Spirostomum n.sp.
Verfasst: 12. April 2019, 19:53
Liebe Tümpler,
in einer schier nicht enden wollenden Probe aus einer der hiesigen Maare habe ich eine Spirostomum Art entdeckt, die ich hier vorübergehend als Spirostomum n.sp. (nova species) führen möchte. Die Vergleichsliteratur gab eine Bestimmung dieser Art bisher nicht her. Ich möchte sie definitiv von den übrigen Arten unterscheiden, die ebenfalls in dieser Probe vorhanden waren, nämlich Spirostomum teres (nur ein Macronucleus) sowie Spirostomum ambiguum. Sp. ambiguum ist eine der größeren Arten, welche doch recht kompakt und meist recht undurchsichtig daher kommt, da die Granula meist gefärbt ist. Die etwas kleinere Art Sp. intermedium, welche Foissner mit Sp. minus zusammenführte, ist zwar ebenfalls transparenter in der Erscheinung, jedoch erfahrungsgemäß ähnlich "plump" wie Sp. ambiguum. Kahl beschrieb mit Sp. minus einer Beschreibung von Roux (1901) folgend jedoch einen kleineren "Sumpfwurm" mit einer kontraktilen Vakuole, die im Verhältnis zur Körperlänge bis zur Hälfte der Größe betragen konnte. Die Beschreibung bei Foissner und die Gründe, weswegen man Sp. minus und Sp. intermedium zusammenführte, verwirrt daher. Ich denke, Roux beschrieb eventuell eine neue Art und Kahl stufte diese ebenfalls als neue Art ein.
Im Gegensatz hierzu hat das hier vorgestellte, nadelig zarte Geschöpf, von dem ich in den 25 µl Probenvolumen des Präparats bereits zwei Exemplare fand, eine deutlich abweichende Form und Größe. Auffällig ist die im vergleich zur Körperlänge sehr große kontraktile Vakuole, die bis zu 1/3 der Körperlänge im hinteren, deutlich schlankeren Bereich einnimmt. Eine ähnlich schlanke Art, nämlich Sp. subtilis (Boscaro et al. 2014) kann wohl ausgeschlossen werden, da unter anderem die Anordnung der Granula nicht übereinstimmt. Ferner ist anzumerken, dass sich die Exemplare, analog zu den übrigen Spirostomum Arten, ruckartig kontrahieren können und dann eine spiralig gewundene Struktur der Granula zeigen. Auch dies ist typisch für Spirostomum Arten. Darauf wies bereits Alfred Kahl (1932) hin.
Bild 1: Ein Größenvergleich von Spirostomum n.sp. (oben) und Spirostomum teres (unten). Die kontraktile Vakuole ist links oben zu sehen und beträgt bei diesem Exemplar 1/4 der Körperlänge.
Bild 2: Die Mundöffnung entspricht eindeutig der Gattung Spirostomum. Die Granula ist am vorderen Körper dreireihig, im Bereich der kontraktilen Vakuole jedoch nur einreihig.
Bild 3: Erst die Kernfärbung lässt eine Differenzierung der Phagosome (grün bis rot) und des blau markierten, moniliformen Macronucleus (Ma) zu. Hier sind einige der Pakete des Ma abgebildet, weitere liegen von Phagosomen verdeckt. Ph* markiert ein gerade an der Mundöffnung entstehendes Phagosom (Nahrungsvakuole). Gefressene Bakterien DNA ist ebenfalls bläulich gefärbt. Besonders hübsch an dieser Aufnahme finde ich die plastische, ballonförmige Struktur dieser gerade entstehenden Abschnürung eines neuen Phagosoms am inneren Ende des aufgehellten Peristoms (Pe, Mundkanal). Der Kerl hat gemessen an seiner fragilen Erscheinung einen stattlichen Appetit. Am Rand der Pellicula erkennt man, dass die Granula auch von Acridinorange gefärbt erscheint, offenbar also saure Organellen darstellt.
