich und können Eier bilden. Eine sexuelle Vermehrung und somit auch ein Männchen wurde bei Albertia naidis noch nicht beobachtet.
Meine Exemplare von Albertia naidis waren ca. 130 µm lang, was gut zu der Beschreibung durch Voigt passt, der 94 - 150 µm angibt. Typisch für Albertia naidis ist der vedickte Vorderköper, den man auf der rechten Aufnahme unten gut erkennen kann:
vV = verdickter Vorderkörper
Ka = Kauer
Ze = Zehen
Der Kauer ist pinzettenförmig ausgebildet und recht klein. Das Räderorgan ist rudimentär und kaum ausgebildet. Auf meinen Aufnahmen erscheint es eingezogen. Bei Plewka findet man jedoch weitere Aufnahmen von Albertia naidis, auf denen man das Räderorgan besser erkennen kann:
http://www.plingfactory.de/Science/Atla ... idis1.html
Ich konnte nicht beobachten, dass Albertia naidis seinen Wirt nachhaltig schädigt. Befallene Exemplare scheinen agil und auch nicht kleiner als nicht befallene Exemplare. Dies wäre für einen Parasiten auch eher vom Nachteil, denn der Tod seines Wirtes würde auch seinen eigenen bedeuten.
Viele Spass beim anschauen und selber suchen!
Martin