Thysanomorpha bellerophon - ein sehr seltenes und eigenartiges Wimperntier
Verfasst: 24. Mai 2020, 17:35
Liebes Forum,
als ich vor ca. 14 Tagen in einem meiner Mikroaquarien ein sehr eigenartiges Wimperntier, das ich überhaupt nicht einordnen konnte, fand, bat ich Martin Kreutz um Hilfe (nochmals Danke, Martin). Die Überraschung war groß, als ich erfuhr, dass ich Thysanomorpha bellerophon (PENARD, 1914) gefunden habe, einen sehr seltenen und eigentümlichen Ciliaten, dessen Lebensweise nahezu unbekannt ist. Obwohl ich das Habitat kannte, in dem dieses Wimperntier vorkommt, gelang es mir die nächsten zwei Wochen nicht, nochmals ein Exemplar zu beobachten. Als ich schon fast aufgeben wollte, fand ich doch noch eine Methode, einigermaßen zuverlässig die Tiere aus den Proben zu separieren und insgesamt 5 Exemplare über einige Tage in einem Mikroaquarium zu beobachten. Deshalb ist es mir möglich, hier über die Separationsmethode für und die Morphologie und Lebensweise von T. bellerophon zu berichten.
Bild 1: T. bellerophon, Fundort GPS: N 49.128588 E 12.128241
Der Fundort ist ein seit Jahrzehnten unbewirtschafteter Fischteich in der Nähe von Regenstauf. Er wird durch den Ellerbach gespeist, einem ausschließlich von Niederschlagswasser gebildeten kleinen Bach, der etwas nördlich von Regenstauf in den Regen mündet und ist der erste einer Treppe von Fischweihern. Der Teich ist von großen Laubbäumen umgeben und erfährt durch deren Laub im Herbst einen sehr großen Nährstoffeintrag. Deshalb ist der gesamte Teich bis wenige Zentimeter unter der Oberfläche mit Falllaub bzw. Faulschlamm gefüllt. Dieses sauerstoffarme und schwefelwasserstoffreiche Sapropel ist ein erstaunlich reichhaltiger Lebensraum und lohnt immer eine Probennahme. Um die speziellen Bedingungen der Proben nicht zu verfälschen, sollten die Proben luft- und lichtdicht (z.B. in alten Filmdosen) aufbewahrt werden. Viele Organismen vertragen den erhöhten Sauerstoffeintrag bzw. -produktion bei offener Aufbewahrung im Hellen nur sehr schlecht.
T. bellerophon lebt in diesem Sapropel und ist kaum von dem ihn umgebenden Schlamm zu separieren. Wie ich später ausführen werde, lebt das Tier die meiste Zeit sessil auf den Schlammflocken und ist deshalb kaum zu finden.
Bild 2: T. bellerophon, Separierung mit "Teebeutel-Methode"
Um die Tiere aus dem Schlamm hervor zu locken, habe ich eine Portion Schlamm in ein feines Netzgewebe (ähnlich einem Plankton-Netz) gefüllt und mit einem Faden zugebunden. Dieser "Teebeutel" wurde denn in ein spitz zulaufendes Glas (ich verwende billige Einweg-Sektgläser) mit Fundortwasser gehängt und über Nacht stehen gelassen. Während dieser Zeit verlassen viele der motilen Organismen durch ihre natürlichen Bewegungen den "Teebeutel" und gelangen in das frei Wasser. Hier sinken sie zum Grund des Sektglases ab und konzentrieren sich hier auf. Mit einer langen Pipette ist es dann leicht möglich, dieses Konzentrat aus der Spitze des Glases in ein Präparat zu überführen. Diese Separationsmethode ist an den sog. Bärmann-Trichter angelehnt, mit dem Nematoden aus Kotproben extrahiert werden. Auf diese Weise konnte ein Mikroaquarium mit fünf Exemplaren von T. bellerophon erstellt werden, die sich jetzt - nach 4 Tagen - immer noch guter Gesundheit erfreuen und über eine längeren Zeitraum beobachtet werden konnten.
T. bellerophon erwies sich leider als sehr helligkeitsempfindlich, so das die folgenden Fotos bei sehr wenig Licht und im Mikroaquarium bei relativ großer Schichtdicke aufgenommen werden mussten. Deshalb ist die Qualität leider nicht so, wie ich sie mir gewünscht hätte.
