Die schiefe Beleuchtung im Vergleich zum DIK
Verfasst: 1. September 2016, 18:45
Liebes Forum,
praktisch alle Mikrofotos, die ich in diesem Forum und auch sonst im Internet einstelle, sind mit DIK aufgenommen. Bereits im Jahre 1994 bin ich mit meinem Olympus BX 50 auf DIK umgestiegen (http://www.mikro-tuemplerforum.at/viewt ... f=35&t=308). Vorher habe ich fast ausschließlich mit der schiefen Beleuchtung gearbeitet. Der folgende Beitrag ist reich bebildert, weil ich etwas in nostalgischer Erinnerung tief in meinem Archiv gekramt habe und letztendlich mehr Bilder ausgewählt habe, als ich wollte. Aber vielleicht ist es für manche Leser ganz interessant, mal verschiedenste Motive mit schiefer Beleuchtung zu sehen. Der Beitrag ist auch eine Rückblende in meine mikroskopische Herkunft. Im Jahre 1980 habe ich mir das Will VB 165 mit achromatischen Objektiven gekauft (damals mühsam zusammen gekratzte 1800,- DM), an dem ich meine „mikroskopischen Lehrjahre“ absolviert habe. Ich habe das Mikroskop natürlich aufbewahrt:
Schon kurz danach begann ich an einer Blende für die Realisierung der schiefen Beleuchtung an diesem Mikroskop zu arbeiten. Etwa 4 Jahre später hatte ich dann eine funktionstüchtige Blende, die ich auch heute noch habe:
Mein Ziel war es damals nur einen geringen Gradienten im Bild zu haben und einen „kurzen Schatten“, so dass keine Details abgedunkelt wurden. Dies gelang mir mit einer sehr einfachen Blende, deren Funktion ich in meinem allerersten Mikrokosmos Artikel 1995 veröffentlicht habe (s. Literaturhinweis unten). Im Vergleich zu meiner heutigen Ausstattung hatte mein VB165 sehr preisgünstige, achromatische Objektive. So hat das 4X Objektiv damals 60 DM gekostet und das 100 X Objektiv ca. 300 DM. Das war damals viel Geld für mich. Ich habe mit Hilfe der Blende, einem leichten Umfokussierung des Okulars zur Projektion auf die Filmebene und einer Unterbelichtung der Diafilme wahrscheinlich alles rausgeholt, was diese Optik hergab. Das Mikroskop verwende ich auch heute noch.
Im folgenden möchte ich zeigen, was ich damals mit einer achromatische Optik und der schiefen Beleuchtung realisieren konnte, im direkten Vergleich zum DIK und meiner jetzigen Plan-Fluorit Optik. Dieser Vergleich hinkt natürlich durch die wesentlich bessere Qualität der PlanFl Objektive. Mir geht es aber hier eher um den Vergleich der Techniken, was man damit sichtbar machen kann und was nicht. Damit es etwas vergleichbarer wird, habe ich mich bemüht, nur gegen DIK Aufnahmen zu vergleichen, die ebenfalls auf Diafilm aufgenommen wurden und etwas genauso alt sind wie die ausgewählten mit der schiefen Beleuchtungen. Außerdem habe ich versucht, DIK Aufnahmen mit den gleichen Objekten zu finden. Wesentlich vergleichbarer wären natürlich beide Techniken an dem gleichen Mikroskop zu realisieren. Mein DIK-Kondensor am BX 50 hat jedoch nur nA = 0.9 und ist somit ungeeignet für die schiefe Beleuchtung mit dieser Blende. Die unten stehenden Vergleich sind also sehr subjektiv, da sie mit unterschiedlichen Mikroskopen und qualitativ unterschiedlich Optiken aufgenommen wurden. Trotzdem ist der Vergleich ganz interessant. Alle hier gezeigten Bilder sind mit den gleichen Techniken nachbearbeitet (Entrauschen, Farbkorrektur und Kontrastanhebung). Besonders bei Objekten mit stark variierender Brechkraft innerhalb des Objektes und entsprechender Nachbearbeitung in der Bildverarbeitung kann man Ergebnisse erzielen, die dem DIK sehr ähnlich sehen.
