Excystierung bei einer Amöbe

Nackt- und Schalenamöben sowie Sonnentiere
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Rainer
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Excystierung bei einer Amöbe

#1 Beitrag von Rainer » 14. April 2018, 13:14

Hallo Tümpler,

in einer Probe aus dem Birkensee, einem Waldweiher auf dem unterfränkischen Schwanberg, beobachtete ich vor ein paar Tagen einen Vorgang bei einer Amöbe, den ich mir nicht ganz erklären kann und daher um Interpretationshilfe bitte (alle Bilder mit 1000facher Vergr.).

Bild

Bild 1 zeigt die Amöbe in einem Detrituspartikel - leider kann ich auch sie nicht zuordnen. Sie enthält eine auffällige Cyste, die in den folgenden Minuten "nach oben" transportiert und dort freigesetzt wurde:

BildBild

Soweit ist mir die Sache noch verständlich.
Anschließend nabelte sich die Amöbe von ihrem "unteren" Teil, der die Cyste enthalten hatte, ab und ging dann weiter ihren Amöbengeschäften nach.

Bild

Zurück ließ sie die Cyste sowie die Reste des abgetrennten Zellmaterials, die ganz eigenartige, mit vielen Filopodien versehene Strukturen bildeten. Darin war noch Plasmafluss zu bemerken, allerdings bewegten sich die Objekte nicht von der Stelle.

Bild
BildBild

Ist das der normale Vorgang, wenn eine Amöbe eine Cyste bildet? Wie sind die zurückgelassenen Artefakte zu interpretieren? Und kennt jemand die Amöbe?

Für Hinweise wäre ich euch dankbar!

Herzliche Grüße
Rainer
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Rainer
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Re: Excystierung bei einer Amöbe

#2 Beitrag von Rainer » 14. April 2018, 16:26

Hallo nochmal,

ich muss mich korrigieren: Die Fotos sind mit 400facher Vergrößerung aufgenommen. Bitte den Irrtum zu entschuldigen!

Viele Grüße
Rainer

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Re: Excystierung bei einer Amöbe

#3 Beitrag von Michael » 16. April 2018, 10:53

Hallo Rainer,
bist Du sicher dass es sich bei der "Cyste" nicht um ein Rädertier-Ei handelt, das die Amöbe nicht vertragen hat? Ich glaube in der "Cyste" zwei rote Augflecken erahnen zu können.
Jedenfalls ein sehr interessante Beobachtung!

Viele
Grüße

Michael

Rainer
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Re: Excystierung bei einer Amöbe

#4 Beitrag von Rainer » 16. April 2018, 20:34

Hallo Michael,

das könnte tatsächlich sein - auf den Gedanken bin ich nicht gekommen. Vielen Dank für den Hinweis! Leider sind Amöbe und Cyste/Ei nicht mehr greifbar, so dass sich das nicht mehr feststellen lässt. Aber je länger ich drüber nachdenke, desto wahrscheinlicher scheint mir deine Lesart. Dann wäre der Amöbe das Ei nicht bekommen und sie hätte sich beeilt, es wieder loszuwerden. Möglicherweise hat es bleibende Schäden verursacht, weshalb dann die Abtrennung des geschädigten Gewebes erfolgte. Klingt schlüssig!

Bleibt die Frage, wieso diese zurückgelassenen Reste so "amöbenhaft" aussehen und diese vielen Filopodien aufweisen. Sie ähneln damit ja stark den Telaepolella (vgl. penard.de).

Und natürlich, um welche Amöbe es sich eigentlich handelt.

Herzliche Grüße
Rainer
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Re: Excystierung bei einer Amöbe

#5 Beitrag von paramecium » 12. Juli 2018, 21:19

Hallo Rainer,

ich hätte auch auf eine Defäkation getippt, d.h. Absonderung verdauter oder unverdauter Reste. Amöben haben gelegentlich die Tendenz sich an ihrer Beute zu übernehmen. Ich hatte einmal eine Amöbe gefilmt, die versuchte ein sehr langes Detritusteil (Haar, o.ä.) zu verspeisen. Irgendwann gab sie auf, als sie erkannte, dass die Beute doch zu groß wäre.

