Hallo,
ich möchte den Beitrag von Klaus zum Anlass nehmen, ein paar Details zu Stentor coeruleus zu zeigen. Als Anfänger habe ich mich nach einem geeigneten Objekt umgesehen, um mich im Fotografieren und - ansatzweise - im Beschreiben des Gesehenen zu üben, und Stentor schien mir dafür wegen seiner Größe und Bekanntheit gut geeignet.
Bei den Exemplaren, die ich in einem kleinen Waldtümpel gefunden habe, handelt es sich durchweg um frei schwimmende Tiere; festsitzende habe ich nicht gesehen, was wahrscheinlich der Art der Probenentnahme geschuldet ist (einfaches Schöpfen aus der Bodenzone mit einem Schraubglas). Diese schwimmenden Exemplare zeigten weniger die namengebende Trompetenform, sondern ähnelten eher Flaschenkürbissen, wofür ich keine rechte Erklärung habe.
Stentor kann sich bekanntlich annähernd bis zur Kugelform zusammenziehen oder sich auf die mehrfache Länge derselben ausdehnen:
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Bewirkt wird dies durch die Kontraktion von Muskelfibranellen, die den ganzen Körper in seiner Längsachse parallel überziehen und die dem Tier sein gestreiftes Aussehen verleihen (auf dem zweiten Foto sind zudem gut die Pigmentkörner zu erkennen, denen Stentor coeruleus seine blaugrün-türkise Färbung verdankt):
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Im Falle der Kontraktion werden diese „Muskeln“ faltig zusammengezogen. Da Stentor in der Lage ist, die Intensität des Einfaltens der Fibranellen in verschiedenen Körperregionen variabel zu steuern, kann sich das Tier „biegen“ (s. oben Foto 2).
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Unmittelbar neben diesen Muskelfibranellen ist jeweils eine Reihe Cilien angeordnet, mit deren Hilfe Stentor in spiralförmigen Drehbewegungen vorwärts, aber auch kurze Strecken rückwärts schwimmen kann:
Ein für Stentor charakteristisches Kennzeichen ist der perlschnurartig angeordnete Zellkern (ist der Grund für dieses Phänomen bekannt?). Micronuclei konnte ich nicht beobachten - oder sie sind so klein, dass ich sie nicht als solche erkannt habe.
Am auffälligsten ist allerdings die vordere Mundöffnung, die von einem (doppelten?) Kranz aus Membranellen umgeben ist, mit deren Hilfe spiralförmig Nahrung in den Schlund eingestrudelt wird, um schließlich in den Nahrungsvakuolen „verdaut“ zu werden (das erste Foto bietet eine Ansicht in Aufsicht, das zweite links oben eine Seitenansicht des Schlunds, rechts unterhalb ist die kontraktile Vakuole zu sehen; leider verfüge ich noch nicht über einen Blitz, so dass die Membranellen unscharf sind):
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Die Membranellen bestehen offenbar aus Cilienbündeln, die in ihrem unteren Teil miteinander verklebt und abgeplattet sind und einer horizontalen Basalfaser im Zellinnern unterhalb der Zellmembran „entspringen“ (s. Pfeile):
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Dass Stentor coeruleus jenseits aller morphologischen Details einfach nur schön ist, wird wohl jeder bestätigen. Manche Detailaufnahmen ähneln daher eher abstrakten Gemälden:
Herzliche Grüße
Rainer
P.S. Ich habe noch Schwierigkeiten mit der Platzierung der Fotos. Wie kann man mit einem gewissen Abstand zwei Fotos nebeneinander stellen, ohne - wie hier - Trennungszeichen o.ä. einzufügen? Und wie platziert man ein einzelnes Foto in der Seitenmitte statt linksbündig?