Liebes Forum,
vor einigen Tagen hatte ich ein Wiedersehen mit Platyias quadricornis. Dieses Rädertier ist in meinen Fundorten vergleichsweise selten anzutreffen, weshalb ich die Gelegenheit nutze, diese Art nochmal abzulichten. Der Fundort war das Ulmis Ried nahe Konstanz. Im Gegensatz zur zweiten Art der Gattung Platyias (P. patulus), besitzt P. quadricornis nur 2 ventrale Dornen. Außerdem ist der Fuss dreigliedrig, was die Gattung von Brachionus unterscheidet. Zuerst hat mir mein isoliertes Exemplar die Ventralseite gezeigt. Man erkennt sehr schön die Besetzung des oberen Panzerrandes mit feinen Dornen. Der Panzer selbst ist deutlich granuliert:
Hier habe ich den Fokus in das Innenleben gelegt. Man erkennt dann auch deutlich den dreigliedrigen Fuss:
Danach habe ich das Exemplar unter dem Deckglas gedreht um die dorsale Ansicht zu bekommen. Die dorsale Seite des Panzers ist deutlich gefeldert:
DT = Dorsaltaster
Wenn man den Fokus etwas tiefer legt, erkennt man, dass die hinteren Dornen noch ganz feine Spitzen aufweisen (Pfeile):
Danach habe ich die Schichtdicke verringert, um mir die dorsale Struktur des Panzers mit Ölimmersion zu betrachten:
DT = Dorsaltaster
LT = Lateraltaster.
Auffallend ist, das sich in der Mitte des Panzers 3 Fünfecke treffen, was geometrisch ja schon sehr verwegen ist. Dies geht geometrisch nur deshalb, weil die Fünfecke verzerrt sind, um den eigentlich erforderlichen Winkel von 3 mal 120° zu erfüllen. In rasterelektronischen Aufnahmen von Platyias quadricornis, die Wilhelm Foissner aufgenommen hat, erkennt man das noch etwas besser:
Zum Schluss habe ich die Schichtdicke noch weiter verringert, um den Kauer fotografieren zu können. Aber dies ist ein schwieriges Unterfangen und man erkennt von der dreidimensionalen Struktur des Kauers eigentlich nur die gezähnten Unci. Voigt hat dazu keine Zeichung gegeben, weshalb dieses Merkmal kein wesentliches Bestimmungsmerkmal zu sein scheint:
Viel Spass beim anschauen!
Martin
Platyias quadricornis
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Re: Platyias quadricornis
Hallo Martin,
eine Rädertiermonografie wie aus dem Lehrbuch !
Ich habe Platyias quadricornis bisher einmal gefunden (Moorlehrpfad am Holzöstersee in Österreich). Deine wunderbare Bildserie zeigt für mich teilweise Details von "der Rückseite des Mondes" (ins besonders die Taster), da mein Exemplar auf der Ventralseite lag und ich das Umdrehen vorsichtshalber gar nicht erst probiert habe. Die Darstellung der „Kauwerkzeuge“ ist mir trotz „Stapeltechnik“ (mit der man in diesem Einsatzgebiet u.U. heftige Artefakte produziert) nur bedingt gelungen (siehe Bild unten). Mit einer Mazeration des Gewebes (z.B. durch Natriumhypochlorit) habe ich keine guten Erfahrungen gemacht, da es einerseits dem Zufall überlassen bleibt, ob die Kauer in toto erhalten bleiben und nicht vom Sog des hyperosmolaren Agens auf nimmer Wiedersehen fortgerissen werden. Andererseits genügt eine kleine Unachtsamkeit und ein wertvolles Mikroskopobjektiv landet mit verätzter Frontlinse als Briefbeschwerer auf dem Schreibtisch.
(Platyias quadricornis, Kauer)
Nur gut, dass auch die Beschreibung im Koste die Kauer nicht in den Mittelpunkt rückt !
Beste Grüße
Richard
eine Rädertiermonografie wie aus dem Lehrbuch !