Bild 3: T. bellerophon, frei schwimmend
Wenn man T. bellerophon schwimmend antrifft, fällt der etwa 150µm große Ciliat durch einen Gürtel von pilzförmigen Auswüchsen auf, der sich um die Kontur des Tieres zieht. Da das Wimperntier sich in einem Mikroaquarium frei bewegen kann und beim Schwimmen ständig rotiert, ist es mir nicht gelungen, die Auswüchse beidseitig scharf abzubilden. Um die Gestalt des Tieres zu würdigen, muss ich daher auf den unten angegebenen Film verweisen, der auch diese Schwimmphase zeigt. Diese "Auswüchse" sind kontrahierte Tentakel, die das Tier beim Schwimmen eingezogen hat.
Bild 4: T. bellerophon, kontrahierte Tentakel, links lateral, rechts von oben
Bei genauere Betrachtung fällt auf, dass an der Spitze dieser Tentakel ein Bündel leicht gebogener, stabförmiger Extrusome sitzen, die bei Bedarf blitzschnell ausgestoßen werden können. Diesen Extrusomen verdankt das Tier seine Namen "Bellerophon", der ein griechischer Sagenheld und berühmter Bogenschütze war, der vom Rücken seines geflügeltem Pferdes Pegasus so manches Monster erlegte. Knapp unterhalb der Tentakelspize entspringen einige Tastcilien, die wohl eine Sinnesfunktion besitzen und möglicherweise die Auslösung der Extrusome steuern.
Bild 5: T. bellerophon, abgefeuerte Extrusome
Wartet man die erste Panik der Tiere ab und reduziert die Mikroskopbeleuchtung soweit wie möglich, beginnen die Tiere sich einen guten Platz zwischen den Detritusflocken zu suchen, an dem sie sich niederlassen und die Tentakel ausfahren:
Bild 6: T. bellerophon, in Lauerstellung mit expandierten Tentakel
Ein Teil der Tentakel wird verwendet um das Tier fest am Substrat zu verankern, währen ein anderer Teil zum Beutefang frei bleibt.
Bild 7: T. bellerophon, expandierte Haltetentakel, Inset: Tentakel beim Expandieren
Die Tentakel können eine Länge von 130µm erreichen und tragen an der Spitze weiterhin das Extrusomenbündel. Bei den Haltetentakel werden die Extrusome etwas zurückgezogen, so dass der bei den Fangtentakel der ansonsten innen liegende Kragen den Abschluss des Tentakels bildet und wie ein Saugnapf kreisförmig am Substrat anliegt.
Bild 8: T. bellerophon, Fangtentakel mit Extrusomen an der Spitze
Bei den frei im Wasser schwingenden Fangtentakel dagegen verbleibt das Extrusomenbündel an der Tentakelspitze, so dass es zum Beutefang eingesetzt werden kann.
Bild 9: T. bellerophon, Basalkörper
Auffallen ist, dass sich am Fuß der expandierten Tentakel meist ein relativ großer, runder Basalkörper findet. Dies ist bei Tetakeln, die am Rande der kontraktilen Vakuole entspringen besonders gut zu beobachten.
Wie eine Spinne in ihrem Netz wartet T. bellerophon nun ab, bis sich eine Ihm genehme Beute seinen Fangtentakeln nähert. Dabei werden andere Wimperntiere, Flagellaten oder Algen ignoriert. Ab und an verfängt sich mal ein Wimperntier an der Spitze der Fangtentakeln, die aber ihre Extrusome nicht abfeuern. Man kann dann beobachten, dass die "Beute" an der Tentakel haftet und sich dann mit einer leichten Anstrengung wieder befreit. Auch die Fangtentakel haben beim Kontakt mit Substrat (oder den "Beutetier") also eine Haftfunktion.
Bei meinen Beobachtungen konnte ich nur den Fang eines Gastrotrichen beobachten (und filmen):
Bild 10: T. bellerophon, Anheften eines Fangtentakels an die Beute
Ein Bauchhärling (Ichthydium sp.) gelangte in den Bereich des Lauerjägers und berührte eine der Fangtentakel. Die Extrusome wurden nicht ausgelöst, aber die Tentakel haftete an der ahnungslosen Beute. Erst bei der Berührung der zweiten Fangtentakel wurden die Extrusome ausgelöst und der Gastrotrich innerhalb Sekundenbruchteilen erlegt.
