Keratella quadrata f. reticulata

z.B. Rädertiere, Bauchhärlinge, Strudelwürmer, Wenigborster
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Keratella quadrata f. reticulata

#1 Beitrag von SNoK » 30. Mai 2021, 18:54

Liebe Tümpler und Tümplerinnen,

vorgestern habe ich eine Probe aus meinem winzigen Gartenteich genommen, und es wimmelte von einem Rädertier, das ich als Keratella quadrata bestimmt habe. Ich glaube, das war auch nicht so schwierig. Aber dann wollte ich auch noch versuchen, es etwas genauer zu bestimmen, und bin nach Koste (1978) bei der Form reticulata gelandet. Die scheint mir von allen Formen die plausibelste, wenn man die Facetten und Körnelung des Dorsalpanzers anschaut, sowie einige andere Merkmale.

Auf dem ersten Bild sieht man u. a. die drei Loben des Räderorgans, mit einem kleinen Nebenlobus am linken lateralen Lobus.

Auf dem zweiten Bild ist das rote Cerebralauge zu erkennen und vier Zähne am Vorderand. Die zwei anderen, denn es sind sechs, sind auf der Schärfeebene des ersten Bildes zu sehen. In diesem Bild sind auch noch Ansammungen von rosa Schwefelbakterien zu sehen.

Das dritte und vierte Bild sind eine Aufnahme und eine Detailaufnahme des Dorsalpanzers mit den Facetten und der Körnelung. Diese hat mir dazu gedient, mich für die Form reticulata zu entscheinden.

Was die Dornen am Hinterende angeht, sind die bei dieser Form sehr variabel in Stärke und Länge. Hier sind sie kurz und nicht so kräftig. Insofern ist das Bild 16:5 im Tafelband von Koste (1978) nicht ganz entsprechend.

Und dann habe ich noch die Geburt eines neuen Rädertierchens aus einem Subitanei miterlebt. Man kann schon gut die Facetten des Dorsalpanzers sehen und das Cerebralauge. Später hat es sich dann komplett gelöst.

Die Länge des Tierchens ist 120-130 µm. Aufgenommen im DIK mit 63x Plan Apo und 100x Plan Fluotar, beide Öl.

Fröhliches Schauen
Stephan

P. S.: Als Alternative käme noch K. testudo in Frage, ich fand aber, dass die mittleren Frontaldornen viel länger sind als bei meinen Exemplaren. Aber in Frage kommt diese ebenfalls zum quadrata-Formenkreis gehörende Art auch.

Hier sind die drei Loben des Räderorgans gut zu erkennen, und auch ein kleiner Nebenlobus am linken Laterallobus.
Hier sind die drei Loben des Räderorgans gut zu erkennen, und auch ein kleiner Nebenlobus am linken Laterallobus.
GT Keratella quadrata 04.jpg (84.08 KiB) 6348 mal betrachtet
Das rote Cerebralauge ist gut zu erkennen, und die 4 Zähne am Vorderrand, die man auf dem ersten Bild nicht sieht.
Das rote Cerebralauge ist gut zu erkennen, und die 4 Zähne am Vorderrand, die man auf dem ersten Bild nicht sieht.
GT Keratella quadrata 02.jpg (73.71 KiB) 6348 mal betrachtet
Keratella quadrata Panzer.jpg
Keratella quadrata Panzer.jpg (68.34 KiB) 6312 mal betrachtet
Der Dorsalpanzer hat eine intderessante Facettenstruktur, und auch eine sehr schöne Körnelung.
Der Dorsalpanzer hat eine intderessante Facettenstruktur, und auch eine sehr schöne Körnelung.
GT Keratella quadrata 03.jpg (82.02 KiB) 6348 mal betrachtet
Das Subitanei ist kurz davor, sich zu lösen und ein neues Individuum zu werden.
Das Subitanei ist kurz davor, sich zu lösen und ein neues Individuum zu werden.
GT Keratella quadrata 05.jpg (59.25 KiB) 6348 mal betrachtet
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Re: Keratella quadrata f. reticulata

