die Protargolfärbung ist der Goldstandard für die Darstellung von Ciliaten, insbesondere wenn man eine neue Art beschreiben möchte. Um welche Art es sich handelt möchte ich an dieser Stelle heute noch nicht verraten. Aber erste Färbeergebnisse einer solchen Art möchte ich zeigen.
In der neueren Literatur gibt es zahlreiche Anmerkungen, dass kommerziell verfügbares Protargol nicht mehr funktionieren solle. Noch vorhandene Mengen werden angeblich in einigen Instituten gehütet. So dann haben Pan et al. (2013) in Anlehnung an frühere Experimente von Davenport (1952) erneut eine Vorschrift zur Synthese des wichtigen Protargol zur Darstellung der Ciliaten veröffentlicht. Nach dieser Vorschrift habe ich mir nun erstmals auch Protargol selbst hergestellt, nachdem ich mit einem kommerziell erworbenen Protargol bereits gute Erfahrungen gemacht habe.
Der Trick ein funktionierendes Protargol zu erhalten liegt offenbar in der Auswahl eines geeigneten Peptons für die Synthese des Silberprotein-Komplexes. Mit dem von mir verwendeten Pepton hatte ich bereits mit der nassen Silberimprägnierung gute Erfahrungen gemacht. Daher schien es generell geeignet zu sein als Basis für die Protargol Synthese. Die erworbene Menge von 500 g übersteigt natürlich den eigentlichen Bedarf bei Weitem. Eine kleinere Menge war bei Carl Roth nicht lieferbar. Sodann reicht die Menge sicherlich aus, um bis ans Lebensende ausreichend Pepton vorrätig zu haben. Es gibt ja doch soviele neue Arten, die auf eine Entdeckung warten.
Neben dem Pepton ist die Zutatenliste überschaubar. In meinem Fall habe ich einige Chemikalien aus dem Baumarkt bezogen, um zu überprüfen, ob man das mit Bordmitteln auch "auf dem Küchentisch" herstellen kann. Um es vorweg zu nehmen: Man kann, der Zusatz "In-house Protocol" im Titel einer neueren Publikation ist nicht übertrieben. Die Protargolsynthese lässt Spielraum zur Vereinfachung mit "Bordmitteln", die man noch frei erwerben kann.
Der weitere Erfolgsfaktor liegt in der Fixierung der empfindlichen Ciliaten, bei der die Strukturen der empfindlichen Ciliaten Zelle weitgehend erhalten bleiben sollen. Schließlich ist das Ziel der Färbung ein Dauerpräparat als Typus Belegmaterial. An den bisher verwendeten Fixiermitteln führt aktuell noch kein Weg vorbei. Definitiv nicht für das Küchenlabor geeignet sind auch solche Silberimprägnierungen, die mit Champy und da Fano in der Fixierung arbeiten. Am Horizont erscheinen jedoch schon weniger kritische Fixiermittel, die bereits in der Histologie und Ciliatologie Verwendung finden und deren Entsorgung einfacher ist. Die nächste Runde für den Hobbyisten geeignete Verfahren zu entwickeln, ist eröffnet und auch die Protargolsynthese kann davon nicht ausgenommen werden. Ich werde hierüber zu einem späteren Zeitpunkt berichten, sollte sich zeigen, dass diese alternativen Fixiermittel tatsächlich bei den Ciliaten allgemein gut funktionieren.
Das selbst hergestellte Protargol steht im Vergleich mit früheren Experimenten einem kommerziellen Protargol in nichts nach, wie die folgenden Abbildungen zeigen. In der Ausschnittsvergrößerung des letzten Bildes erkennt man das Peristom des Ciliaten mit dem dieses umgebenden Wimpernreihen, deren feine Basalkörper hier ebenfalls dargestellt sind. Da freut sich das Herz des aufstrebenden Hobby-Ciliatologen: Das selbst hergestellte Protargol hat funktioniert.
Zuletzt sei angemerkt: Die Protargol Synthese ist nichts für ungeduldige Naturen. Die Herstellung ist an sich nicht schwer, aber zeitintensiv. Ein Wochenende sollte man einplanen bis zum Erhalt des fertigen Produkts.
Viel Spaß beim Nachbauen!
Thilo
Literatur:
- Davenport, H. A., Porter, R. W., & Myhre, B. A. (1952). Preparation and testing of silver-protein compounds. Stain Technology, 27(5), 243-248.
- Pan, X., Bourland, W. A., & Song, W. (2013). Protargol synthesis: an in‐house protocol. Journal of Eukaryotic Microbiology, 60(6), 609-614.