Bild 11: T. bellerophon, der zweite Fangtentakel feuert die Extrusome auf die Beute und haftet ebenfalls an der Beute
Die Beute kann sich noch vom Zugriff der anhaftenden Tentakel befreien, ist aber bereits tödlich getroffen.
Bild 12: T. bellerophon, nach der Tötung der beute sind in beiden beteiligten Fangtentakel keine Extrusome mehr vorhanden
In beiden Fangtentakeln finden sich nach der Aktion keine (oder nur sehr wenige) Extrusome. Anscheinend hat auch die erste Fangtentakel ihre Extrusome verfeuert. Im Folgenden werden alle Tenkakel eingeschmolzen und T. bellerophon geht wieder in die "Schwimm-Konfiguration" über. Das Tier dreht sich so, dass die erlegte Beute vom Zellmund aufgenommen werden kann:
Bild 13: T. bellerophon, Verschlingen der Beute
Anschließend sucht sich das Tier einen neuen Platz zum Auflauern auf eine neue Beute. Dabei haben sich alle beobachteten Tiere innerhalb von 3 Tagen nur um wenige Millimeter im Präparat bewegt. T. bellerophon verbringt also einen Großteil seines Lebens fest an die Detritusflocken seiner Umgebung angeheftet. Dies mag der Hauptgrund sein, warum das Tier nur so selten beobachtet wurde.
In der neuen Lauerstellung werden die verfeuerten Extrusome in den Tentakeln wieder ergänzt. An der Oberfläche des Tieres ist ein Vorrat der Extrusomen eingelagert und wird von hier in die Tentakel transportiert, wo sie langsam bis zur Spitze wandern.
Bild 14: T. bellerophon, Ersetzen der verbrauchten Extrusome
Den Beutefang konnte ich filmen:
Bild 15: T. bellerophon, zum Starten des Films bitte anklicken
Ich glaube, das dies die ersten Beobachtungen des Beutefangs dieses Lauerjägers im sapropelen Lückenraum sind und helfen, die Funktion der Tentakel zu klären.
Ich hoffe, dieser Beitrag war für Euch von Interesse.
Viele Grüße
Michael
als ich vor ca. 14 Tagen in einem meiner Mikroaquarien ein sehr eigenartiges Wimperntier, das ich überhaupt nicht einordnen konnte, fand, bat ich Martin Kreutz um Hilfe (nochmals Danke, Martin). Die Überraschung war groß, als ich erfuhr, dass ich Thysanomorpha bellerophon (PENARD, 1914) gefunden habe, einen sehr seltenen und eigentümlichen Ciliaten, dessen Lebensweise nahezu unbekannt ist. Obwohl ich das Habitat kannte, in dem dieses Wimperntier vorkommt, gelang es mir die nächsten zwei Wochen nicht, nochmals ein Exemplar zu beobachten. Als ich schon fast aufgeben wollte, fand ich doch noch eine Methode, einigermaßen zuverlässig die Tiere aus den Proben zu separieren und insgesamt 5 Exemplare über einige Tage in einem Mikroaquarium zu beobachten. Deshalb ist es mir möglich, hier über die Separationsmethode für und die Morphologie und Lebensweise von T. bellerophon zu berichten.
Bild 1: T. bellerophon, Fundort GPS: N 49.128588 E 12.128241
Der Fundort ist ein seit Jahrzehnten unbewirtschafteter Fischteich in der Nähe von Regenstauf. Er wird durch den Ellerbach gespeist, einem ausschließlich von Niederschlagswasser gebildeten kleinen Bach, der etwas nördlich von Regenstauf in den Regen mündet und ist der erste einer Treppe von Fischweihern. Der Teich ist von großen Laubbäumen umgeben und erfährt durch deren Laub im Herbst einen sehr großen Nährstoffeintrag. Deshalb ist der gesamte Teich bis wenige Zentimeter unter der Oberfläche mit Falllaub bzw. Faulschlamm gefüllt. Dieses sauerstoffarme und schwefelwasserstoffreiche Sapropel ist ein erstaunlich reichhaltiger Lebensraum und lohnt immer eine Probennahme. Um die speziellen Bedingungen der Proben nicht zu verfälschen, sollten die Proben luft- und lichtdicht (z.B. in alten Filmdosen) aufbewahrt werden. Viele Organismen vertragen den erhöhten Sauerstoffeintrag bzw. -produktion bei offener Aufbewahrung im Hellen nur sehr schlecht.
