Die Bauchhärling-Arten des Sima-Moores - Teil I
Verfasst: 27. Juli 2022, 16:37
Hallo in die Runde,
im Zuge des diesjährigen Pillersee-Treffens hatten wir auch die Gelegenheit, im tiroler Sima-Moor (https://www.moor-impressionen.at/Sima_M ... ZH-k2-.htm) Proben zu nehmen. In dem vorliegenden Beitrag möchte ich die vielfältigen Arten von Gastrotrichen, die ich in diesem Moor finden durfte in Wort und Bild darstellen. Dabei kommt es mir darauf an, einen Eindruck von der gesamten Bauchhärling-Fauna dieses Zwischen- und Hochmoores zu geben. Deshalb werden hier auch Arten gezeigt, die ich aus den unterschiedlichsten Gründen nicht qualitativ zufriedenstellend photographieren konnte.
Einige der Fotos hat dankenswerter Weise Ole Riemann beigesteuert. Seine Fotos sind jeweils entsprechend gekennzeichnet.
Gattung Aspidiophorus (Voigt, 1907)
Die Gattung Aspidiophorus ist im Wesentlichen durch ihre speziellen "Stielschuppen" gekennzeichnet:
Stielschuppen von Aspidiophorus am Beispiel A. sqamulosus
Aus einer Basisplatte erhebt sich hier ein Stiel, auf dem eine Endplatte sitzt. Diese spezielle Schuppenkonstruktion ermöglicht eine hohe Beweglichkeit bei einer o0imalen Schutzwirkung. O0isch ergibt sich durch diese Schuppenkonstruktion die typische doppelte Außen-Silhouette der Tiere. Wegen der meist kleinen und einheitlichen Schuppen ist eine Artbestimmung bei Aspidiophorus oft sehr schwierig.
Aspidiophorus squamulosus (Roszczak 1935)
L: ca. 200µm
A. squamulosus habe ich vor einiger Zeit bereits hier im Forum genauer dargestellt (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=32162.0). Deshalb zeige ich hier lediglich ein Foto:
A. squamulosus aus dem Sima-Moor
Aspidiophorus sp.
L: ca. 85µm
Diese kleine und sehr eng beschup0e Aspidiophorusart ist in der mir zugänglichen Literatur nicht beschrieben:
A. sp.: Median
Auffallend bei dieser Art ist die Beschuppung, die sich außen an den Zehen bis zur den Kleberöhrchen hinzieht. Die Innenseite der Zehen ist unbeschup0. Das gezeigte Tier befindet sich in seiner postpathenogenetischen (Zwitter-)Phase und hat bereits ein X-Organ ausgebildet. Sperma konnte nicht festgestellt werden.
A. sp.: Ventral
Auf der Bauchseite konnten keine Schuppen festgestellt werden. Ein Hypostomion fehlt ebenso.
A. sp.: Lateral
Im Querschnitt ist der doppelte Aufbau der extrem kleinen Stielschuppen deutlich. Die Basisplatten, deren Form nicht festgestellt werden konnte, haben lediglich eine Durchmesser von 1,1µm. Auf diesen erhebt sich ein 0,75µm hoher Stiel, der eine ungekielte, proximal abgerundetete Endplatte mit einer Kantenlänge von 3,6 µm trägt.
A. sp.: Beschuppung
Insgesamt trägt das Tier ca. 40 Schuppenreihen von je 80 winziger Einzelschuppen.
Aspidiophorus cf. polonicus (Kisielewski 1981)
L: 125µm
Auch dieser kleine Aspidiophorus ist leider schwer zu bestimmen, entspricht aber - bis auf die Größe - der Art A. polonicus.
A. cf. polonicus: Querschnitt
A. polonicus trägt etwa 20 Reihen mit ca. je 42 Stielschuppen. Auffallend ist der Pharynx mit zwei ausgeprägten Bulben.
A. cf. polonicus; ventral
Im ventralen Zwischenfeld zwischen den beiden Zillienreihen zeigt A. polonius eine Beschuppung mit länglichen Kielplatten. Am Hinterende befinden sich zwei ausgeprägte, längliche Endplatten.
Aspidiophorus cf. microlepitus (D'Hont, 1978)
L: 210µm
Leider ist diese Art recht unzureichend beschrieben. Deshalb kann die Zuordnung auch nicht zu zweifellos erfolgen.