Hier paar Beispiele zum Vergleich schiefe Bel./DIK:
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Hier ein Vergleich, der nicht nur die schiefe Beleuchtung mit DIK vergleicht, sondern auch zwischen Diafilm und digitalem Bildsensor. Mit Einführung der Digitalkameras hat sich die Bildqualität von Mikroaufnahmen meiner Ansicht nach wesentlich verbessert. Die digitale Aufnahme in der folgenden Serie ist mit einer Olympus E-P1 aufgenommen worden. Inzwischen verwende ich die Olympus E-P5, die noch mal einen Ticken besser ist (http://www.mikro-tuemplerforum.at/viewt ... p=941#p941):
Die Spreu trennt sich erst vom Weizen, wenn es ans Eingemachte geht, also wenn feinste Strukturen mit geringen Unterschieden in der Brechkraft "auseinandergefummelt" werden müssen. Hier zeigt DIK seine Stärke. Z.B. was die Darstellung der Cilienmusters von Ciliaten angeht. Dafür muss man die Pellikula des leicht angepressten Ciliaten betrachten. Die Cilien "pappen" dann auf der Zelloberfläche. Trotzdem kann DIK die Cilien auch dann noch gut darstellen. Ein gutes Beispiel ist die kürzlich eingestellte Aufnahme der linken Seite von Amphileptus pleurosigma, wo man die borstenartigen Cilien erkennen kann (http://www.mikro-tuemplerforum.at/viewt ... f=23&t=454). Diese Aufnahme wäre mit schiefer Beleuchtung wahrscheinlich nicht möglich gewesen. Aus meiner Erfahrung ist es auch so, dass der Azimuth-Effekt der schiefen Beleuchtung (und damit der Kontrast) bei höheren Vergrößerungen geringer wird, weil es immer schwieriger wird, mit einer entsprechend hohen Apertur schräg zu Beleuchten (diese Beobachtung mag aber an meinem damaligen Equipment gelegen haben, kein immergierter Kondensor). Es gibt noch zahlreiche andere Objekte, die mit schiefer Beleuchtung schwierig darzustellen sind, wie z.B. zarte Schleimhüllen, Spicula und Schuppen von Heliozoen, Mundbewimperung von Ciliaten oder die Strukturierung der Pellikula von Ciliaten. Hier einige Beispiele, bei denen DIK die Nase vorn hat:
Zum Schluss noch ein paar weitere Objekte mit schiefer Beleuchtung ohne DIK-Vergleich, wo ich nicht widerstehen konnte, sie hier auch noch zu zeigen:
Auch wenn die schiefe Beleuchtung letztendlich einem DIK nicht das Wasser reichen kann, muss man natürlich noch das Preis/Leistungs-Verhältnis betrachten. Und da schneidet die schiefe Beleuchtung unschlagbar gut ab und wenn man etwas damit rumfummelt, erhält man sehr gute Resultate.
Viel Spass beim lesen, anschauen und vielleicht nachmachen!
Martin
Lit.:
Kreutz, M. (1995): Eine modifierte schiefe Beleuchtung. – Mikrokosmos, 84: 197-199.
praktisch alle Mikrofotos, die ich in diesem Forum und auch sonst im Internet einstelle, sind mit DIK aufgenommen. Bereits im Jahre 1994 bin ich mit meinem Olympus BX 50 auf DIK umgestiegen (http://www.mikro-tuemplerforum.at/viewt ... f=35&t=308). Vorher habe ich fast ausschließlich mit der schiefen Beleuchtung gearbeitet. Der folgende Beitrag ist reich bebildert, weil ich etwas in nostalgischer Erinnerung tief in meinem Archiv gekramt habe und letztendlich mehr Bilder ausgewählt habe, als ich wollte. Aber vielleicht ist es für manche Leser ganz interessant, mal verschiedenste Motive mit schiefer Beleuchtung zu sehen. Der Beitrag ist auch eine Rückblende in meine mikroskopische Herkunft. Im Jahre 1980 habe ich mir das Will VB 165 mit achromatischen Objektiven gekauft (damals mühsam zusammen gekratzte 1800,- DM), an dem ich meine „mikroskopischen Lehrjahre“ absolviert habe. Ich habe das Mikroskop natürlich aufbewahrt:
Schon kurz danach begann ich an einer Blende für die Realisierung der schiefen Beleuchtung an diesem Mikroskop zu arbeiten. Etwa 4 Jahre später hatte ich dann eine funktionstüchtige Blende, die ich auch heute noch habe:
Mein Ziel war es damals nur einen geringen Gradienten im Bild zu haben und einen „kurzen Schatten“, so dass keine Details abgedunkelt wurden. Dies gelang mir mit einer sehr einfachen Blende, deren Funktion ich in meinem allerersten Mikrokosmos Artikel 1995 veröffentlicht habe (s. Literaturhinweis unten). Im Vergleich zu meiner heutigen Ausstattung hatte mein VB165 sehr preisgünstige, achromatische Objektive. So hat das 4X Objektiv damals 60 DM gekostet und das 100 X Objektiv ca. 300 DM. Das war damals viel Geld für mich. Ich habe mit Hilfe der Blende, einem leichten Umfokussierung des Okulars zur Projektion auf die Filmebene und einer Unterbelichtung der Diafilme wahrscheinlich alles rausgeholt, was diese Optik hergab. Das Mikroskop verwende ich auch heute noch.
