Thecochaos album
Verfasst: 7. Juli 2017, 21:05
Liebes Forum,
im Mai diesen Jahres hatte ich einen Neuzugang aus dem Simmelried. In einer Petrischale mit einer sehr alten Probe hatte sich Osciallatoria chlorina stark vermehrt und bildete an der zum Licht hingewandten Seite einen gelbgrünen Teppich. Ich nahm eine Probe davon und fand eine sehr große Nacktamöbe darin, die mit den Zellfäden der Oscillatoria ein chaotisches Knäuel bildete. Da mir die Amöbe außergewöhnlich groß vorkam, isolierte ich das Exemplar unter ein Deckglas und wartete ab. Nach anfänglichem Zögern befreite sich die Amöbe aus dem Fadenknäuel und ich konnte sie in ihrer monopodialen Fließform beobachten. Sie war beachtliche 980 µm lang:
Das hochbrechende Plasma dieser Amöbe erinnerte mich an Thecamoeba. Das außergewöhnliche Fließverhalten dieser Amöbe schloss diese Zuordnung jedoch aus. In der Amöbe bildeten sich „Flüsse“ von dünnflüssigem Plasma, welche sich sehr schnell in Fließrichtung der Amöbe bewegte. Da man diesen Effekt schlecht beschreiben kann, habe ich ein kurzes Video davon aufgenommen:
https://www.youtube.com/watch?v=ocRmgV0j6wU
Ich benötigte die Hilfe von Ferry, um zu einer Zuordnung zu kommen. Es handelt sich um Thecochaos album, die 1902 erstmals von Penard beschrieben wurde. Danach gab es jedoch nur sehr wenige Lebendbeobachtungen. Auch Ferry hatte Thecochaos album nur einmal beim Pillersee Treffen beobachten können, aber wohl keine Fotos gemacht.
Hier eine Aufnahme des Übergangs von der monopodialen zur polypodialen Fließform. Thecochaos besitzt ca. 20 kontraktile Vakuolen, die über die gesamte Zelle verteilt sind:
Ein sehr charakteristisches Merkmal sind die „Falten“, welche sich beim Fließen auf der Pellikula bilden. Sie lassen sich im DIK sehr gut beobachten:
Am Hinterende bildet sich ein knolliger Uroid, der länglich geformt ist:
UR = Uroid
Anfangs war ich etwas verwundert keinen Zellkern sehen zu können. Jedoch sind diese erst bei höheren Vergrößerungen sichtbar und durch ihren geringen Brechungindex zudem schwer sichtbar:
ZK = Zellkerne
KV = kontraktile Vakuole
Mit Ölimmersion erkennt man schließlich, dass die Zahl der Zellkerne bei etwa 100 liegen muss. Sie sind oval und 8-10 µm lang. Dies ist in guter Übereinstimmung mit den Angaben von Penard. Innerhalb der Zellkerne erkennt man stets Nukleoli. Sie sind kugelig oder manchmal auch bandförmig. Oft sieht man zwei verschieden große, kugelige Nukleoli in einem Zellkern. Auch dies ist ein charkteristisches Merkmal von Thecochaos album:
ZK = Zellkern
KV = kontraktile Vakuole
Das Plasma enthält nur wenige Kristalle und nur sehr kleine Nahrungsvakuolen, die auf Algennahrung schließen lassen.
In den jetzt 24 Jahren am Simmelried konnte ich bisher nur dieses einzige Exemplar finden. Die Art scheint also nicht allzu häufig zu sein.
Viel Spass beim anschauen!
Martin
im Mai diesen Jahres hatte ich einen Neuzugang aus dem Simmelried. In einer Petrischale mit einer sehr alten Probe hatte sich Osciallatoria chlorina stark vermehrt und bildete an der zum Licht hingewandten Seite einen gelbgrünen Teppich. Ich nahm eine Probe davon und fand eine sehr große Nacktamöbe darin, die mit den Zellfäden der Oscillatoria ein chaotisches Knäuel bildete. Da mir die Amöbe außergewöhnlich groß vorkam, isolierte ich das Exemplar unter ein Deckglas und wartete ab. Nach anfänglichem Zögern befreite sich die Amöbe aus dem Fadenknäuel und ich konnte sie in ihrer monopodialen Fließform beobachten. Sie war beachtliche 980 µm lang:
Das hochbrechende Plasma dieser Amöbe erinnerte mich an Thecamoeba. Das außergewöhnliche Fließverhalten dieser Amöbe schloss diese Zuordnung jedoch aus. In der Amöbe bildeten sich „Flüsse“ von dünnflüssigem Plasma, welche sich sehr schnell in Fließrichtung der Amöbe bewegte. Da man diesen Effekt schlecht beschreiben kann, habe ich ein kurzes Video davon aufgenommen:
https://www.youtube.com/watch?v=ocRmgV0j6wU
Ich benötigte die Hilfe von Ferry, um zu einer Zuordnung zu kommen. Es handelt sich um Thecochaos album, die 1902 erstmals von Penard beschrieben wurde. Danach gab es jedoch nur sehr wenige Lebendbeobachtungen. Auch Ferry hatte Thecochaos album nur einmal beim Pillersee Treffen beobachten können, aber wohl keine Fotos gemacht.
Hier eine Aufnahme des Übergangs von der monopodialen zur polypodialen Fließform. Thecochaos besitzt ca. 20 kontraktile Vakuolen, die über die gesamte Zelle verteilt sind:
Ein sehr charakteristisches Merkmal sind die „Falten“, welche sich beim Fließen auf der Pellikula bilden. Sie lassen sich im DIK sehr gut beobachten:
Am Hinterende bildet sich ein knolliger Uroid, der länglich geformt ist:
UR = Uroid
Anfangs war ich etwas verwundert keinen Zellkern sehen zu können. Jedoch sind diese erst bei höheren Vergrößerungen sichtbar und durch ihren geringen Brechungindex zudem schwer sichtbar:
ZK = Zellkerne
KV = kontraktile Vakuole
Mit Ölimmersion erkennt man schließlich, dass die Zahl der Zellkerne bei etwa 100 liegen muss. Sie sind oval und 8-10 µm lang. Dies ist in guter Übereinstimmung mit den Angaben von Penard. Innerhalb der Zellkerne erkennt man stets Nukleoli. Sie sind kugelig oder manchmal auch bandförmig. Oft sieht man zwei verschieden große, kugelige Nukleoli in einem Zellkern. Auch dies ist ein charkteristisches Merkmal von Thecochaos album:
ZK = Zellkern
KV = kontraktile Vakuole
Das Plasma enthält nur wenige Kristalle und nur sehr kleine Nahrungsvakuolen, die auf Algennahrung schließen lassen.
In den jetzt 24 Jahren am Simmelried konnte ich bisher nur dieses einzige Exemplar finden. Die Art scheint also nicht allzu häufig zu sein.
Viel Spass beim anschauen!
Martin