Lepidotrachelophyllum lineare/Trachelophyllum sigmoides
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Lepidotrachelophyllum lineare/Trachelophyllum sigmoides
Hallo zusammen,
als "Ciliaten-Idiotin" muss ich mal wieder fragen. Das folgende, um 300 µm lange Tier fand ich heute in einer Probe aus dem Pillerseemoor. Ich denke, es hat zwei Makronuklei, aufgrund der Zoochlorellen war die Kernsituation aber kaum zu erkennen.
Leider habe ich überhaupt keine Idee. Ihr vielleicht?
Herzliche Grüße
Angie
als "Ciliaten-Idiotin" muss ich mal wieder fragen. Das folgende, um 300 µm lange Tier fand ich heute in einer Probe aus dem Pillerseemoor. Ich denke, es hat zwei Makronuklei, aufgrund der Zoochlorellen war die Kernsituation aber kaum zu erkennen.
Leider habe ich überhaupt keine Idee. Ihr vielleicht?
Herzliche Grüße
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Re: Unbekannter Ciliat
Hallo Angie,
Danke für das Einstellen dieses Fundes, der sehr interessant ist. Kannst Du weitere Bilder einstellen, welche andere Lagen des Viechs zeigen? Ich würde gerne ausschließen, dass es sich nicht um eine Verletzung oder Teilungsfigur handelt. Dann wird's nämlich knifflig.
Wenn ich das richtig deute, hat dieses Wimpertier sowohl einen großen Appetit auf Grünalgen aber auch Zoochlorellen. Der "Rüssel" vorne scheint lange Extrusome zu besitzen. Das kann ich leider noch nicht gut erkennen.
Gruß
Thilo
Danke für das Einstellen dieses Fundes, der sehr interessant ist. Kannst Du weitere Bilder einstellen, welche andere Lagen des Viechs zeigen? Ich würde gerne ausschließen, dass es sich nicht um eine Verletzung oder Teilungsfigur handelt. Dann wird's nämlich knifflig.
Wenn ich das richtig deute, hat dieses Wimpertier sowohl einen großen Appetit auf Grünalgen aber auch Zoochlorellen. Der "Rüssel" vorne scheint lange Extrusome zu besitzen. Das kann ich leider noch nicht gut erkennen.
Gruß
Thilo
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Re: Unbekannter Ciliat
Hallo Thilo,
leider habe ich keine Bilder, die näheres zeigen würden. Ich beobachtete dieses Viech zunächst längere Zeit unter der Stereolupe. Da war es gestreckt, so dass ich auf den allerersten Blick gar von Stentor polymorphus ausgegangen war. Es bewegte sich aber verkehrt rum, so dass es unmöglich Stentor sein konnte. Dann isolierte ich es, worauf es unter dem Deckglas eine gekrümmte Form annahm. Es bewegte sich sowohl unter der Stereolupe wie auch unter dem Deckglas ziemlich langsam im Kreis. Keine Ahnung, ob das weiterhilft ...
Viele Grüße
Angie
leider habe ich keine Bilder, die näheres zeigen würden. Ich beobachtete dieses Viech zunächst längere Zeit unter der Stereolupe. Da war es gestreckt, so dass ich auf den allerersten Blick gar von Stentor polymorphus ausgegangen war. Es bewegte sich aber verkehrt rum, so dass es unmöglich Stentor sein konnte. Dann isolierte ich es, worauf es unter dem Deckglas eine gekrümmte Form annahm. Es bewegte sich sowohl unter der Stereolupe wie auch unter dem Deckglas ziemlich langsam im Kreis. Keine Ahnung, ob das weiterhilft ...
Viele Grüße
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Re: Unbekannter Ciliat
Hallo Thilo,
ich kann Dir höchstens ein etwas besseres Foto vom Rüssel liefern:
Ob das weiterhilft, weiß ich nicht.