T. bellerophon lebt in diesem Sapropel und ist kaum von dem ihn umgebenden Schlamm zu separieren. Wie ich später ausführen werde, lebt das Tier die meiste Zeit sessil auf den Schlammflocken und ist deshalb kaum zu finden.
Bild 2: T. bellerophon, Separierung mit "Teebeutel-Methode"
Um die Tiere aus dem Schlamm hervor zu locken, habe ich eine Portion Schlamm in ein feines Netzgewebe (ähnlich einem Plankton-Netz) gefüllt und mit einem Faden zugebunden. Dieser "Teebeutel" wurde denn in ein spitz zulaufendes Glas (ich verwende billige Einweg-Sektgläser) mit Fundortwasser gehängt und über Nacht stehen gelassen. Während dieser Zeit verlassen viele der motilen Organismen durch ihre natürlichen Bewegungen den "Teebeutel" und gelangen in das frei Wasser. Hier sinken sie zum Grund des Sektglases ab und konzentrieren sich hier auf. Mit einer langen Pipette ist es dann leicht möglich, dieses Konzentrat aus der Spitze des Glases in ein Präparat zu überführen. Diese Separationsmethode ist an den sog. Bärmann-Trichter angelehnt, mit dem Nematoden aus Kotproben extrahiert werden. Auf diese Weise konnte ein Mikroaquarium mit fünf Exemplaren von T. bellerophon erstellt werden, die sich jetzt - nach 4 Tagen - immer noch guter Gesundheit erfreuen und über eine längeren Zeitraum beobachtet werden konnten.
T. bellerophon erwies sich leider als sehr helligkeitsempfindlich, so das die folgenden Fotos bei sehr wenig Licht und im Mikroaquarium bei relativ großer Schichtdicke aufgenommen werden mussten. Deshalb ist die Qualität leider nicht so, wie ich sie mir gewünscht hätte.
Bild 3: T. bellerophon, frei schwimmend
Wenn man T. bellerophon schwimmend antrifft, fällt der etwa 150µm große Ciliat durch einen Gürtel von pilzförmigen Auswüchsen auf, der sich um die Kontur des Tieres zieht. Da das Wimperntier sich in einem Mikroaquarium frei bewegen kann und beim Schwimmen ständig rotiert, ist es mir nicht gelungen, die Auswüchse beidseitig scharf abzubilden. Um die Gestalt des Tieres zu würdigen, muss ich daher auf den unten angegebenen Film verweisen, der auch diese Schwimmphase zeigt. Diese "Auswüchse" sind kontrahierte Tentakel, die das Tier beim Schwimmen eingezogen hat.
Bild 4: T. bellerophon, kontrahierte Tentakel, links lateral, rechts von oben
Bei genauere Betrachtung fällt auf, dass an der Spitze dieser Tentakel ein Bündel leicht gebogener, stabförmiger Extrusome sitzen, die bei Bedarf blitzschnell ausgestoßen werden können. Diesen Extrusomen verdankt das Tier seine Namen "Bellerophon", der ein griechischer Sagenheld und berühmter Bogenschütze war, der vom Rücken seines geflügeltem Pferdes Pegasus so manches Monster erlegte. Knapp unterhalb der Tentakelspize entspringen einige Tastcilien, die wohl eine Sinnesfunktion besitzen und möglicherweise die Auslösung der Extrusome steuern.
Bild 5: T. bellerophon, abgefeuerte Extrusome
Wartet man die erste Panik der Tiere ab und reduziert die Mikroskopbeleuchtung soweit wie möglich, beginnen die Tiere sich einen guten Platz zwischen den Detritusflocken zu suchen, an dem sie sich niederlassen und die Tentakel ausfahren:
Bild 6: T. bellerophon, in Lauerstellung mit expandierten Tentakel
Ein Teil der Tentakel wird verwendet um das Tier fest am Substrat zu verankern, währen ein anderer Teil zum Beutefang frei bleibt.