Ich habe Platyias quadricornis bisher einmal gefunden (Moorlehrpfad am Holzöstersee in Österreich). Deine wunderbare Bildserie zeigt für mich teilweise Details von "der Rückseite des Mondes" (ins besonders die Taster), da mein Exemplar auf der Ventralseite lag und ich das Umdrehen vorsichtshalber gar nicht erst probiert habe. Die Darstellung der „Kauwerkzeuge“ ist mir trotz „Stapeltechnik“ (mit der man in diesem Einsatzgebiet u.U. heftige Artefakte produziert) nur bedingt gelungen (siehe Bild unten). Mit einer Mazeration des Gewebes (z.B. durch Natriumhypochlorit) habe ich keine guten Erfahrungen gemacht, da es einerseits dem Zufall überlassen bleibt, ob die Kauer in toto erhalten bleiben und nicht vom Sog des hyperosmolaren Agens auf nimmer Wiedersehen fortgerissen werden. Andererseits genügt eine kleine Unachtsamkeit und ein wertvolles Mikroskopobjektiv landet mit verätzter Frontlinse als Briefbeschwerer auf dem Schreibtisch.
(Platyias quadricornis, Kauer)
Nur gut, dass auch die Beschreibung im Koste die Kauer nicht in den Mittelpunkt rückt !
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Richard
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Re: Platyias quadricornis
Hallo Richard,
da hast Du den Kauer besser hinbekommen als ich! Auch ich verwende keinerlei Chemikalien unter dem Mikroskop und schon gar nicht Hypochlorid. Mir ist persönlich ein tragischer Fall bekannt, in dem das Hypochlorid ein 100 X Apo zerstört hat. Ich weiß nicht, wie die Altvorderen das gemacht haben. Eventuell haben sie die Viecher in einem kleinen Vial mit Spitzboden mazeriert und den freigelegten Kauer erst sauber gewaschen und dann unters Mikroskop gepackt. Ich weiß es nicht. Jedenfalls wollte ich meine Optik bis zum Schluss nutzen ohne das die Frontlinse vorher rausfällt!
Schönen Abend!
Martin
da hast Du den Kauer besser hinbekommen als ich! Auch ich verwende keinerlei Chemikalien unter dem Mikroskop und schon gar nicht Hypochlorid. Mir ist persönlich ein tragischer Fall bekannt, in dem das Hypochlorid ein 100 X Apo zerstört hat. Ich weiß nicht, wie die Altvorderen das gemacht haben. Eventuell haben sie die Viecher in einem kleinen Vial mit Spitzboden mazeriert und den freigelegten Kauer erst sauber gewaschen und dann unters Mikroskop gepackt. Ich weiß es nicht. Jedenfalls wollte ich meine Optik bis zum Schluss nutzen ohne das die Frontlinse vorher rausfällt!
Schönen Abend!
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Re: Platyias quadricornis
Hallo Martin,
danke für Deine lehrreiche Doku! Ich kann ein Schieflichtfoto beisteuern:
Fundort: Unser Gartenteich Es gibt diese Art aber auch vereinzelt in unserem Pillerseemoor.
Viele Grüße
Angie
danke für Deine lehrreiche Doku! Ich kann ein Schieflichtfoto beisteuern:
Fundort: Unser Gartenteich Es gibt diese Art aber auch vereinzelt in unserem Pillerseemoor.
Viele Grüße
Angie
Der das Kleine in Ehren hält, ist des Großen umso würdiger. (Sprichwort)
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Re: Platyias quadricornis
Hallo Martin, Richard und Angie,
vielen Dank für die schönen Darstellungen eines besonders eindrucksvollen Rädertieres. Wer es mal unter dem Bino unter stetiger Rotation um die Längsachse gemächlich durch das Dickicht der Fadenalgen hat schwimmen sehen, freut sich immer über ein Wiedersehen. Ich stelle gleich auch noch einige Fotos der nahe verwandten Art Plationus patulus ein.
Viele Grüße
Ole
vielen Dank für die schönen Darstellungen eines besonders eindrucksvollen Rädertieres. Wer es mal unter dem Bino unter stetiger Rotation um die Längsachse gemächlich durch das Dickicht der Fadenalgen hat schwimmen sehen, freut sich immer über ein Wiedersehen. Ich stelle gleich auch noch einige Fotos der nahe verwandten Art Plationus patulus ein.
Viele Grüße
Ole