Herzliche Grüße
Angie
ich kann Dir höchstens ein etwas besseres Foto vom Rüssel liefern:
Ob das weiterhilft, weiß ich nicht.
Herzliche Grüße
Angie
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Re: Unbekannter Ciliat
Hallo Angie,
das ist ein sehr gutes Foto von dem Rüssel.
Deiner Beschreibung nach hätte es durchaus ein (verletzter) Stentor gewesen sein können. Ich habe in den letzten Monaten verschiedene Stentor Arten beobachtet. Stentoren sind durchaus fähig sich auch im Rückwärtsgang sehr rasch zu bewegen. Unter Deckglasdruck ziehen sie sich jedoch meist zusammen. Dass der Stiel (kein Rüssel) noch so ausgeformt ist, kann für eine Verletzung des Cytoplasmas durch den Versuch der Vereinzelung sprechen. Meist geht das gut, manchmal halt nicht.
In diesem Rüssel würde ich jedoch tatsächlich nicht den Stiel eines Stentor sehen, da ich meine hier Extrusome zu erkennen. Bei Ciliaten mit solchem Rüssel kämen noch verschiedene Gattungen in Frage, siehe Spezialschlüssel XVII (Arten mit Rüssel oder rüsselähnlichem Fortsatz) um Ciliatenatlas, Band IV. Zu den dort erwähnten Dileptiden gibt es noch eine Monografie, die ich hier früher mal verlinkt habe. Diese können sich teils auch so kontrahieren. Dileptiden haben jedoch den Mund an anderer Stelle und an der Rüsselspitze meiner Erinnerung zufolge keine Extrusome, so dass wir diese ausschließen können.
Amphileptus oder Lacrymaria kämen in Betracht. Solche Arten haben Extrusome in dem teils auch strukturierten Rüssel. Hier wichtig wären diese doch recht langen Extrusome innerhalb des Rüssel, mit dem man die Art möglicherweise irgendwie eingrenzen könnte. Dein Hinweis, dass die Art zunächst ausgezogen erschien stützt die Idee hier weiter zu suchen. Lacrymaria olor beispielsweise ist ein sehr hektischer Ciliat, der mit dem Rüssel auch ums Eck nach Nahrung suchen kann. Ausgezogen sehr lang, zusammengezogen auch mal sehr kompakt in der Erscheinung.
Das Hinterende hier etwas "verkrüpfelt", so dass ich eine Verletzung zudem nicht ausschließe.
Bei derart verletzten Exemplaren muss man Geduld haben. Die Verletzungen heilen manchmal binnen 20 Minuten aus, die Form regeneriert in dieser Zeit erstaunlich, so dass man eine bessere Vorstellung bekommt, was es wirklich ist.
Ich bin schon gespannt, was wir im Juni bei Euch noch so finden.
Viele Grüße
Thilo
das ist ein sehr gutes Foto von dem Rüssel.
Deiner Beschreibung nach hätte es durchaus ein (verletzter) Stentor gewesen sein können. Ich habe in den letzten Monaten verschiedene Stentor Arten beobachtet. Stentoren sind durchaus fähig sich auch im Rückwärtsgang sehr rasch zu bewegen. Unter Deckglasdruck ziehen sie sich jedoch meist zusammen. Dass der Stiel (kein Rüssel) noch so ausgeformt ist, kann für eine Verletzung des Cytoplasmas durch den Versuch der Vereinzelung sprechen. Meist geht das gut, manchmal halt nicht.
In diesem Rüssel würde ich jedoch tatsächlich nicht den Stiel eines Stentor sehen, da ich meine hier Extrusome zu erkennen. Bei Ciliaten mit solchem Rüssel kämen noch verschiedene Gattungen in Frage, siehe Spezialschlüssel XVII (Arten mit Rüssel oder rüsselähnlichem Fortsatz) um Ciliatenatlas, Band IV. Zu den dort erwähnten Dileptiden gibt es noch eine Monografie, die ich hier früher mal verlinkt habe. Diese können sich teils auch so kontrahieren. Dileptiden haben jedoch den Mund an anderer Stelle und an der Rüsselspitze meiner Erinnerung zufolge keine Extrusome, so dass wir diese ausschließen können.
