Trichophrya astaci - ein Sauginfusor
Verfasst: 13. Februar 2018, 21:40
Liebes Forum,
Suktorien zählen für mich zu den bizarrsten und interessantesten Mikroorganismen. Gezielt danach zu suchen ist schwer, da sie in der Natur selten in Massen auftreten. Die besten Erfolge erzielt man mit ausgehängten Objektträgern oder aufgelegten Deckgläsern bei dezenten Heuaufgüssen, welche mit detritusreichen Teichwasser oder Filterschlamm angesetzt wurden. Ich habe es mir recht einfach gemacht und Kulturen mit Belebtschlamm aus einer Kläranlage angeimpft. Belebtschlamm beherbergt oft gleich mehrere Arten an Suctorien wie Tokophrya, Trichophrya und Acineta. Dazu wurden mehrere große Petrischalen mit Nährmedium (Prescott&James) sowie Zusätzen von Erdextrakt und etwas klein gehackten, ausgekochten Salatblätter angesetzt. Nachfolgend direkt Ciliaten aus einen Heuaufguss sowie ein paar Belebtschlammflocken zugesetzt. Schon nach wenigen Tagen findet man viele Suktorien auf der Kahmhaut (Deckgläser auflegen). Die Bakterienentwicklung darf infolge der hohen Sauerstoffzehrung keinesfalls zu stark sein.
So hatte ich genügend Material die Viecher genauer zu betrachten. Mit Hilfe eines Inversmikroskopes kann man sie auch direkt selektieren und mit einer dünn ausgezogenen Pipette auf den OT überführen. Bei der hier gezeigten Art handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Trichophrya astaci.
Maßbalken = 20µm
Die Suktorien sind stiellos, relativ flach und haben mehrere beulenförmige Vorsprünge, welche zwischen 10-25 Tentakel tragen. Die Größe reicht von 40µm bis 250µm (Kultur). Das Zellplasma ist leicht bräunlich und enthält sehr viele kleine gefüllte Nahrungsvakuolen. Der Makronucleus ist granuliert, gelappt und verzweigt. Der Mikronucleus liegt oft direkt daneben. Es können mehrere Mikronuklei vorhanden sein, sie sind jedoch bei großen Exemplaren schwer zu erkennen, da oft viele granulierte Nahrungsvakuolen das Zellplasma füllen. Die 4-10 kontraktilen Vakuolen sind randständig.
Tentakel: Maßbalken=20µm
hier ein gepresstes Exemplar: CV=kontraktile Vakuole Ma= Macronucleus Mi=Mikronucleus Maßbalken=10µm
Gut gefütterte Exemplare bilden nach kurzer Zeit Bruthöhlen (circumvaginativ), in welcher sich der Schwärmer ausbildet und nach ca. 2h die Bruthöhle verlässt. Nicht selten können sich bis zu fünf Bruthöhlen zeitgleich ausbilden. Die flinken Schwärmer sind ca. 35µm groß und besitzen sechs Cilienreihen (Bestimmungsrelevant). Nach ca. 15-45 Minuten bilden sie ihre Cilien zurück und gleichzeitig neue Tentakel aus.
Schwärmerbildung aus Bruthöhle:
Schwärmer in Dorsal- und Lateralansicht mit Fokus auf die sechs Cilienreihen. Maßbalken=20µm
Die Art der Suctorien bevorzugt als Beute scheinbar die hypotrischen Ciliaten wie Euplotes sp., wobei Paramecien trotz mehrmaligen Kontakt mit den Tentakeln bzw. Haptocysten nicht angegriffen wurden.