A. cf. microlepitus: dorsal
A. micolepitus trägt ca. 50 Längsreihen zu je ca. 120 Stielschüppchen. Auffallend ist die gedrungene, Schuhsohlen-artige Gestalt mit kaum absetzten Hals. Am Hinterende trägt das Tier zwei paar kurze Stacheln.
A. cf. microlepitus: ventral
Das ventrale Zwischenfeld ist mit schmalen Kielplatten besetzt, die im Vorderbereich in kleine rundliche Schüppchen übergehen. Das Hypostomion ist als Querspange ausgebildet.
A. cf. microlepitus: Querschnitt
Im Querschnitt ist der kurze, zylindrische Pharynx gut zu erkennen, der lediglich etwa 1/4 der Körperlänge ausfüllt. Schön sind bei dieser Aufnahme auch die verknäulten Gänge der Protonephridien zu erkennen.
Aspidiophorus tetrachaetus (Kisielewski, 1986)
L: 120µm
A. tetrachaetus ist ein sehr seltener Gastrotrich, der bisher nur für Polen bestätigt war.
A. tetrachaetus: dorsal ((c) Ole Riemann)
Der Rücken der Tiere ist mit relativ großen, ungekielten und abgerundeten Stielschuppen bedeckt, die sich am Hinterende nicht bis zur Zehenbasis fortsetzen. Am Hinterende des Schuppenkleides fällt ein Paar großer Stacheln auf.
A. tetrachaetus: Querschnitt ((c) Ole Riemann)
Im Querschnitt erkennt man gut den Aufbau der Stielschuppen.
A. tetrachaetus: ventral ((c) Ole Riemann)
Das ventrale Zwischenfeld der Tiere ist lediglich in der Darmregion von 8-9 Längsreihen kleiner Kiele bedeckt. Die Pharynx-Region ist nackt. Zwei terminale Kiele bilden den hinteren Abschuss der Bauchbeschuppung.
A. tetrachaetus: zwei Stachelpaare am Hinterende
Erst ein genauer Blick auf die dorsale Zehenbasis der Tiere lässt zwei zusätzliche, kleinere Stacheln erkennen.
A. tetrachaetus: einzelner Zahn in der Mundhöhle
Entgegen der Beschreibung in der Literatur, ist in bei den Tieren im Sima-Moor ein einzelner Zahn zu erkennen, der unsymmetrisch aus der Mundhöhle ragt.
Gattung Lepidodermella (Blake, 1933)
Die Gattung Lepidodermella ist durch relative große, kiel- und stachellose Schuppen charakterisiert die sich meist stark überlappen.
Lepidodermella sqamata (Dujardin, 1841)
L: ca. 160µm
L. squamata ist eine der am häufigsten vorkommende Gastrotrichenart und ist in nahezu jedem stehenden Gewässer heimisch.
L. squamata: dorsal
Die Art ist dorsal durch die typische Beschuppung mit großen, sich überlappenden Schuppen zu erkennen.
L. squamata ventral
Letzte Sicherheit bei der Artdiagnose geben die rechteckigen Schuppenplatten im ventralen Zwischenfeld der Pharynx-Region und die beiden großen, gekielten Terminalplatten.
Lepidodermella minor chaetifer (Kisielewski, 1991)
L: ca. 110µm
Der seltene und sehr kleine Bauchhärling L. minor wurde von mir im Forum bereits vorgestellt: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=38615.0 .
Eines der gefundenen Tiere hatte seine postpathenogenetische (Zwitter-) Phase erreicht und trug bereits ein X-Organ und Spermabündel:
L. minor chaetifer: oben dorsal mit den für Lepidodermella typischen glatten Schuppen;
mitte im Querschnitt mit X-Organ und Spermabündel;
unten ventrale Beschuppung mit ausgeprägten Terminalplatten ((c) Ole Riemann)
Im Sima-Moor wurde die etwas abweichende Unterart Lepidodermella minor chaetifer gefunden, die sich von der Art L. minor minor durch ein Paar Stacheln an der Zehenbasis unterscheidet:
L. minor chaetifer: Das Stachelpaar an der Zehenbasis ist charakteristisch für die Unterart chaetifer
Ein weiteres auffallendes Merkmal dieser Art ist der einzelne, asymmetrisch aus der Mundhöhle ragende Zahn:
L. minor chaetifer: Zahn
Gattung Ichthydium (Ehrenberg, 1830)
Das Hau0merkmal der Gattung Ichthydium ist die meist sehr dünne und unbeschup0e Kutikula, die sich bei Richtungsänderungen leicht in Falten legt. In Ausnahmefällen sind einzelne Schuppen an der Hinterregion vorhanden.