Amphileptus oder Lacrymaria kämen in Betracht. Solche Arten haben Extrusome in dem teils auch strukturierten Rüssel. Hier wichtig wären diese doch recht langen Extrusome innerhalb des Rüssel, mit dem man die Art möglicherweise irgendwie eingrenzen könnte. Dein Hinweis, dass die Art zunächst ausgezogen erschien stützt die Idee hier weiter zu suchen. Lacrymaria olor beispielsweise ist ein sehr hektischer Ciliat, der mit dem Rüssel auch ums Eck nach Nahrung suchen kann. Ausgezogen sehr lang, zusammengezogen auch mal sehr kompakt in der Erscheinung.
Das Hinterende hier etwas "verkrüpfelt", so dass ich eine Verletzung zudem nicht ausschließe.
Bei derart verletzten Exemplaren muss man Geduld haben. Die Verletzungen heilen manchmal binnen 20 Minuten aus, die Form regeneriert in dieser Zeit erstaunlich, so dass man eine bessere Vorstellung bekommt, was es wirklich ist.
Ich bin schon gespannt, was wir im Juni bei Euch noch so finden.
Viele Grüße
Thilo
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Re: Unbekannter Ciliat
Hallo Thilo,
Lacrymaria würde ich ausschließen. Diese Gattung sehe ich oft und erkenne sie sofort.
Herzliche Grüße
Angie
Lacrymaria würde ich ausschließen. Diese Gattung sehe ich oft und erkenne sie sofort.
Mh, ich fürchte, viele ganz große Rätsel ... Leider ist nur ein Algenspezialist vor Ort.Ich bin schon gespannt, was wir im Juni bei Euch noch so finden.
Herzliche Grüße
Angie
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Re: Unbekannter Ciliat
Liebe Angie,
nach Deiner letzten Mail denke ich ja, dass wir mit bekannten Kollegen nicht nur bei den Algen breit aufgestellt sein werden. Ich freue mich schon auf das Treffen - auch mit Herrn Melkonian.
Viele Grüße
Thilo
nach Deiner letzten Mail denke ich ja, dass wir mit bekannten Kollegen nicht nur bei den Algen breit aufgestellt sein werden. Ich freue mich schon auf das Treffen - auch mit Herrn Melkonian.
Viele Grüße
Thilo
- Pelagodileptus
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Re: Unbekannter Ciliat
Liebe Angie,
schau mal nach Lepidotrachelophyllum lineare oder Trachelophyllum sigmoides nach! Nach der Deiner Beschreibung (zwei MA) und Zoochlorellen, könnte es sich um diesen Ciliaten handeln. Man erkennt auch im ersten Bild eine etwas dicke Schleimhüllt, die aus kleinen Schuppen besteht und der Cili kann seine Gestalt sehr schnell verändern. Er ist ein echter Verwandlungskünstler.
Thilo hat die Monografie von Dilpetus schon richtig erwähnt.
Ich habe hier ein Bild vom Lepidotrachelophyllum lineare, allerdings mit etwas weniger Zoochlorellen...
Blick auf den Rüssel...
Ich hoffe, das ich hier etwas weiterhelfen konnte,
Herzliche Grüße,
Michael
schau mal nach Lepidotrachelophyllum lineare oder Trachelophyllum sigmoides nach! Nach der Deiner Beschreibung (zwei MA) und Zoochlorellen, könnte es sich um diesen Ciliaten handeln. Man erkennt auch im ersten Bild eine etwas dicke Schleimhüllt, die aus kleinen Schuppen besteht und der Cili kann seine Gestalt sehr schnell verändern. Er ist ein echter Verwandlungskünstler.
Thilo hat die Monografie von Dilpetus schon richtig erwähnt.