in einer schier nicht enden wollenden Probe aus einer der hiesigen Maare habe ich eine Spirostomum Art entdeckt, die ich hier vorübergehend als Spirostomum n.sp. (nova species) führen möchte. Die Vergleichsliteratur gab eine Bestimmung dieser Art bisher nicht her. Ich möchte sie definitiv von den übrigen Arten unterscheiden, die ebenfalls in dieser Probe vorhanden waren, nämlich Spirostomum teres (nur ein Macronucleus) sowie Spirostomum ambiguum. Sp. ambiguum ist eine der größeren Arten, welche doch recht kompakt und meist recht undurchsichtig daher kommt, da die Granula meist gefärbt ist. Die etwas kleinere Art Sp. intermedium, welche Foissner mit Sp. minus zusammenführte, ist zwar ebenfalls transparenter in der Erscheinung, jedoch erfahrungsgemäß ähnlich "plump" wie Sp. ambiguum. Kahl beschrieb mit Sp. minus einer Beschreibung von Roux (1901) folgend jedoch einen kleineren "Sumpfwurm" mit einer kontraktilen Vakuole, die im Verhältnis zur Körperlänge bis zur Hälfte der Größe betragen konnte. Die Beschreibung bei Foissner und die Gründe, weswegen man Sp. minus und Sp. intermedium zusammenführte, verwirrt daher. Ich denke, Roux beschrieb eventuell eine neue Art und Kahl stufte diese ebenfalls als neue Art ein.
Im Gegensatz hierzu hat das hier vorgestellte, nadelig zarte Geschöpf, von dem ich in den 25 µl Probenvolumen des Präparats bereits zwei Exemplare fand, eine deutlich abweichende Form und Größe. Auffällig ist die im vergleich zur Körperlänge sehr große kontraktile Vakuole, die bis zu 1/3 der Körperlänge im hinteren, deutlich schlankeren Bereich einnimmt. Eine ähnlich schlanke Art, nämlich Sp. subtilis (Boscaro et al. 2014) kann wohl ausgeschlossen werden, da unter anderem die Anordnung der Granula nicht übereinstimmt. Ferner ist anzumerken, dass sich die Exemplare, analog zu den übrigen Spirostomum Arten, ruckartig kontrahieren können und dann eine spiralig gewundene Struktur der Granula zeigen. Auch dies ist typisch für Spirostomum Arten. Darauf wies bereits Alfred Kahl (1932) hin.
Bild 1: Ein Größenvergleich von Spirostomum n.sp. (oben) und Spirostomum teres (unten). Die kontraktile Vakuole ist links oben zu sehen und beträgt bei diesem Exemplar 1/4 der Körperlänge.
Bild 2: Die Mundöffnung entspricht eindeutig der Gattung Spirostomum. Die Granula ist am vorderen Körper dreireihig, im Bereich der kontraktilen Vakuole jedoch nur einreihig.
Bild 3: Erst die Kernfärbung lässt eine Differenzierung der Phagosome (grün bis rot) und des blau markierten, moniliformen Macronucleus (Ma) zu. Hier sind einige der Pakete des Ma abgebildet, weitere liegen von Phagosomen verdeckt. Ph* markiert ein gerade an der Mundöffnung entstehendes Phagosom (Nahrungsvakuole). Gefressene Bakterien DNA ist ebenfalls bläulich gefärbt. Besonders hübsch an dieser Aufnahme finde ich die plastische, ballonförmige Struktur dieser gerade entstehenden Abschnürung eines neuen Phagosoms am inneren Ende des aufgehellten Peristoms (Pe, Mundkanal). Der Kerl hat gemessen an seiner fragilen Erscheinung einen stattlichen Appetit. Am Rand der Pellicula erkennt man, dass die Granula auch von Acridinorange gefärbt erscheint, offenbar also saure Organellen darstellt.