Im Sima-Moor war die Gattung Ichthydium nur sehr spärlich und mit einer einzigen Art der Untergattung Forficulichthys (Schwank 1990) vertreten:
Ichthydium (Forficlichthys) forficula (Remane, 1927)
L: ca. 150µm
Die Art I. (F.) forficula wurde vor einiger Zeit mit der etwas kleiner Art I. monolobum zu einer einzigen Art vereint. Ein Hau0merkmal dieser Art sind die langen, gebogenen und dünnen Kleberöhrchen, die den Tieren ein "pinzettenartiges" Aussehen verleihen:
I. forficula: dorsal mit pinzettenartigen Kleberöhrchen
Auf der Bauchseite trägt das Tier zwei deutliche Terminalplatten.
I. forficula: ventrale Terminalplatten
Die Wimpernbänder sind in einzelne Büschel mit extrem langen Wimpern aufgelöst.
I. forficula: Wimpernbüschel
In der Seitenansicht erkennt man die enorme Länge der lokomotiven Wimpern:
I. forficula: Seitenansicht
Die hinteren Tasthaare stehen auf einer beschup0en Papille:
I. forficula: Tasthaar auf Papille
Gattung Heterolepidoderma (Remane, 1927)
Typisch für die Gattung Heterolepidoderma sind die unbestachelten und meist sehr kleinen und zahlreichen Kielschuppen, die das ganze Tier bedecken und eine enorme Beweglichkeit ermöglichen.
Heterolepidoderma macrops (Kisielewski, 1981)
L: ca. 100µm
H. macrops ist eine der am weitesten verbreiteten Heterolepidoderma-Arten.
H. macrops: dorsale Schuppen
Heterolepidoderma majus (Remane, 1927)
L: ca. 150µm
Heterolepidoderma majus ist ein sehr weit verbreiteter, schlanker und eleganter Bauchhärling.
H. majus: dorsale Beschuppung ((c) Ole Riemann)
Eines der beobachteten Tiere war in seiner postparthenogenetischen (Zwitter-)Phase und zeigte neben dem auffälligen, zweiteiligen X-Organ am Hinterende auch ein Sperma-Bündel:
H. majus: x-Organ (xO) und Spermienbündel (Sp) ((c) Ole Riemann)
Die Beschuppung an der Zehenbasis ist arttypisch. Die Sinneshaare entspringen aus Spezialschuppen:
H. majus: Beschuppung der Zehenbasis ((c) Ole Riemann)
Das ventrale Zwischenfeld ist mit kleinen, länglichen Kielschuppen besetzt und trägt zwei terminale Kielplatten:
H. majus: Beschuppung des ventralen Zwischenfeldes
Ein weiteres Merkmal, das die Art unverkennbar macht, ist der abgegrenzte "Magenring" am Vorderdarm:
H. majus: Darm mit "Magenring"
Gattung Lepidochaetus (Kisielewski, 1991)
Die Gattung Lepidochaetus fasst Arten zusammen, deren ansonsten nicht oder nur kurz bestachelten, glatten Schuppen am Hinterende der Tiere lange, die Zehen überragende Stacheln tragen. Diese Tiere erinnern ein wenig an eine Mischung von Lepidodermella am Vorderende und Chaetonotus am Hinterende.
Lepidochaetus zelinkai (Grünspan, 1908)
L: ca. 250µm
Lepidochaetus zelinkai ist die einzige bekannte europäische Art der Gattung Lepidochaetus und sehr weit verbreitet. Da diese Art hier schon öfter vorgestellt wurde zeige ich nur der Vollständigkeit halber ein paar Bilder:
L. zelinkai: ventrale Beschuppung
L. zelinkai: innerer Aufbau
Dieser erste Teil zeigt die zehn gefundenen Gastrotrichen-Arten, die nicht der Gattung Chaetonotus angehören. Die gefundenen Chaetonotus-Arten werde ich demnächst in einem gesondertem Beitrag vorstellen.
Ich hoffe, dass ich Euch einen ersten Eindruck von der unübersehbaren Artenvielfalt des Sima-Moores und seiner reichen Gastrotrichen-Fauna vermitteln konnte.
