Ophryoglena vs. Frontonia sp.
Verfasst: 13. Oktober 2019, 21:43
Liebe Tümpler,
nach den Regenfällen habe ich wieder einmal aus der Pfütze vor dem Haus geschöpft. Die Pfütze grenzt an einen Acker und liegt direkt neben der Straße in der Fahrspur der Landmaschinen. Heute habe ich versucht die in der Probe enthaltenen Ciliaten zu bestimmen und zu vereinzeln. Bei der Durchmusterung einer Probe mit dem Stemi fielen einige unförmige, grüne Ciliaten auf, die ich mir näher ansah. Einige flinke Burschen schossen stets durch die Probe. Einen der flinken Zeppeline habe ich unabsichtlich mit in die Probe bekommen. Bodenbewohnende Ciliaten sind sehr angepasst an die kurzen Nassphasen ihrer Habitate. Insbesondere sind sie sehr gierig, und die Lebenszyklen oft komplex (vgl. Prorodon hier im Forum). Nach dem langen Sommer geht es hier zur Zeit ab, wie "das große Fressen".
Ophryoglena Arten sind bei Foissner et al. (1994) ohne Benennung einer bestimmten Art benannt. Ophryoglena Arten ernähren sich histophag, also von Aas. Innerhalb des Lebenszyklus kommen hyaline Formen vor, die ähnlich gierig wie Prorodon Nahrung aufnehmen. In meiner Probe platzte einer der grünen, unförmigen Ciliaten leider rasch, so dass ich ihn nicht genau bestimmen konnte. Das Mundfeld erinnert sehr an Frontonia, die äußere stets asymmetrisch bis herzförmig oder dreieckig erscheinende Form lässt jedoch eher eine Disematostoma Art vermuten. Die grüne Farbe rührt von größeren Algen her, die die Individuen derzeit mit Vorliebe verspeisen. Die hyaline Ophryoglena witterte sofort ihre Chance, war rasch an Ort und Stelle und begann sofort den größeren Ciliaten zu attackieren. Sie schwamm sofort in die aufgeplatzte Zelle und begann ihn von innen her auszuweiden. Dabei nahm das Individuum rasch an Größe zu, bis es sich unter dem Deckglas selbst kaum noch drehen und wenden konnte. Die Gier war jedoch so groß, dass es bis zuletzt weiterfraß.
Aufnahmen: Zeiss Axio Lab.A1, Plan-Neofluar 40/0,75, schiefe Beleuchtung, Canon EOS 77D.
Viele Spaß beim Ansehen.
Thilo
Bild 1: Hungerndes Individuum vor der Fressattacke. Zwei pulsierende Vakuolen sind gut sichtbar. Die seitliche Mundöffnung mit dem geweiteten Schlund liegt vorne rechts unten zur Seite gerichtet im vorderen Drittel der Zelle.
Bild 2: Ophryoglena hat schnell eine Öffnung der geplatzten Frontonia(?) ausgemacht und schwamm hinein, um das tote Tier auszuweiden. Rechts unten ist die Mundöffnung der Disematostoma(?) zu erkennen (M).
Bild 3: Die Mundöffnung von Ophryoglena ist sehr charakteristisch. Sie liegt im vorderen Drittel seitlich und hat die Form einer Spirale, wie eine Sechs. Darin eingebettet liegt das von Foissner so bezeichnete Uhrglaskörperchen. Die undulierende Membran ist hier deutlich mit dem Wimpernkranz zu sehen.
Bild 4: Fokussiert man etwas tiefer in die Mundöffnung von Ophryoglena hinein, wird deutlich, warum Foissner et al. (1994) dieses Organell "Uhrglaskörperchen" nannten. Ebenfalls in dieser Tiefe zu erkennen sind die verschlungenen adoralen Membranellen.