Im folgenden möchte ich zeigen, was ich damals mit einer achromatische Optik und der schiefen Beleuchtung realisieren konnte, im direkten Vergleich zum DIK und meiner jetzigen Plan-Fluorit Optik. Dieser Vergleich hinkt natürlich durch die wesentlich bessere Qualität der PlanFl Objektive. Mir geht es aber hier eher um den Vergleich der Techniken, was man damit sichtbar machen kann und was nicht. Damit es etwas vergleichbarer wird, habe ich mich bemüht, nur gegen DIK Aufnahmen zu vergleichen, die ebenfalls auf Diafilm aufgenommen wurden und etwas genauso alt sind wie die ausgewählten mit der schiefen Beleuchtungen. Außerdem habe ich versucht, DIK Aufnahmen mit den gleichen Objekten zu finden. Wesentlich vergleichbarer wären natürlich beide Techniken an dem gleichen Mikroskop zu realisieren. Mein DIK-Kondensor am BX 50 hat jedoch nur nA = 0.9 und ist somit ungeeignet für die schiefe Beleuchtung mit dieser Blende. Die unten stehenden Vergleich sind also sehr subjektiv, da sie mit unterschiedlichen Mikroskopen und qualitativ unterschiedlich Optiken aufgenommen wurden. Trotzdem ist der Vergleich ganz interessant. Alle hier gezeigten Bilder sind mit den gleichen Techniken nachbearbeitet (Entrauschen, Farbkorrektur und Kontrastanhebung). Besonders bei Objekten mit stark variierender Brechkraft innerhalb des Objektes und entsprechender Nachbearbeitung in der Bildverarbeitung kann man Ergebnisse erzielen, die dem DIK sehr ähnlich sehen.
Hier paar Beispiele zum Vergleich schiefe Bel./DIK:
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Hier ein Vergleich, der nicht nur die schiefe Beleuchtung mit DIK vergleicht, sondern auch zwischen Diafilm und digitalem Bildsensor. Mit Einführung der Digitalkameras hat sich die Bildqualität von Mikroaufnahmen meiner Ansicht nach wesentlich verbessert. Die digitale Aufnahme in der folgenden Serie ist mit einer Olympus E-P1 aufgenommen worden. Inzwischen verwende ich die Olympus E-P5, die noch mal einen Ticken besser ist (http://www.mikro-tuemplerforum.at/viewt ... p=941#p941):
Die Spreu trennt sich erst vom Weizen, wenn es ans Eingemachte geht, also wenn feinste Strukturen mit geringen Unterschieden in der Brechkraft "auseinandergefummelt" werden müssen. Hier zeigt DIK seine Stärke. Z.B. was die Darstellung der Cilienmusters von Ciliaten angeht. Dafür muss man die Pellikula des leicht angepressten Ciliaten betrachten. Die Cilien "pappen" dann auf der Zelloberfläche. Trotzdem kann DIK die Cilien auch dann noch gut darstellen. Ein gutes Beispiel ist die kürzlich eingestellte Aufnahme der linken Seite von Amphileptus pleurosigma, wo man die borstenartigen Cilien erkennen kann (http://www.mikro-tuemplerforum.at/viewt ... f=23&t=454). Diese Aufnahme wäre mit schiefer Beleuchtung wahrscheinlich nicht möglich gewesen. Aus meiner Erfahrung ist es auch so, dass der Azimuth-Effekt der schiefen Beleuchtung (und damit der Kontrast) bei höheren Vergrößerungen geringer wird, weil es immer schwieriger wird, mit einer entsprechend hohen Apertur schräg zu Beleuchten (diese Beobachtung mag aber an meinem damaligen Equipment gelegen haben, kein immergierter Kondensor). Es gibt noch zahlreiche andere Objekte, die mit schiefer Beleuchtung schwierig darzustellen sind, wie z.B. zarte Schleimhüllen, Spicula und Schuppen von Heliozoen, Mundbewimperung von Ciliaten oder die Strukturierung der Pellikula von Ciliaten. Hier einige Beispiele, bei denen DIK die Nase vorn hat:
Zum Schluss noch ein paar weitere Objekte mit schiefer Beleuchtung ohne DIK-Vergleich, wo ich nicht widerstehen konnte, sie hier auch noch zu zeigen:
Auch wenn die schiefe Beleuchtung letztendlich einem DIK nicht das Wasser reichen kann, muss man natürlich noch das Preis/Leistungs-Verhältnis betrachten. Und da schneidet die schiefe Beleuchtung unschlagbar gut ab und wenn man etwas damit rumfummelt, erhält man sehr gute Resultate.
Viel Spass beim lesen, anschauen und vielleicht nachmachen!
Martin
Lit.:
Kreutz, M. (1995): Eine modifierte schiefe Beleuchtung. – Mikrokosmos, 84: 197-199.