#2 Beitrag von Michael » 31. Mai 2021, 08:09

Hallo Stephan,

wirklich schöne Bilder!
Du schreibst, dass Du die "Geburt" eines jungen Rädertiers miterlebt hast. Hast Du beobachtet, wie das Tier aus dem Ei schlüpft, oder hast Du nur die Ablösung des Eis von der Mutter gesehen? Es würde mich interessieren, ob die Kleinen aus dem Ei schlüpfen, solange das Ei noch an der Mutter hängt, da ich auch schon öfter gesehen habe, dass sich von der Mutter das Ei löste. Ich dachte immer, dass das Ablösen eine "Nebenwirkung" der Präparation ist.

Viele Grüße

Michael

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Re: Keratella quadrata f. reticulata

#3 Beitrag von SNoK » 31. Mai 2021, 13:40

Lieber Michael,

gute Frage. Ich bin kein Spezialist für Rädertiere und habe jetzt mal nachgelesen. Koste (1978, S. 33) schreibt, dass u. a Keratella-Arten die Subitaneier angekittet tragen. Daraus kann man schließen, dass sie dann auch dort schlüpfen. Insofern kann es sein, dass sich das Subitanei, das aber schon sehr weit entwickelt war, durch die künstliche Situation unter dem Deckglas gelöst hat. Ich habe es nicht weiter beobachtet, da ich eigentlich mit dem Mikroskopieren schon fertig war, und ich das Tier mit dem Subitanei dann noch entdeckt hatte, aber mir die Zeit fehlte. Ich schaue noch mal in die Probe, ob Keratella da immer noch rumwuselt und untersuche es dann genauer. Ich habe noch ein weiteres Bild vom Ei angehängt, wo man sieht, dass das schon sehr weit entwickelt war. Aber vielleicht war es ja eine "erzwungene Fehlgeburt" und das Tier ist letztlich nicht geschlüpft. Ich weiß es nicht.

Grüße
Stephan
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Re: Keratella quadrata f. reticulata

#4 Beitrag von Michael » 31. Mai 2021, 16:12

Hallo Stephan,

danke für die schnelle Antwort! Ich bin immer sehr interessiert an der Embryonalentwicklung bei Gastrotrichen und Rädertieren - es ist immer erstaunlich, wenn man beobachtet, wie sich da ein neues Individuum entwickelt. Das Schlüpfen von Rädertiereiern habe ich schon mehrmals beobachtet und gefilmt - z. B. viewtopic.php?f=57&t=768 .

Kurz vor dem Schlupf werden die Kleinen recht lebhaft, drehen sich im Ei mehrmals und nagen sich dann durch die Eischale. Wenn bei Dir diese Aktivität nicht zu sehen war, dauerte es noch einige Zeit bis zum Schlupf.

Viele Grüße

Michael

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Re: Keratella quadrata f. reticulata

#5 Beitrag von SNoK » 31. Mai 2021, 19:07

Lieber Michael,

ich habe vorhin noch mal fast zwei Stunden am Mikroskop gesessen und auch Keratella zahlreich wiedergefunden. Allerdings kein Individuum mit Subitaneiern. Deinen Film habe ich mir angeschaut, sehr interessant. Das Subitanei, das ich beobachtet habe, war schon sehr differenziert und Innen bewegt. Das entspricht etwa den letzten 4-5 Minuten Deines Films. Ich vermute, dass es geschlüpft wäre ... wenn ich das Präparat nicht in die ewigen Jagdgründe geschickt hätte. Ein paar neue Bilder von Keratella habe ich gemacht, die stelle ich später noch ein. Jetzt war erstmal ein Weizenbier auf der Terrasse bei dem schönen Wetter dran. Alles zu seiner Zeit.

Grüße
Stephan
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