Ich habe hier ein Bild vom Lepidotrachelophyllum lineare, allerdings mit etwas weniger Zoochlorellen...
Blick auf den Rüssel...
Ich hoffe, das ich hier etwas weiterhelfen konnte,
Herzliche Grüße,
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Re: Unbekannter Ciliat
Hallo Michael,
ich stimme Dir zu. Ich denke, man erkennt auch die typische Schleimhülle in Angies erster Aufnahme.
Viele Grüße
Thilo
ich stimme Dir zu. Ich denke, man erkennt auch die typische Schleimhülle in Angies erster Aufnahme.
Viele Grüße
Thilo
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Lepidotrachelophyllum lineare/Trachelophyllum sigmoides
Lieber Michael,
vielen Dank für Deine Antwort, die mir tatsächlich etwas weiterhilft.
In meinem Archiv fand ich ein Viech, das ich als Trachelophyllum sigmoides bestimmt habe:
Deine Aufnahme von Lepidotrachelophyllum lineare kommt meinem Fund schon näher, wobei wohl nicht sicher ist, ob es sich bei T. sigmoides und L. lineare evtl. um ein und dieselbe Art handelt. Wie ist da Dein Kenntnisstand?
Herzliche Grüße
Angie
vielen Dank für Deine Antwort, die mir tatsächlich etwas weiterhilft.
In meinem Archiv fand ich ein Viech, das ich als Trachelophyllum sigmoides bestimmt habe:
Deine Aufnahme von Lepidotrachelophyllum lineare kommt meinem Fund schon näher, wobei wohl nicht sicher ist, ob es sich bei T. sigmoides und L. lineare evtl. um ein und dieselbe Art handelt. Wie ist da Dein Kenntnisstand?
Herzliche Grüße
Angie
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Re: Lepidotrachelophyllum lineare/Trachelophyllum sigmoides
Liebe Angie,
mein Kenntnisstand ist der, dass es sich hier wahrscheinlich um ein und die selbe Art handelt, laut Herrn W. Foissner!
Schaun wah mal zu welchen Ergebnissen unsere Protozoologen da kommen, bin gespannt!
Liebe Grüße,
Michael
mein Kenntnisstand ist der, dass es sich hier wahrscheinlich um ein und die selbe Art handelt, laut Herrn W. Foissner!
Schaun wah mal zu welchen Ergebnissen unsere Protozoologen da kommen, bin gespannt!
Liebe Grüße,
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Re: Lepidotrachelophyllum lineare/Trachelophyllum sigmoides
Hallo Michael,
das ist auch mein letzter Stand. Foissner et al. (1999) schlossenen ein Synonym beider Beschreibungen der Arten, Lepidotrachelophyllum lineare und Trachelophyllum sigmoides, nicht aus. Foissner et al. geben noch den Hinweis, dass eine Wiederbeschreibung sicher lohnenswert sei.
Literatur: Foissner, Berger, Schaumburg, 1999. ldentification and Ecology of Limnetic Plankton Ciliates. Informationsberichte Heft 3/99. Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft (Herausgeber und Verlag).
Das Buch habe ich von Herrn Berger erworben, und es ist eine echte Hilfe. Es ist aber auch als Download auf Foissner's Website zu haben.
Gruß
Thilo
das ist auch mein letzter Stand. Foissner et al. (1999) schlossenen ein Synonym beider Beschreibungen der Arten, Lepidotrachelophyllum lineare und Trachelophyllum sigmoides, nicht aus. Foissner et al. geben noch den Hinweis, dass eine Wiederbeschreibung sicher lohnenswert sei.
Literatur: Foissner, Berger, Schaumburg, 1999. ldentification and Ecology of Limnetic Plankton Ciliates. Informationsberichte Heft 3/99. Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft (Herausgeber und Verlag).
Das Buch habe ich von Herrn Berger erworben, und es ist eine echte Hilfe. Es ist aber auch als Download auf Foissner's Website zu haben.
Gruß
Thilo