Eine andere Möglichkeit ist, dass sie von dem "Ei" unter dem Deckglas eingeklemmt wurde. Dann versuchen Protisten sich zu befreien, mit allen Mitteln, notfalls unter Verlust von Teilen der Zelle. Ciliaten mit großen Löchern im Rumpf sind dann keine Seltenheit. Verlorene Bruchstücke der Zellen regenerieren sich erstaunlich schnell, oft schon vor der nächsten Teilung.

Deine Aufnahmen sind toll, habe ich so noch nicht gesehen.

Viele Grüße

Thilo

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Re: Excystierung bei einer Amöbe

#6 Beitrag von Rainer » 13. Juli 2018, 20:17

Hallo Thilo,

danke für deine Antwort und deinen Erklärungsansatz!
Der geht wohl in die richtige Richtung. Eckhard Völcker hat die gezeigte Amöbe als Mastigamoeba bestimmt und vermutet, dass sie vor der Beleuchtung zu fliehen versuchte. Da sieht man mal wieder, wie der Beobachter die Beobachtung beeinflusst!

Deshalb zunächst die Defäkation - ich habe schon öfter beobachtet, dass Amöben Nahrungsreste ausscheiden, wenn sie in Probleme geraten. Und dann, wohl unter Deckglasdruck, der Befreiungsversuch "um jeden Preis", mit Zurücklassen von Zellmaterial.

Herzliche Grüße
Rainer

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Re: Excystierung bei einer Amöbe

#7 Beitrag von paramecium » 15. Juli 2018, 09:23

Hallo Rainer,

ja, ich stimme Eckhard zu. Licht wäre ebenfalls ein Erklärungsansatz. Die Intensität der mikroskopischen Beleuchtung ist nicht zu unterschätzen. Ich selbst arbeite mit einer sehr hellen gerichteten LED, um kurze Belichtungszeiten zu erzielen. Dabei ist es typisch, dass die Protisten spontan fliehen, sobald ich die Graufilter aus dem Strahlengang schwenke.

Wenn ich Fluoreszenz Präparate herstelle, dann gebe ich diese meist für mindestens eine Stunde in eine feuchte Kammer. Das unterstützt zum einen die Färbung (Hoechst 33342 benötig beispielsweise recht lange zum Färben). Andererseits ist zu beobachten, dass diese Lichtempfindlichkeit auch im Hellfeld reduziert wird.

Ich vermute, dass dies eine Folge der Summe aller Streßfaktoren durch die Präparation ist: Druckschwankungen durch Pipettieren, Auflegen des Deckglases, Veränderung osmotischer Zusammensetzung durch Beigabe von Fluorochromen und Faktoren, die ich noch nicht kenne. So kann man manche Faktoren, die den Zelltod begünstigen, ausschalten, indem man die Proben nach dem Auflegen des Deckglases eine Weile ruhen lässt. Das reduziert auch die Lichtempfindlichkeit im Hellfeld, wie ich weiß.

Bei Amöben habe ich bislang noch keine derartigen Effekte mit intensivem Licht beobachtet. Das liegt oft auch daran, dass ich eher auf Ciliaten achte und Amöben bestenfalls in Massenansammlungen wahrnehme. In meinen Proben der verbrannten Maar finde ich nur kleine Amöben, mit deren Bestimmung ich mich schwer tue. Das ist eher ein Gebiet, auf dem sich Eckhard auskennt. Diese finde ich hier oft jedoch in größerer Zahl. Meist zucken diese eher zusammen und die Struktur der Filopodien verschwindet. Zucken ist bei Amöben ja auch übertrieben gesagt, denn deren rasche Bewegung folgt eher geologischen Zeiträumen. Große Amöben schwimmen oft unbeeindruckt weiter. Zusammengezuckt erscheinen sie dann eher rundlich. In dieser Phase übersehe ich Amöben meistens, weil sie keine Scheinfüßchen zeigen. Ähnliches finde ich kurz nach der Präparation. Sie fangen erst nach einer Weile wieder an zu kriechen, so dass man die Amöbe an ihren Scheinfüßchen erkennt.

Viele Grüße

Thilo

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