Viele Grüße
Michael
im Zuge des diesjährigen Pillersee-Treffens hatten wir auch die Gelegenheit, im tiroler Sima-Moor (https://www.moor-impressionen.at/Sima_M ... ZH-k2-.htm) Proben zu nehmen. In dem vorliegenden Beitrag möchte ich die vielfältigen Arten von Gastrotrichen, die ich in diesem Moor finden durfte in Wort und Bild darstellen. Dabei kommt es mir darauf an, einen Eindruck von der gesamten Bauchhärling-Fauna dieses Zwischen- und Hochmoores zu geben. Deshalb werden hier auch Arten gezeigt, die ich aus den unterschiedlichsten Gründen nicht qualitativ zufriedenstellend photographieren konnte.
Einige der Fotos hat dankenswerter Weise Ole Riemann beigesteuert. Seine Fotos sind jeweils entsprechend gekennzeichnet.
Gattung Aspidiophorus (Voigt, 1907)
Die Gattung Aspidiophorus ist im Wesentlichen durch ihre speziellen "Stielschuppen" gekennzeichnet:
Stielschuppen von Aspidiophorus am Beispiel A. sqamulosus
Aus einer Basisplatte erhebt sich hier ein Stiel, auf dem eine Endplatte sitzt. Diese spezielle Schuppenkonstruktion ermöglicht eine hohe Beweglichkeit bei einer o0imalen Schutzwirkung. O0isch ergibt sich durch diese Schuppenkonstruktion die typische doppelte Außen-Silhouette der Tiere. Wegen der meist kleinen und einheitlichen Schuppen ist eine Artbestimmung bei Aspidiophorus oft sehr schwierig.
Aspidiophorus squamulosus (Roszczak 1935)
L: ca. 200µm
A. squamulosus habe ich vor einiger Zeit bereits hier im Forum genauer dargestellt (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=32162.0). Deshalb zeige ich hier lediglich ein Foto:
A. squamulosus aus dem Sima-Moor
Aspidiophorus sp.
L: ca. 85µm
Diese kleine und sehr eng beschup0e Aspidiophorusart ist in der mir zugänglichen Literatur nicht beschrieben:
A. sp.: Median
Auffallend bei dieser Art ist die Beschuppung, die sich außen an den Zehen bis zur den Kleberöhrchen hinzieht. Die Innenseite der Zehen ist unbeschup0. Das gezeigte Tier befindet sich in seiner postpathenogenetischen (Zwitter-)Phase und hat bereits ein X-Organ ausgebildet. Sperma konnte nicht festgestellt werden.
A. sp.: Ventral
Auf der Bauchseite konnten keine Schuppen festgestellt werden. Ein Hypostomion fehlt ebenso.
A. sp.: Lateral
Im Querschnitt ist der doppelte Aufbau der extrem kleinen Stielschuppen deutlich. Die Basisplatten, deren Form nicht festgestellt werden konnte, haben lediglich eine Durchmesser von 1,1µm. Auf diesen erhebt sich ein 0,75µm hoher Stiel, der eine ungekielte, proximal abgerundetete Endplatte mit einer Kantenlänge von 3,6 µm trägt.
A. sp.: Beschuppung
Insgesamt trägt das Tier ca. 40 Schuppenreihen von je 80 winziger Einzelschuppen.
Aspidiophorus cf. polonicus (Kisielewski 1981)
L: 125µm
Auch dieser kleine Aspidiophorus ist leider schwer zu bestimmen, entspricht aber - bis auf die Größe - der Art A. polonicus.
A. cf. polonicus: Querschnitt
A. polonicus trägt etwa 20 Reihen mit ca. je 42 Stielschuppen. Auffallend ist der Pharynx mit zwei ausgeprägten Bulben.
A. cf. polonicus; ventral
Im ventralen Zwischenfeld zwischen den beiden Zillienreihen zeigt A. polonius eine Beschuppung mit länglichen Kielplatten. Am Hinterende befinden sich zwei ausgeprägte, längliche Endplatten.
Aspidiophorus cf. microlepitus (D'Hont, 1978)
L: 210µm
Leider ist diese Art recht unzureichend beschrieben. Deshalb kann die Zuordnung auch nicht zu zweifellos erfolgen.