Bild 7: T. bellerophon, expandierte Haltetentakel, Inset: Tentakel beim Expandieren
Die Tentakel können eine Länge von 130µm erreichen und tragen an der Spitze weiterhin das Extrusomenbündel. Bei den Haltetentakel werden die Extrusome etwas zurückgezogen, so dass der bei den Fangtentakel der ansonsten innen liegende Kragen den Abschluss des Tentakels bildet und wie ein Saugnapf kreisförmig am Substrat anliegt.
Bild 8: T. bellerophon, Fangtentakel mit Extrusomen an der Spitze
Bei den frei im Wasser schwingenden Fangtentakel dagegen verbleibt das Extrusomenbündel an der Tentakelspitze, so dass es zum Beutefang eingesetzt werden kann.
Bild 9: T. bellerophon, Basalkörper
Auffallen ist, dass sich am Fuß der expandierten Tentakel meist ein relativ großer, runder Basalkörper findet. Dies ist bei Tetakeln, die am Rande der kontraktilen Vakuole entspringen besonders gut zu beobachten.
Wie eine Spinne in ihrem Netz wartet T. bellerophon nun ab, bis sich eine Ihm genehme Beute seinen Fangtentakeln nähert. Dabei werden andere Wimperntiere, Flagellaten oder Algen ignoriert. Ab und an verfängt sich mal ein Wimperntier an der Spitze der Fangtentakeln, die aber ihre Extrusome nicht abfeuern. Man kann dann beobachten, dass die "Beute" an der Tentakel haftet und sich dann mit einer leichten Anstrengung wieder befreit. Auch die Fangtentakel haben beim Kontakt mit Substrat (oder den "Beutetier") also eine Haftfunktion.
Bei meinen Beobachtungen konnte ich nur den Fang eines Gastrotrichen beobachten (und filmen):
Bild 10: T. bellerophon, Anheften eines Fangtentakels an die Beute
Ein Bauchhärling (Ichthydium sp.) gelangte in den Bereich des Lauerjägers und berührte eine der Fangtentakel. Die Extrusome wurden nicht ausgelöst, aber die Tentakel haftete an der ahnungslosen Beute. Erst bei der Berührung der zweiten Fangtentakel wurden die Extrusome ausgelöst und der Gastrotrich innerhalb Sekundenbruchteilen erlegt.
Bild 11: T. bellerophon, der zweite Fangtentakel feuert die Extrusome auf die Beute und haftet ebenfalls an der Beute
Die Beute kann sich noch vom Zugriff der anhaftenden Tentakel befreien, ist aber bereits tödlich getroffen.
Bild 12: T. bellerophon, nach der Tötung der beute sind in beiden beteiligten Fangtentakel keine Extrusome mehr vorhanden
In beiden Fangtentakeln finden sich nach der Aktion keine (oder nur sehr wenige) Extrusome. Anscheinend hat auch die erste Fangtentakel ihre Extrusome verfeuert. Im Folgenden werden alle Tenkakel eingeschmolzen und T. bellerophon geht wieder in die "Schwimm-Konfiguration" über. Das Tier dreht sich so, dass die erlegte Beute vom Zellmund aufgenommen werden kann:
Bild 13: T. bellerophon, Verschlingen der Beute
Anschließend sucht sich das Tier einen neuen Platz zum Auflauern auf eine neue Beute. Dabei haben sich alle beobachteten Tiere innerhalb von 3 Tagen nur um wenige Millimeter im Präparat bewegt. T. bellerophon verbringt also einen Großteil seines Lebens fest an die Detritusflocken seiner Umgebung angeheftet. Dies mag der Hauptgrund sein, warum das Tier nur so selten beobachtet wurde.
In der neuen Lauerstellung werden die verfeuerten Extrusome in den Tentakeln wieder ergänzt. An der Oberfläche des Tieres ist ein Vorrat der Extrusomen eingelagert und wird von hier in die Tentakel transportiert, wo sie langsam bis zur Spitze wandern.
Bild 14: T. bellerophon, Ersetzen der verbrauchten Extrusome
Den Beutefang konnte ich filmen:
Bild 15: T. bellerophon, zum Starten des Films bitte anklicken
Ich glaube, das dies die ersten Beobachtungen des Beutefangs dieses Lauerjägers im sapropelen Lückenraum sind und helfen, die Funktion der Tentakel zu klären.
Ich hoffe, dieser Beitrag war für Euch von Interesse.
Viele Grüße
Michael