Siamesische Zwillinge bei Difflugia

Nackt- und Schalenamöben sowie Sonnentiere
Antworten
Nachricht
Autor
MartinKreutz
Beiträge: 221
Registriert: 1. April 2016, 18:49
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 132 Mal

Siamesische Zwillinge bei Difflugia

#1 Beitrag von MartinKreutz » 6. August 2017, 20:07

Liebes Forum,

nach wie vor durchsiebe ich noch die Proben, welche ich vom Pillersee Treffen mitgebracht habe. In der gleichen Probe aus dem Sima Moor, in der ich vor ca. 6 Wochen die Difflugia mit den 2 Pseudostoma gefunden habe (s. http://www.mikro-tuemplerforum.at/viewt ... f=22&t=595), fand ich nun eine weitere Kuriosität. Zuerst dachte ich, dass zwei Exemplare Difflugia nur zufällig dicht nebeneinander lagen. Aber sie lagen mit ihren "Taillen" verschränkt zusammen, was mir komisch vorkam. Gleich mal isoliert. Auch die Passage durch die Mikropipette konnte die Zwillinge nicht trennen. Ich erkannte dann bei höherer Vergrößerung, dass die beiden Schalen der Tieren tatsächlich verwachsen waren. Eine Schalenwand teilten sich beide Exemplare:

Bild

Ich habe das Deckglas vorsichtig hin und her geschoben, um den besten Winkel zur Beobachtung der "Kontaktstelle" zu erhalten. Auch bei diesem Geschiebe blieben die Exemplare zusammen:

Bild

Hier eine Sicht auch die Schalenoberfläche mit DIK:

Bild

Schließlich habe ich die Schichtdicke verringert, um die Kontaktstelle genauer betrachten zu können, was aber nicht so einfach war. Ein großer, orange gefärbter Körper war dort in der Schale verbaut, evtl. eine abgestorbene Pflanzenzelle. Man erkennt ihn auf dem folgenden Bild als liegendes "C":

Bild

Man kann nur spekulieren, wie diese siamesischen Zwillinge entstanden sind. Da die Probe schon sehr alt war, könnte es sein, dass das Baumaterial für die Schalen knapp wurde und sich dann solche Anomalien ausbilden. Dafür spricht, dass ich die Difflugia mit den 2 Pseudostoma in der gleichen Probe fand.

Viele Spass beim anschauen!

Martin
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor MartinKreutz für den Beitrag:
Michael
Bewertung: 12.5%
 

Michael
Beiträge: 279
Registriert: 24. März 2016, 11:40
Wohnort: 93128 Regenstauf
Hat sich bedankt: 190 Mal
Danksagung erhalten: 196 Mal

Re: Siamesische Zwillinge bei Difflugia

#2 Beitrag von Michael » 7. August 2017, 10:22

Hallo Martin,
bei den heutigen Immobilienpreisen ist der Trend zum Reihenhaus ungebrochen! :wicked_018:

Ich finde es absolut plausibel, dass die tierischen Architekten bei Ressourcenknappheit die selben Lösungen wie die menschlichen finden.
Vielleicht wäre es lohnend, einige Difflugia in einer (fast) sauberen Petrischale anzusetzen und die Kreativität der Nachkommen zu testen?

Faszinierte Grüße

Michael

Benutzeravatar
rekuwi
Beiträge: 63
Registriert: 15. September 2015, 16:30
Danksagung erhalten: 2 Mal

Re: Siamesische Zwillinge bei Difflugia

#3 Beitrag von rekuwi » 7. August 2017, 16:03

Lieber Martin,

ein toller Fund. Schön daß Du uns teilhaben läßt. Ich bin immer wieder begeistert von der Qualität Deiner Bilder!

Herzliche Grüße
Regi

MartinKreutz
Beiträge: 221
Registriert: 1. April 2016, 18:49
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 132 Mal

Re: Siamesische Zwillinge bei Difflugia

#4 Beitrag von MartinKreutz » 8. August 2017, 20:23

Hallo Michael,

das mit dem Reihenhaus hat aber auch Nachteile! Man muss mit dem Nachbar auskommen! In diesem Fall sehe ich für die Siamesischen Zwillinge einen entscheidenen Nachteil bei der Nahrungssuche. Denn wo der eine hin will muss auch der andere hin. Dadurch wird nur halb so viel Fläche abgegrast. So ein Siamesischer Zwilling entsteht also bestimmt aus der Not.

So ein Experiment mit verknappten Baumaterial wäre wirklich interessant. Tatsächlich scheint Difflugia dann sehr flexibel zu werden. Ich kann mich an einem Beitrag im alten Forum erinnern, wo Difflugia mit gemahlenen blauen Glas versorgt wurde. Daraus haben sich die Tochterzellen dann wunderbar blaue Gehäuse gebastelt. Fínde den Beitrag aber nicht mehr. Aber sehr interessanter Ansatz. Da könnte man auch andere Baustoffe zugeben, wie Glasperlen (als Schleifmittel erhältlich) oder kleine Kristalle (z.B. Zirkonsand).

Martin

Antworten