A. cf. microlepitus: dorsal
A. micolepitus trägt ca. 50 Längsreihen zu je ca. 120 Stielschüppchen. Auffallend ist die gedrungene, Schuhsohlen-artige Gestalt mit kaum absetzten Hals. Am Hinterende trägt das Tier zwei paar kurze Stacheln.
A. cf. microlepitus: ventral
Das ventrale Zwischenfeld ist mit schmalen Kielplatten besetzt, die im Vorderbereich in kleine rundliche Schüppchen übergehen. Das Hypostomion ist als Querspange ausgebildet.
A. cf. microlepitus: Querschnitt
Im Querschnitt ist der kurze, zylindrische Pharynx gut zu erkennen, der lediglich etwa 1/4 der Körperlänge ausfüllt. Schön sind bei dieser Aufnahme auch die verknäulten Gänge der Protonephridien zu erkennen.
Aspidiophorus tetrachaetus (Kisielewski, 1986)
L: 120µm
A. tetrachaetus ist ein sehr seltener Gastrotrich, der bisher nur für Polen bestätigt war.
A. tetrachaetus: dorsal ((c) Ole Riemann)
Der Rücken der Tiere ist mit relativ großen, ungekielten und abgerundeten Stielschuppen bedeckt, die sich am Hinterende nicht bis zur Zehenbasis fortsetzen. Am Hinterende des Schuppenkleides fällt ein Paar großer Stacheln auf.
A. tetrachaetus: Querschnitt ((c) Ole Riemann)
Im Querschnitt erkennt man gut den Aufbau der Stielschuppen.
A. tetrachaetus: ventral ((c) Ole Riemann)
Das ventrale Zwischenfeld der Tiere ist lediglich in der Darmregion von 8-9 Längsreihen kleiner Kiele bedeckt. Die Pharynx-Region ist nackt. Zwei terminale Kiele bilden den hinteren Abschuss der Bauchbeschuppung.
A. tetrachaetus: zwei Stachelpaare am Hinterende
Erst ein genauer Blick auf die dorsale Zehenbasis der Tiere lässt zwei zusätzliche, kleinere Stacheln erkennen.
A. tetrachaetus: einzelner Zahn in der Mundhöhle
Entgegen der Beschreibung in der Literatur, ist in bei den Tieren im Sima-Moor ein einzelner Zahn zu erkennen, der unsymmetrisch aus der Mundhöhle ragt.
Gattung Lepidodermella (Blake, 1933)
Die Gattung Lepidodermella ist durch relative große, kiel- und stachellose Schuppen charakterisiert die sich meist stark überlappen.
Lepidodermella sqamata (Dujardin, 1841)
L: ca. 160µm
L. squamata ist eine der am häufigsten vorkommende Gastrotrichenart und ist in nahezu jedem stehenden Gewässer heimisch.
L. squamata: dorsal
Die Art ist dorsal durch die typische Beschuppung mit großen, sich überlappenden Schuppen zu erkennen.
L. squamata ventral
Letzte Sicherheit bei der Artdiagnose geben die rechteckigen Schuppenplatten im ventralen Zwischenfeld der Pharynx-Region und die beiden großen, gekielten Terminalplatten.
Lepidodermella minor chaetifer (Kisielewski, 1991)
L: ca. 110µm
Der seltene und sehr kleine Bauchhärling L. minor wurde von mir im Forum bereits vorgestellt: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=38615.0 .
Eines der gefundenen Tiere hatte seine postpathenogenetische (Zwitter-) Phase erreicht und trug bereits ein X-Organ und Spermabündel:
L. minor chaetifer: oben dorsal mit den für Lepidodermella typischen glatten Schuppen;
mitte im Querschnitt mit X-Organ und Spermabündel;
unten ventrale Beschuppung mit ausgeprägten Terminalplatten ((c) Ole Riemann)
Im Sima-Moor wurde die etwas abweichende Unterart Lepidodermella minor chaetifer gefunden, die sich von der Art L. minor minor durch ein Paar Stacheln an der Zehenbasis unterscheidet:
L. minor chaetifer: Das Stachelpaar an der Zehenbasis ist charakteristisch für die Unterart chaetifer
Ein weiteres auffallendes Merkmal dieser Art ist der einzelne, asymmetrisch aus der Mundhöhle ragende Zahn:
L. minor chaetifer: Zahn
Gattung Ichthydium (Ehrenberg, 1830)
Das Hau0merkmal der Gattung Ichthydium ist die meist sehr dünne und unbeschup0e Kutikula, die sich bei Richtungsänderungen leicht in Falten legt. In Ausnahmefällen sind einzelne Schuppen an der Hinterregion vorhanden.
