Proben und Kulturen tauschen und verschicken

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paramecium
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Proben und Kulturen tauschen und verschicken

#1 Beitrag von paramecium » 13. November 2020, 17:57

Liebe Tümpler,

Hier wurde die Frage gestellt , wie man Proben verschicken kann, um Proben zu tauschen oder von einem Kollegen untersuchen zu lassen. Ich mache mal den Anfang mit meinen Erfahrungen. Ergänzt einfach Eure Erfahrungen.

Gesammelte Proben lebender Planktonproben tausche ich mit Kollegen vorzugsweise in kleinen Kunststoff-Behältern. Die Bandbreite reicht dabei von großen Gefäßen mit 1,5-50 ml Volumen. In Frage kommen beispielsweise Probenröhrchen mit großen Volumen zwischen 15 und 50 ml, wie sie im medizinischen Bedarf für Blutproben etc. verwendet werden. Es gibt diese mit praktischem Standfuß (ganz links) oder konischem Ende (2. und 3. von links). Daneben leisten bei Protisten auch die berühmten "Eppis" oder "Eppendorfhütchen" gute Dienste (ganz rechts). Dabei handelt es sich um kleine Reaktionsgefäße mit einem Volumen von 1,5-2 ml, wie sie meist zur mikro-biologischen Bearbeitung von Probenmaterial verwendet werden. Zudem gibt es diese Probenvolumen auch mit Schraubverschluss (2. von rechts).

Von links nach rechts:
  • Probengefäß 50 ml mit Standfuß, Carl Roth GmbH, Beutelware (500-1.000 Stück), unsteril oder steril
  • Probengefäß 50 ml mit konischem Fuß, Quelle unbekannt, Kultur erhalten von der Uni Köln
  • Probengefäß 15 ml mit konischem Fuß, Quelle unbekannt, Kultur erhalten von der Uni Köln
  • Schraubgefäße freistehend, 2 ml, Carl Roth GmbH, Beutelware (500-1.000 Stück), unsteril oder steril
  • Reaktionsgefäß 1,5 ml, "Eppendorfhütchen", "Eppis", Beutelware (500-1.000 Stück), unsteril aus dem Onlinehandel
Reaktionsgefäße gibt es in verschiedenen Qualitäten. DNase- oder RNase freie Gefäße sind wichtig, wenn man gentechnisch zu untersuchendes Material verschicken muss (z.B. extrahierte DNA). Die konischen Gefäße und die kleinen Reaktionsgefäße erfordern ein entsprechendes Gestell, um sie hinein zu stellen und zu handhaben. Im Fachjargon werden diese Gestelle auch als "Rack" bezeichnet. Es gibt dabei Ausführungen in Kunststoff oder Metall. Natürlich kann man mit etwas handwerklichem Geschick solche Racks auch selbst herstellen.

Selbst in "Eppis" oder den kleinen Schraubgefäßen mit der Post verschickte Proben überstehen auch schon mal ein paar Tage, sofern man bei Aerobiern ein kleines Luftvolumen lässt. Michael "Pelagodileptus" und ich habe hier schon gute Erfahrungen machen können. Ist ein internationaler Versand erforderlich, sollte man lieber in den größeren Gefäßen verschicken. Wichtig: Vor dem Versand probieren, ob der Schraubdeckel dicht schließt!

Hat man nicht die Möglichkeit im Fachhandel zu bestellen (Gewerbeschein ist Pflicht), so kann versuchen, diese Kunststoffbehälter auch über einen Kollegen zu bestellen. Sie sind regelmäßig auch günstig auf den einschlägigen Online- und Auktions-Plattformen zu erwerben, oft jedoch in geringerer Stückzahl.

Tipp: Die größeren Kunststoffgefäße lassen sich ein paar Mal in der Geschirrspülmaschine reinigen und wieder verwenden. Man kann sie daher mehrmals zur Probenentnahme verwenden, was Plastikmüll reduziert. Sie werden jedoch spätestens nach ein paar Jahren trüb und undicht durch zunehmende Risse im Kunststoff, was einerseits auf das wiederholte Spülen zurückzuführen ist, andererseits auf mechanische Belastung. Im Haushalt sollte man Laborware natürlich immer getrennt vom Essgeschirr spülen oder einen separaten Geschirrspüler verwenden. Es gibt Geschirrspüler auch eine Nummer kleiner und günstiger, für Singlehaushalte oder das heimische Labor.

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Re: Proben und Kulturen tauschen und verschicken

#2 Beitrag von Monsti » 13. November 2020, 20:24

Servus Thilo,

vielen Dank für diesen Beitrag! :wicked_001:

Da ich i.d.R. nur konzentrierte Proben von Desmidiaceen und Rizopoden versende, benutze ich ausschließlich die "Eppis", deren Verschluss ich vor dem Versand noch mit einem Klebestreifen sichere. Die passen locker in eine kleine Versandtasche und sind i.d.R. schneller am Ziel als größere Umschläge bzw. gar Päckchen oder Pakete. Vor allem sind Versandtaschen wesentlich preisgünstiger, wenn z.B. aus Österreich ins Ausland verschickt wird. Päckchen und Pakete sind von uns auch nicht selten 7-10 Tage unterwegs.

Sehr ungern versende ich Proben während sommerlicher Hitzeperioden oder strengem Frost im Winter, da die Sendungen nicht selten längere Zeit im Freien stehen. Das sollte bei lebenden Proben unbedingt berücksichtigt werden, will man nicht, dass nur tote Brühe ankommt. Ebenso sollte man die Sendungen möglich am Anfang der Woche auf den Weg gehen lassen, so dass sie möglichst noch vor dem nächsten Wochenende beim Empfänger eintreffen.

Herzliche Grüße
Angie
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Der das Kleine in Ehren hält, ist des Großen umso würdiger. (Sprichwort)

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