Tardigrada: Macrobiotus cf. areolatus

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Monsti
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Tardigrada: Macrobiotus cf. areolatus

#1 Beitrag von Monsti » 16. November 2015, 19:13

Hallo zusammen,

bekanntlich sind die Bärtierchen schwer abzulichten. Mit viel Geduld ist mir heute ein recht gutes Foto gelungen:

Bild

Besonders gut erkennt man bei diesem Tier Kopf und Spharynx, hier im Detail:

Bild

1 = Mund
2 = Stilettscheiden
3 = Speiseröhre
4 = Stilette, mit denen Pflanzenzellen angestochen werden
5 = Stilett-Träger
6 = Sog. Makroplakoide im Saugmagen zur Zerkleinerung größerer Nahrungsbestandteile
7 = Saugmagen mit erkennbarer Muskulatur
8 = Sog. "Komma" als wichtiges Merkmal zur Artbestimmung

Zu beiden Seiten der Stilette und des Saugmagens sind die Speicheldrüsen erkennbar.

Herzliche Grüße
Angie
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Re: Tardigrada: Macrobiotus cf. areolatus

#2 Beitrag von Nostoc » 18. November 2015, 07:41

Hallo Angie,
Du hast es bereits selbst erwähnt, Bärtierchen sind "kamerascheu". Dir sind wirklich großartige Aufnahmen gelungen ! :wicked_001:
Irgendwo habe ich gelesen, dass der Speiseplan der "Langsamschreiter" denkbar breit gefächert ist.
Einige Arten konsumieren Algen, andere sind "carnivor" und machen Jagd auf Rädertierchen oder Artgenossen.
Führen die unterschiedlichen Futterquellen auch zu Adaptionen in den von dir so detailliert beschriebenen Organen
für die Nahrungsaufnahme und -verwertung ?

Faszinierte Grüße



Richard

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Re: Tardigrada: Macrobiotus cf. areolatus

#3 Beitrag von Ole » 18. November 2015, 12:18

Hallo Angie,

sehr schöne Fotos! Ich habe jetzt keine Literaturstelle zur Hand, bin aber ziemlich sicher, dass die Placoide nicht dem direkten Zerkleinern der Nahrung dienen.

Tardigraden - dies ist vielleicht auch für Richard interessant - haben in der Tat ein vielfältiges Nahrungsspektrum, müssen aber sämtliche Nahrungsbestandteile durch ihren kräftigen Saugpharynx einsaugen. Um einen ausreichenden Saugdruck zu erreichen, sind die Zellen der Pharynxwand mit kontraktilen Filamenten ausgestattet, die sich verkürzen können, wordurch die Zellen flacher werden und das Lumen des Pharynx sich erweitert. So bauen die Tiere den notwendigen Sog auf, um z.B. den Inhalt von angestochenen Mooszellen einzusaugen. Die Placoide liegen nicht innerhalb der Pharynx-Epithelzellen, sondern stellen lokale Verdickungen der bis in den Pharynx sich hinein ziehenden Kutikula dar. Sie sind Strukturen, an denen die kontraktilen Filamente der Epithelzellen ansetzen, damit sich die Zellen bei Kontraktion abflachen könen und sich das Pharyxn-Lumen erweitert.

Man kann übrigens bei transparenten Exemplaren, die nur wenige Speicherzellen ausgebildet haben, auch sehr gut das bauchseitige Nervensystem mit den Ganglien erkennen. Hast Du dies schon einmal probiert? Ich versuche beizeiten, hier noch einige Fotos dazu einzustellen.

Viele Grüße

Ole
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Re: Tardigrada: Macrobiotus cf. areolatus

#4 Beitrag von cuxlaender » 18. November 2015, 15:31

Hallo,
Sog. "Komma" als wichtiges Merkmal zur Artbestimmung
Ist Komma und microplacoid das gleiche?
Danke,
Hans

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Re: Tardigrada: Macrobiotus cf. areolatus

#5 Beitrag von Monsti » 18. November 2015, 16:48

Hallo Hans,

nein, das sog. Komma befindet sich unterhalb derselben. Bei etlichen Gattungen fehlt es.

Liebe Grüße
Angie
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Re: Tardigrada: Macrobiotus cf. areolatus

#6 Beitrag von Monsti » 18. November 2015, 20:15

Lieber Richard,

i.d.R. werden Pflanzenzellen und Tiere mittels der Stilette angestochen und ausgesaugt. Insofern sollte es eigentlich keine wesentlichen Unterschiede beim Verdauungstrakt geben. Allerdings habe ich irgendwo mal gelesen, dass man in lebenden Bärtierchen schon ganze Rädertiere gefunden hat. Wie das gehen soll, ist mir schleierhaft, da von der Struktur des oberen Verdauungstrakts her eigentlich unmöglich ... :wicked_016:

Viele Grüße
Angie
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Re: Tardigrada: Macrobiotus cf. areolatus

#7 Beitrag von Nostoc » 19. November 2015, 15:44

Hallo Angie,
Hallo Ole

Danke für die ergänzenden Hinweise zu Macrobiotus !
Bärtierchen sind offenbar nicht nur "putzig" sondern überaus interessant.........
Wenn allerdings das "Innenleben" nur wenig zur taxonomischen Zuordnung beiträgt, dann ist die Bestimmung bis zur Ebene der Art wohl in der Regel kein einfaches Unterfangen. Bei den verwandten Rädertierchen kann man zumindest auf eine Analyse der Kauer zurückgreifen.
Gibt es zur Bestimmung der Bärtierchen "amateurtaugliche" Literatur ?


Viele Grüße


Richard

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Re: Tardigrada: Macrobiotus cf. areolatus

#8 Beitrag von Nostoc » 24. November 2015, 16:10

Liebe Bärtierchenfreunde,
gerade bin ich auf einen aus meiner Sicht sehr interessanten, aktuellen Beitrag zu Tardigrada gestoßen:

http://www.pnas.org/content/early/2015/11/18/1510461112

Großartig, welch interessante Einsichten die Genomforschung ermöglicht !

Viele Grüße



Richard

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