Im Sima-Moor war die Gattung Ichthydium nur sehr spärlich und mit einer einzigen Art der Untergattung Forficulichthys (Schwank 1990) vertreten:
Ichthydium (Forficlichthys) forficula (Remane, 1927)
L: ca. 150µm
Die Art I. (F.) forficula wurde vor einiger Zeit mit der etwas kleiner Art I. monolobum zu einer einzigen Art vereint. Ein Hau0merkmal dieser Art sind die langen, gebogenen und dünnen Kleberöhrchen, die den Tieren ein "pinzettenartiges" Aussehen verleihen:
I. forficula: dorsal mit pinzettenartigen Kleberöhrchen
Auf der Bauchseite trägt das Tier zwei deutliche Terminalplatten.
I. forficula: ventrale Terminalplatten
Die Wimpernbänder sind in einzelne Büschel mit extrem langen Wimpern aufgelöst.
I. forficula: Wimpernbüschel
In der Seitenansicht erkennt man die enorme Länge der lokomotiven Wimpern:
I. forficula: Seitenansicht
Die hinteren Tasthaare stehen auf einer beschup0en Papille:
I. forficula: Tasthaar auf Papille
Gattung Heterolepidoderma (Remane, 1927)
Typisch für die Gattung Heterolepidoderma sind die unbestachelten und meist sehr kleinen und zahlreichen Kielschuppen, die das ganze Tier bedecken und eine enorme Beweglichkeit ermöglichen.
Heterolepidoderma macrops (Kisielewski, 1981)
L: ca. 100µm
H. macrops ist eine der am weitesten verbreiteten Heterolepidoderma-Arten.
H. macrops: dorsale Schuppen
Heterolepidoderma majus (Remane, 1927)
L: ca. 150µm
Heterolepidoderma majus ist ein sehr weit verbreiteter, schlanker und eleganter Bauchhärling.
H. majus: dorsale Beschuppung ((c) Ole Riemann)
Eines der beobachteten Tiere war in seiner postparthenogenetischen (Zwitter-)Phase und zeigte neben dem auffälligen, zweiteiligen X-Organ am Hinterende auch ein Sperma-Bündel:
H. majus: x-Organ (xO) und Spermienbündel (Sp) ((c) Ole Riemann)
Die Beschuppung an der Zehenbasis ist arttypisch. Die Sinneshaare entspringen aus Spezialschuppen:
H. majus: Beschuppung der Zehenbasis ((c) Ole Riemann)
Das ventrale Zwischenfeld ist mit kleinen, länglichen Kielschuppen besetzt und trägt zwei terminale Kielplatten:
H. majus: Beschuppung des ventralen Zwischenfeldes
Ein weiteres Merkmal, das die Art unverkennbar macht, ist der abgegrenzte "Magenring" am Vorderdarm:
H. majus: Darm mit "Magenring"
Gattung Lepidochaetus (Kisielewski, 1991)
Die Gattung Lepidochaetus fasst Arten zusammen, deren ansonsten nicht oder nur kurz bestachelten, glatten Schuppen am Hinterende der Tiere lange, die Zehen überragende Stacheln tragen. Diese Tiere erinnern ein wenig an eine Mischung von Lepidodermella am Vorderende und Chaetonotus am Hinterende.
Lepidochaetus zelinkai (Grünspan, 1908)
L: ca. 250µm
Lepidochaetus zelinkai ist die einzige bekannte europäische Art der Gattung Lepidochaetus und sehr weit verbreitet. Da diese Art hier schon öfter vorgestellt wurde zeige ich nur der Vollständigkeit halber ein paar Bilder:
L. zelinkai: ventrale Beschuppung
L. zelinkai: innerer Aufbau
Dieser erste Teil zeigt die zehn gefundenen Gastrotrichen-Arten, die nicht der Gattung Chaetonotus angehören. Die gefundenen Chaetonotus-Arten werde ich demnächst in einem gesondertem Beitrag vorstellen.
Ich hoffe, dass ich Euch einen ersten Eindruck von der unübersehbaren Artenvielfalt des Sima-Moores und seiner reichen Gastrotrichen-Fauna vermitteln konnte.
Viele Grüße
Michael