Der ursprüngliche Beitrag wurde revidiert, da ich erst von Trichophrya epistylidis ausgegangen war. Nachdem ich nochmalig die Bilder durchgesehen habe (bräunliches Cytoplasma, Anzahl Tentakel) und erneut Schwärmer mit dem 100er Objektiv beobachten konnte. Erkannte ich eindeutig die sechs Cilienreihen, welche für T.astaci spricht. Da war ich zu voreilig!
viele Grüße
Steffen
Suktorien zählen für mich zu den bizarrsten und interessantesten Mikroorganismen. Gezielt danach zu suchen ist schwer, da sie in der Natur selten in Massen auftreten. Die besten Erfolge erzielt man mit ausgehängten Objektträgern oder aufgelegten Deckgläsern bei dezenten Heuaufgüssen, welche mit detritusreichen Teichwasser oder Filterschlamm angesetzt wurden. Ich habe es mir recht einfach gemacht und Kulturen mit Belebtschlamm aus einer Kläranlage angeimpft. Belebtschlamm beherbergt oft gleich mehrere Arten an Suctorien wie Tokophrya, Trichophrya und Acineta. Dazu wurden mehrere große Petrischalen mit Nährmedium (Prescott&James) sowie Zusätzen von Erdextrakt und etwas klein gehackten, ausgekochten Salatblätter angesetzt. Nachfolgend direkt Ciliaten aus einen Heuaufguss sowie ein paar Belebtschlammflocken zugesetzt. Schon nach wenigen Tagen findet man viele Suktorien auf der Kahmhaut (Deckgläser auflegen). Die Bakterienentwicklung darf infolge der hohen Sauerstoffzehrung keinesfalls zu stark sein.
So hatte ich genügend Material die Viecher genauer zu betrachten. Mit Hilfe eines Inversmikroskopes kann man sie auch direkt selektieren und mit einer dünn ausgezogenen Pipette auf den OT überführen. Bei der hier gezeigten Art handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Trichophrya astaci.
Maßbalken = 20µm
Die Suktorien sind stiellos, relativ flach und haben mehrere beulenförmige Vorsprünge, welche zwischen 10-25 Tentakel tragen. Die Größe reicht von 40µm bis 250µm (Kultur). Das Zellplasma ist leicht bräunlich und enthält sehr viele kleine gefüllte Nahrungsvakuolen. Der Makronucleus ist granuliert, gelappt und verzweigt. Der Mikronucleus liegt oft direkt daneben. Es können mehrere Mikronuklei vorhanden sein, sie sind jedoch bei großen Exemplaren schwer zu erkennen, da oft viele granulierte Nahrungsvakuolen das Zellplasma füllen. Die 4-10 kontraktilen Vakuolen sind randständig.
Tentakel: Maßbalken=20µm
hier ein gepresstes Exemplar: CV=kontraktile Vakuole Ma= Macronucleus Mi=Mikronucleus Maßbalken=10µm
Gut gefütterte Exemplare bilden nach kurzer Zeit Bruthöhlen (circumvaginativ), in welcher sich der Schwärmer ausbildet und nach ca. 2h die Bruthöhle verlässt. Nicht selten können sich bis zu fünf Bruthöhlen zeitgleich ausbilden. Die flinken Schwärmer sind ca. 35µm groß und besitzen sechs Cilienreihen (Bestimmungsrelevant). Nach ca. 15-45 Minuten bilden sie ihre Cilien zurück und gleichzeitig neue Tentakel aus.
Schwärmerbildung aus Bruthöhle:
Schwärmer in Dorsal- und Lateralansicht mit Fokus auf die sechs Cilienreihen. Maßbalken=20µm
Die Art der Suctorien bevorzugt als Beute scheinbar die hypotrischen Ciliaten wie Euplotes sp., wobei Paramecien trotz mehrmaligen Kontakt mit den Tentakeln bzw. Haptocysten nicht angegriffen wurden.
Der ursprüngliche Beitrag wurde revidiert, da ich erst von Trichophrya epistylidis ausgegangen war. Nachdem ich nochmalig die Bilder durchgesehen habe (bräunliches Cytoplasma, Anzahl Tentakel) und erneut Schwärmer mit dem 100er Objektiv beobachten konnte. Erkannte ich eindeutig die sechs Cilienreihen, welche für T.astaci spricht. Da war ich zu voreilig!
viele Grüße
Steffen