der erste Teil meines Berichtes ist einer kurzen, allgemeinen „Reisebeschreibung“ vorbehalten, in weiteren Beiträgen werde ich dann meine „Mikrofunde“ aus dem Dartmoor vorstellen.
Angehörige der Babyboomer-Generation denken beim Stichwort „Dartmoor“ unwillkürlich an die gruseligen Schwarz-Weiß Krimis der Nachkriegszeit oder an Conan Doyles „Hund der Baskervilles“. Unheimliche, „menschenverschlingende Sümpfe“ eignen sich nicht nur als Projektionsfläche menschlicher Phantasie, sondern üben heute eine geradezu magische Anziehungskraft auf Naturfreunde aus. In Reiseführern wird das Dartmoor gerne als die „letzte Wildnis Englands“ tituliert, was aber nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass es sich im Wesentlichen um eine durch anthropogene Einflüsse geformte „Naturlandschaft“ handelt. So wurden, wie anderenorts in Europa, weitreichende Eingriffe in den Wasserkreislauf vorgenommen, um Trinkwasserquellen zu erschließen.
Es entstanden einige größere, künstlich angelegte Seen, wie das „Burrator Reservoir“ (Bild oben), die der Wasserversorgung Südwestenglands dienen. Die Bäume gehören teilweise zu Nadelbaumpflanzungen, die im Rahmen eines Aufforstungsprogrammes angelegt wurden. Weite Flächen sind frei von Bäumen oder Sträuchern und vollständig mit Farn überwuchert.
Der „Devonport Leat“ (Bild oben), ist ein vom Menschen angelegter Entwässerungskanal, der das „Burrator Reservoir“ speist.
Der „Crazy Well Pool“ (Bild oben) verdankt seine Entstehung wahrscheinlich dem Zinnbergbau. Seit der Bronzezeit wurden vom Menschen in Cornwall und Devon riesige Minenareale bei der Erzgewinnung regelrecht durchwühlt. An vielen Stellen warnen heute Tafeln vor ungesicherten Minenschächten und einem Verlassen der Wanderwege. Die „halbwilden“ Pferde (Ponys) halten zusammen mit den Schafen und dem rauen Wind die Vegetation „kurz“.
Andererseits gedeihen durch das vom Golfstrom geprägte, ausgeglichene Klima an einigen begünstigten Stellen spektakuläre tropische Neophyten wie das Mammutblatt (Bild unten).
Gunnera löst, ähnlich wie einige Leguminosen, das Problem der Stickstoffversorgung durch eine Symbiose, in diesem Fall mit Nostoc-Blaualgen.
Die Böden der Gegend sind offenbar wenig ertragreich, Getreidefelder oder andere Feldkulturen finden sich kaum. Größtenteils wird die Gegend „extensiv“ als Weideland (Rinder, Schafe) bewirtschaftet.
Alles in allem bilden diese Faktoren zusammen mit dem vorherrschenden Granitgestein gute Voraussetzungen für eine dem Artenreichtum förderliche Wasserqualität. Der von mir in Naturgewässern vorgefundene durchschnittliche Leitwert lag bei ca. 100µs, der pH Wert bewegte sich stets im Neutralbereich. Für das „Dartmoor“ gibt es ausgezeichnetes Kartenmaterial, aber wer auf öffentliche Verkehrsmittel wie den Überland-Bus zurückgreift, kann nur eine beschränkte Auswahl von Punkten in der freien Natur ansteuern. Auch mit dem PKW oder Fahrrad ist es nicht ganz einfach, stressfrei ans Ziel zu gelangen, da abgesehen vom ungewohnten Linksverkehr, viele Straßen extrem schmal („single lane“) und zwischen hohen Hecken oder Steinmauern regelrecht eingepfercht sind. Die eingangs erwähnte großflächige „Sumpflandschaft“ der Kinowelt mit mächtigen Torfschichten und „trügerischer“ Bodenbeschaffenheit habe ich leider nicht in Natura vorgefunden, dafür aber eine Reihe durchaus beachtenswerter Kleingewässer (Bild unten).
Viele Grüße
Richard (Nostoc)