Bild 5: Die hier abgebildete Art hat eine pulsierende Vakuole, die nicht von langen Kanälchen, sondern größeren Vesikeln befüllt wird. Diese Vesikel nahe der Vakuole werden hier in der Seitenansicht deutlich.
nach den Regenfällen habe ich wieder einmal aus der Pfütze vor dem Haus geschöpft. Die Pfütze grenzt an einen Acker und liegt direkt neben der Straße in der Fahrspur der Landmaschinen. Heute habe ich versucht die in der Probe enthaltenen Ciliaten zu bestimmen und zu vereinzeln. Bei der Durchmusterung einer Probe mit dem Stemi fielen einige unförmige, grüne Ciliaten auf, die ich mir näher ansah. Einige flinke Burschen schossen stets durch die Probe. Einen der flinken Zeppeline habe ich unabsichtlich mit in die Probe bekommen. Bodenbewohnende Ciliaten sind sehr angepasst an die kurzen Nassphasen ihrer Habitate. Insbesondere sind sie sehr gierig, und die Lebenszyklen oft komplex (vgl. Prorodon hier im Forum). Nach dem langen Sommer geht es hier zur Zeit ab, wie "das große Fressen".
Ophryoglena Arten sind bei Foissner et al. (1994) ohne Benennung einer bestimmten Art benannt. Ophryoglena Arten ernähren sich histophag, also von Aas. Innerhalb des Lebenszyklus kommen hyaline Formen vor, die ähnlich gierig wie Prorodon Nahrung aufnehmen. In meiner Probe platzte einer der grünen, unförmigen Ciliaten leider rasch, so dass ich ihn nicht genau bestimmen konnte. Das Mundfeld erinnert sehr an Frontonia, die äußere stets asymmetrisch bis herzförmig oder dreieckig erscheinende Form lässt jedoch eher eine Disematostoma Art vermuten. Die grüne Farbe rührt von größeren Algen her, die die Individuen derzeit mit Vorliebe verspeisen. Die hyaline Ophryoglena witterte sofort ihre Chance, war rasch an Ort und Stelle und begann sofort den größeren Ciliaten zu attackieren. Sie schwamm sofort in die aufgeplatzte Zelle und begann ihn von innen her auszuweiden. Dabei nahm das Individuum rasch an Größe zu, bis es sich unter dem Deckglas selbst kaum noch drehen und wenden konnte. Die Gier war jedoch so groß, dass es bis zuletzt weiterfraß.
Aufnahmen: Zeiss Axio Lab.A1, Plan-Neofluar 40/0,75, schiefe Beleuchtung, Canon EOS 77D.
Viele Spaß beim Ansehen.
Thilo
Bild 1: Hungerndes Individuum vor der Fressattacke. Zwei pulsierende Vakuolen sind gut sichtbar. Die seitliche Mundöffnung mit dem geweiteten Schlund liegt vorne rechts unten zur Seite gerichtet im vorderen Drittel der Zelle.
Bild 2: Ophryoglena hat schnell eine Öffnung der geplatzten Frontonia(?) ausgemacht und schwamm hinein, um das tote Tier auszuweiden. Rechts unten ist die Mundöffnung der Disematostoma(?) zu erkennen (M).
Bild 3: Die Mundöffnung von Ophryoglena ist sehr charakteristisch. Sie liegt im vorderen Drittel seitlich und hat die Form einer Spirale, wie eine Sechs. Darin eingebettet liegt das von Foissner so bezeichnete Uhrglaskörperchen. Die undulierende Membran ist hier deutlich mit dem Wimpernkranz zu sehen.
Bild 4: Fokussiert man etwas tiefer in die Mundöffnung von Ophryoglena hinein, wird deutlich, warum Foissner et al. (1994) dieses Organell "Uhrglaskörperchen" nannten. Ebenfalls in dieser Tiefe zu erkennen sind die verschlungenen adoralen Membranellen.
Bild 5: Die hier abgebildete Art hat eine pulsierende Vakuole, die nicht von langen Kanälchen, sondern größeren Vesikeln befüllt wird. Diese Vesikel nahe der Vakuole werden hier in der Seitenansicht deutlich.