Bild 1: Dorsale Schuppen
Das gesamte Tier ist mit relativ großen, rhombischen Stielschuppen bedeckt.
Bild 2: Querschnitt
Im Querschnitt ist der Aufbau der Stielschuppen gut zu erkennen: die Schuppen sitzen mit einer kleinen Basisplatte auf der Kutikula der Tiere, von der sich ein dünner, hohler Stiel erhebt. Am Ende des Stiels sitzt eine rhombische Endplatte, die mit einem Mittelkiel versehen ist. Am hinteren Ende des Tieres sind die Endplatten der letzten Schuppenreihe meist vergrößert.
Der Pharynx der Tiere ist terminal geschwollen, der Kopf ist schwach fünflappig mit zwei getrennten Paaren Tasthaar-Büscheln.
Bild 3: Ventrale Ansicht
Ventral fällt das starke Hypostomion hinter der Mundöffnung auf. Die beiden Wimpernbänder spalten sich am Kopf auf, die inneren Äste vereinigen sich bei der von mir untersuchten Population aber nicht. Die Zehenbasis trägt keine Schuppen, die Haftröhrchen messen etwa 50% bis 70 % der Zehenlänge und laufen spitz zu.
Sehen wir uns die Schuppen etwas genauer an:
Bild 4: Rückenschuppen
Bei den Schuppen am Rücken erkennt man die rhombische Form der Endplatten am deutlichsten. Weniger auffällig - aber arttypisch - ist der Mittelkiel der Schuppen.
Bild 5: Querschnitt Schuppen
Im Querschnitt wird die komplexe Geometrie der Stielschuppen deutlich - Basisplatte, Stiel und Endplatte bilden einen sehr flexiblen und stabilen Panzer. Der zusätzliche Hohlraum unter den Außenschuppen wirkt wie eine "Knautschzone" und erhöht die Schutzwirkung zusätzlich.
Bild 6: Querschnitt Schuppenstiele
Die Stiele der Schuppen bestehen aus hohlen Röhrchen, die maximale Stabilität bei minimalem Materialaufwand gewährleisten - ein faszinierendes Beispiel für evolutionäre Optimierung.
Der Hinterleib der Tiere ist nicht vollständig mit Stielschuppen bedeckt. Vielmehr enden sie in der Aftergegend und es schließen sich einfache kleine, rundliche Kielschuppen an, die kein Hindernis für den Kot darstellen und den Tieren das bedauernswerte Schicksal der "alten Rittersleut" erspart.
Für alle nicht süddeutsch sozialisierten Leser:
Karl Valentin, 1941
"...
Mußt' ein Ritter einmal pieseln,
Ließ er's in die Rüstung rieseln,
Hatt' er das Visier net offen,
Ist der arme Kerl ersoffen.
..."
Bild 7: Beschuppung des Hinterleibs
An der Furca-Basis ragen einige (lt. Literatur 4) Stacheln in den Zehenausschnitt.
Der Kopf ist nahezu vollständig mit etwas kleineren Stielschuppen bedeckt:
Bild 8: Kopfschuppen
Kephalion und Pleuren sind recht klein und unscheinbar.
Laut Literatur besitzt A. paradoxus drei Zähne im Pharynx:
Bild 9: Mundbewaffnung
In den von mir untersuchten Tieren war lediglich eine gebogene Stilett-Spange zu finden, deren Spitze in das Lumen des Pharynx hineinragt und wohl zum Öffnen von Algenzellen dient, die an ihr vorbei gefördert werden. Möglicherweise beruht die Literaturangabe "drei Zähne" lediglich auf ein mikroskopisches Artefakt, da die gesamte Spange unter Umständen nicht als Ganzes in der Fokusebene liegt.
A. paradoxus ist ein häufiger Bewohner des Faulschlamms am Grund von Teichen, die mit Laubbäumen umstanden sind. Deshalb glaube ich, dass bereits viele von Euch diesen Gastrotrichen gefunden haben. Vielleicht kann ich mit diesem Beitrag dazu beitragen, Euch die Bestimmung dieser interessanten Tiere etwas zu erleichtern.
Viele Grüße
Michael
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Literatur:
Voigt,M. 1902. Die Rotatorien und Gastrotrichen der Umgebung von Ploen. Zool. Anz. 25: 673-681.