Der Mikroskopie-Workshop von Michael Miedaner in Inzigkofen fand heuer zum ersten Mal statt und war ein toller Erfolg auf der ganzen Linie. Hier habe ich auch ein neues Experiment gewagt.
DNA ist recht stabil und lässt sich auch in totem Material nach längerer Zeit noch gut nachweisen. Chironomus Larven sind den Aquarianern auch bekannt als "rote Mückenlarven". Heute möchte ich einige Resultate der Fluoreszenz-Kernfärbung zeigen. "Fischfutter", also getrocknete Mückenlarven für den Versuch spendierte Michael Miedaner, der diese ganz klassisch als Quetschpräparate mit Orcein-Essigsäure verarbeitete. Das Resultat der Hoechst Färbung ist hier jedoch gezeigt.
Präparation
Die getrockneten Mückenlarven weicht man etwa 5 Minuten oder länger in einer kleinen Petrischale in Wasser ein. Die Mückenlarven aus der Dose liegen meist nur in Bruchstücken vor. Unter der Stereolupe sortiert man solche Bruchstücke der Larven bei denen der dunklere Kopf zu finden ist. Sie sollten wenigstens die halbe Länge einer vollständigen Larve besitzen. Zwei oder drei eingeweichte Kopfstücke werden nun auf einen Objektträger in einen Tropfen Wasser übertragen. Unter der Stereolupe wird wie folgt präpariert: Mit einer Präpariernadel hält man das Hinterende und zieht mit der zweiten Nadel den Kopf vorsichtig ab. Dabei sollten die aufgeweichten Innereien mit dem Kopf herausgezogen werden. Nun reißt man den vorderen Thorax mit den beiden Nadeln auseinander und streicht noch vorhandene Innereien ebenfalls vorsichtig aus. Das Hinterende, anhängende Stücke des Chitinpanzers und den dunklen Kopf selbst sortiert man aus. Nun werden 5 µl der Doppelfärbung hinzu gegeben. Schließlich legt man ein Deckglas auf. Um die Gewebestrukturen einigermaßen zu erhalten wird kein Quetschpräparat angefertigt. Es wird mindestens 10 Minuten in der feuchten Kammer gefärbt, bevor man mikroskopiert.
Ergebnis
Idealerweise liegen nun die freipräparierten Speicheldrüsen vor, anhängende Speichelkanälchen, Muskelgewebe, Blutgefäße und weitere Organe. Unter UV Anregung sind nun die in klarem Blau gefärbte DNA der Zellkerne sowie das schwach autofluoreszierende Gewebes zu erkennen. In den vergleichsweise großen Zellen der Speicheldrüsen findet man Polytänchromosomen (Riesenchromosomen). Kleinere Zellkerne liegen im Muskelgewebe vor. Neben den Polytänchromosomen der Speicheldrüsenzellen findet man verschieden große Zellkerne in dem weiterem Gewebe, z.B. Muskelfasern oder Blutgefäße.
Viele Grüße
Thilo
Alle Aufnahmen mit einem Zeiss AxioLab.A1 FL-LED in UV-Fluoreszenz, Anregung mit 385 nm, Canon EOS 77D
Bild 1: Übersicht mit erhaltenem Kopf mit dem Objektiv 10x. Leuchtend blau gefärbt sind die Zellkerne zu erkennen.
Bild 2: Etwas weiter hinten in dem heraus gezogenen Gewebe waren die Speicheldrüsen zu finden. Der verbindende Strang ist quer gestreifte Muskulatur. Leuchtend blau gefärbt sind die Zellkerne zu erkennen.
Bild 3: Große Speicheldrüsenzelle mit Polytänchromosom.
Bild 4: Gut erhaltene Speicheldrüse mit Speichelkanal.
Bild 5: Detailaufnahme des Speichelkanälchens.