Seite 1 von 1

Urceolaria mitra (Siebold 1850) Stein 1867

Verfasst: 18. März 2017, 19:17
von SteffenC
Liebe Foristen,

die Gattung Urceolaria gehört wie auch Trichodina zu der Familie der Urceolariidae deren wesentliches gemeinsames Merkmal ihr kompliziert
aufgebauter Haftapparat darstellt.
Alle bekannten Arten der Urceolariidae leben epizoisch auf Hydren, Planarien, Plattwürmern und Fischen sowie auch endozoisch in Harnblasen von Amphibien.
Die hier gezeigte Urceolaria mitra fand ich im Sommer 2012 auf Planarien einer eutrophen Teichschlammprobe. Ähnlich wie Trichodina bewegten sie sich
sehr aktiv auf der Oberfläche der Planarien. Vereinzelt lösten sich ein paar Viecher, so dass man auch direkt den Haftapparat beobachten konnte. Der Durchmesser
der Haftscheibe betrug circa 75µm und die Höhe circa 60µm. Wobei Urceolaria mitra in der Lateralansicht keine zylindrische Form wie Trichodina annimmt,
sondern ähnlich einem Schuh etwas schräg verschoben ist.

Im direkten Blick auf die Aboralseite mit dem Haftapparat erkennt man sehr gut dass die Haftringelemente keine Haken besitzen. Die schräge Stellung auf dem Substrat
sowie der hakenlose Haftring sind die wichtigsten Abgrenzungsmerkmale zu Trichodina

Bild


Zum Vergleich der Hagenkranz einer Trichodina sp.:

Bild


Hier zwei Aufnahmen der Lateralansicht. Mit dem Haftapparat an der Oberfläche der Planarie fest angesaugt erkennt man auch Teile der adoralen Wimpernspirale sowie Lage
der kontraktilen Vakuole (links) und im zweiten Bild Teile des langen, wurstförmigen Makronukleus.

Bild

Bild


Etwas Plattgedrückt:

Bild

Bild

In "Taxonomische und ökologische Revision der Ciliaten des Saprobiensystems, Band II, FOISSNER Wilhelm, BERGER Helmut, and KOHMANN Fritz (1992)" ist Trichodina sehr gut beschrieben,
jedoch wurde Urceolaria leider nicht berücksichtigt. Ansonsten findet man im A. Kahl ("Urtiere oder Protozoa, I: Wimpertiere oder Ciliata (Infusoria)", Jena 1935, Seite 653 ff, sowie in
Matthes D., Guhl W., Haider G. "Suctoria und Urceolaridae", Protozoenfauna. Bd 7/1. — Stuttgart, Gustav Fisher Verlag, 1988. Seite 227 ff, ausreichend Informationen zur Urceaolria und
Trichodina. Letzteres habe ich doppelt und würde ein Exemplar auch gerne abgeben.

viele Grüße
Steffen

Re: Urceolaria mitra (Siebold 1850) Stein 1867

Verfasst: 18. März 2017, 22:34
von MartinKreutz
Hallo Steffen,

ein außergewöhnlicher Fund und super Aufnahmen! Meinen Glückwunsch! Leider war es mir bisher noch nicht vergönnt, diese interessante Art mal zu finden. Das Du sie auf Planarien gefunden hast, ist wirklich erstaunlich. Ich habe mir gerade die Beschreibung von Urceolaria mitra im Guhl/Haider durchgelesen. Da steht nichts zu den bisher beobachteten Wirten. Ist diese Art auf Planarien beschränkt? Ist dieser Fund "provoziert" oder ein Zufallsfund? Damit meine ich, dass ich beobachten konnte, dass Hydra in alten Proben häufiger mit Trichodina befallen ist als in frischen Proben. Ich habe das Gefühl, das in solchen "Mini-Biotopen" der Befall öfters zu finden ist. Konntest Du so etwas auch bei den Planarien und Urceolaria beobachten?

Martin

Re: Urceolaria mitra (Siebold 1850) Stein 1867

Verfasst: 19. März 2017, 10:39
von SteffenC
Hallo Martin,
vielen Dank für das Kompliment! Im Gegensatzt zu Trichodina, welche ich schon öfter gefunden habe, ist die hier gezeigte Urceoalria bis heute mein einziger Fund gewesen.
Es war ein reiner Zufallsfund!
Der Fundort war eine flache, verkrautete Uferzone eines Teiches. Ich hatte damals viel lockeren Bodenschlamm gezogen. Der schwarze Schlamm war leicht absetzbar, hat nicht gestunken
und war schon gut zersetzt. In der Begleitfauna befanden sich typische Schlammbewohner wie Spirostomum, Metopus, Caenomorpha (auch Fotodokumentiert!) und vereinzelt Pelomyxa.
Die kleinen schwarzen Planarien hafteten unter der Kahmhaut. Von dort hatte ich sie mit einer Impföse entnommen.
Ob Urceolaria mitra nur auf Planarien beschränkt ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich hatte sie damals jedoch ausschließlich auf den Planarien gefunden.
Auch die Planarie konnte ich zumindest einer Gattung zuordnen (für M.Plewka), aber diese Information ging leider irgendwo verloren.

Viele Grüße
Steffen