Paramecium trichium
Verfasst: 15. April 2016, 21:02
Liebes Forum,
gestern habe ich ein wenig in alten Proben rumgefischt und fand eine recht kleine, farblose Paramecium-Art. Die Exemplare waren 70 - 100 µm lang und wesentlich plumper geformt, als der große Bruder P. caudatum.
Fokussiert man auf die Zelloberfläche, erkennt man den Paramecium-typischen Mundtrichter (MO) und die Felderung der Pellikula (GP):
Die Zuordnung gelingt erst an einem gequetschten Exemplar. Von der Größe her wäre zwar auch noch Paramecium polycarium in Frage gekommen, jedoch erkennt man deutlich einen großen, linsenförmigen Mikronukleus (Mi) und die zwei KV's ohne Sammelkanäle (KV1, KV2). Das kann nur Paramecium trichium sein, da Paramecium polycarium mehrere kleine Mi und zwei KV's mit Sammelkanälen besitzt:
Die Art Paramecium trichium ist offensichtlich nur wenig beschrieben, jedenfalls habe ich nur im Kahl eine brauchbare Beschreibung gefunden (S. 293). Nach Kahl soll Paramecium trichium einige Caudalcilien (CC) besitzen, wie Paramecium caudatum. Es stellte sich heraus, dass es gar nicht so einfach ist diese zu fotografieren. Da war etwas Materialschlacht nötig. Überhaupt war Paramecium trichium kein ganz einfaches Objekt im DIK, da die hell leuchtenden intrazellulären Kristalle (KR) eine starke Unterbelichtung notwendig machten.
Ich habe versucht herauszubekommen, aus was die Kristalle bestehen. Ich konnte nur eine Studie an Paramecium tetraaurelia im Netz finden. Eine Kultur von Paramecium tetraaurelia wurde zentrifugiert und die Kristallfraktion analysiert. Offensichtlich bestehen die Kristalle aus Guanin und Hypoxanthin. Es könnte sein, dass die Kristalle als Endprodukte des Stickstoffwechsels anzusehen sind (Privatmeinung von mir, ohne Beleg!).
Hier der Link zum Abstract der Studie:
http://www.sciencedirect.com/science?_o ... 0cb4c6f26b
Bei der weiteren Beobachtung konnte ich zufällig eine Exkretion durch die Cytopyge (CP) beobachten, womit deren Lage im hinteren Körperdrittel belegt ist:
Mein besonderes Interesse galt den 6,5 µm langen Trichocysten (TR), die unter der Pellikula einen dichten Saum bilden und bei Paramecium trichium amphorenförmig sind:
Im stark gequetschten Exemplar erkennt man, dass die Trichocysten (TR) scheinbar zweiteilig sind und einen abgesetzten Zapfen besitzen:
Zum Schluss konnte ich noch einen schönen Größenvergleich festhalten, da sich Paramecium bursaria mit im Präparat befand. Bei dieser Vergrößerung würde der große Bruder Paramecium caudatum weiter über die Bilddiagonale hinausreichen:
Viel Spass beim anschauen und allen einen schönen Abend!
Martin
gestern habe ich ein wenig in alten Proben rumgefischt und fand eine recht kleine, farblose Paramecium-Art. Die Exemplare waren 70 - 100 µm lang und wesentlich plumper geformt, als der große Bruder P. caudatum.
Fokussiert man auf die Zelloberfläche, erkennt man den Paramecium-typischen Mundtrichter (MO) und die Felderung der Pellikula (GP):
Die Zuordnung gelingt erst an einem gequetschten Exemplar. Von der Größe her wäre zwar auch noch Paramecium polycarium in Frage gekommen, jedoch erkennt man deutlich einen großen, linsenförmigen Mikronukleus (Mi) und die zwei KV's ohne Sammelkanäle (KV1, KV2). Das kann nur Paramecium trichium sein, da Paramecium polycarium mehrere kleine Mi und zwei KV's mit Sammelkanälen besitzt:
Die Art Paramecium trichium ist offensichtlich nur wenig beschrieben, jedenfalls habe ich nur im Kahl eine brauchbare Beschreibung gefunden (S. 293). Nach Kahl soll Paramecium trichium einige Caudalcilien (CC) besitzen, wie Paramecium caudatum. Es stellte sich heraus, dass es gar nicht so einfach ist diese zu fotografieren. Da war etwas Materialschlacht nötig. Überhaupt war Paramecium trichium kein ganz einfaches Objekt im DIK, da die hell leuchtenden intrazellulären Kristalle (KR) eine starke Unterbelichtung notwendig machten.
Ich habe versucht herauszubekommen, aus was die Kristalle bestehen. Ich konnte nur eine Studie an Paramecium tetraaurelia im Netz finden. Eine Kultur von Paramecium tetraaurelia wurde zentrifugiert und die Kristallfraktion analysiert. Offensichtlich bestehen die Kristalle aus Guanin und Hypoxanthin. Es könnte sein, dass die Kristalle als Endprodukte des Stickstoffwechsels anzusehen sind (Privatmeinung von mir, ohne Beleg!).
Hier der Link zum Abstract der Studie:
http://www.sciencedirect.com/science?_o ... 0cb4c6f26b
Bei der weiteren Beobachtung konnte ich zufällig eine Exkretion durch die Cytopyge (CP) beobachten, womit deren Lage im hinteren Körperdrittel belegt ist:
Mein besonderes Interesse galt den 6,5 µm langen Trichocysten (TR), die unter der Pellikula einen dichten Saum bilden und bei Paramecium trichium amphorenförmig sind:
Im stark gequetschten Exemplar erkennt man, dass die Trichocysten (TR) scheinbar zweiteilig sind und einen abgesetzten Zapfen besitzen:
Zum Schluss konnte ich noch einen schönen Größenvergleich festhalten, da sich Paramecium bursaria mit im Präparat befand. Bei dieser Vergrößerung würde der große Bruder Paramecium caudatum weiter über die Bilddiagonale hinausreichen:
Viel Spass beim anschauen und allen einen schönen Abend!
Martin