Erfahrungsbericht Olympus E-P5 am Mikroskop

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MartinKreutz
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Erfahrungsbericht Olympus E-P5 am Mikroskop

#1 Beitrag von MartinKreutz » 25. April 2016, 19:40

Liebes Forum,

ich möchte hier von meinen ersten Erfahrungen mit der Olympus E-P5 auf meinem BX 50 Mikroskop berichten. Das digitale Zeitalter hat für mich 2008 mit der Olympus E-400 begonnen, welche meine damalige analoge Olympus OM-2n ersetzte. Die E-400 hatte schon einen four thirds Sensor von 17 X 13 mm. Um diese Kamera zu adaptieren, habe ich mir von Gerd Günther einen ergoDSLR Adapter anfertigen lassen, mit dem entsprechenden Olympus four thirds Bajonett. Die E-400 habe ich dann im Juni 2010 durch die Olympus E-P1 ersetzt, welche eine bessere Bildqualität aufwies als die E-400 und eine geringere Auslöseverzögerung. Sie war über ein FL-CB05 Kabel mit einem umgebauten FL-36 Blitz Olympus verbunden, dessen Blitzröhre in einen Stahlschmidt’schen Doppelkollektor eingebaut war. Wie man den FL-36 Blitz umbaut, habe ich mal zusammen mit Max Miller im Mikrokosmos beschrieben (s. unten). Das Auslösen der EP-1 per Fußauslöser erfolgte über ein RM-UC1 Kabel, welches zum Fußauslöser verlängert war. Dazu muss man etwas löten. Wie man das macht, ist hier beschrieben:

http://www.fotoalb-um.de/tipps_tricks3.htm

Mit dieser Anordung habe ich fast 6 Jahre fotografiert, bis ich mich entschlossen habe, die Olympus E-P1 durch die Olympus E-P5 zu ersetzen, die Mitte 2013 auf den Markt kam. Da das Gehäuse mit ca. 900,- Euro recht teuer war, habe ich etwas abgewartet, bis der Preis erträglicher wurde. Dies auch deshalb, weil ich nicht 100%ig sicher war, ob die Olympus E-P5 auch auf dem Mikroskop mitspielen wird, also etwa die TTL Blitzsteuerung auch ohne aufgesetztem Objektiv funktionieren wird. Seit 2 Wochen habe ich nun die Olympus E-P5 auf meinem BX 50:

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Der erste Eindruck nach Auspacken der E-P5 war sehr „wertig“. Das Gehäuse ist aus Metall, was man am Gewicht merkt. Sie liegt gut in der Hand. Alle Funktionsknöpfe und Schalter machen einen ausgesprochen soliden Eindruck. Gleich mal den Akku geladen und ein Testfoto zum Fenster raus. Das klappte schon mal einwandfrei, denn es entstand ohne Objektiv ein graues, strukturloses Bild, was bedeutet, dass die Belichtungsautomatik auch ohne Objektiv funktionierte. Ich habe sie dann an das Bajonett des ergoDSLR Adapters angeschlossen, was ohne klemmen oder Spiel funktionierte. Beim Einschalten fiel sofort das gut gelungene Display auf, welches wesentlich höher aufgelöst ist als bei der E-P1 und auch größer. Es ist zugleich ein touchscreen. Zuerst habe ich eine Aufnahme ohne Blitz und ohne Weißabgleich in der Funktion „Auto“ gemacht. Das funktionierte einwandfrei. Dann habe ich das FL-CB05 Kabel und das RM-UC1 Kabel mit der E-P5 verbunden. Die Anschlüsse passten. Gleich das erste Auslösen erbrachte ein korrekt belichtetes, geblitztes Bild. Die E-P5 ist also auch mit älteren Olympus-Equipment kompatibel, was sehr erfreulich war. Ich begann dann mit dem Ausloten der bestmöglichen Bildqualität. Dazu habe ich die Kamera auf „Programm“ gestellt, wie auch bei der E-P1 zuvor, um möglichst viele Einstellmöglichkeiten zu haben. Die ASA Zahl habe ich auf „low“ eingestellt, welches laut Handbuch einer 100 ASA Empfindlichkeit entspricht. Die jpeg-Auflösung habe ich auf „LF“ eingestellt. Probleme bereitete mir Anfangs der Weißabgleich mit dem Blitz. Die ersten Bilder waren alle blau, obwohl der manuelle Weißabgleich immer korrekt durchgeführt wurde. Es hat etwas gedauert, bis ich im „Zahnrad-Menü“ der Kamera unter der Einstellung „F“ die Option „Blitzkorrektur“ fand. Hier kann man wählen, ob es einen separaten Weißabgleich für Umgebungslicht und Blitz geben soll oder ob diese zusammen korrigiert werden soll. Diese Option muss auf „ein“ stehen, damit der Weißabgleich gelingt. Danach sahen die Bilder einwandfrei aus. Ich habe als weitere Maßnahmen alles abgeschaltet, was zu einer Auslöseverzögerung oder zusätzlichen Stromverbrauch führen könnten. Das ist die WLAN Funktion, die Gesichtserkennung und der Autofokus. Letzteres habe ich auf „MF“ eingestellt, das ja kein Autofokus nötig ist. Mit dieser Einstellung erreicht man eine Auslöseverzögerung von 0,12 sec., was doppelt so schnell ist wie bei der E-P1 (0,26 sec). Sie ist eigentlich nicht mehr spürbar.

Der CMOS Sensor der E-P5 hat 16 MP mit 4608 X 3456 Pixeln und besitzt damit 25 % mehr Auflösung als der Sensor der E-P1 (12 MP = 4032 X 3024 ). Außerdem ist die Empfindlichkeit des neuen Sensors wesentlich höher. Er ist baugleich mit dem verbauten Sensor in der wesentlich teureren Olympus OM-D. Das merkte man auch sofort bei den ersten Testaufnahmen. Hier ein direkter Vergleich einer Testdiatomee aufgenommen mit der E-P1 und E-P5. Die Bilder sind nicht bearbeitet und das Größenverhälnis proportional der effektiven Pixelzahl:

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Wichtiger als das Größenverhältnis der Sensoren zueinander ist die effektive Auflösung und das Signal/Rausch-Verhältnis der Sensoren. Dies wird visualisiert, wenn man sich entsprechende Ausschnittvergrößerungen der obigen Aufnahmen betrachtet:

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Man erkennt deutlich, dass die E-P5 deutlich überlegen ist in der Darstellung feiner Strukturen und im besseren Signal/Rausch Verhältnis. Die Bilder wirken „glatt“ und sehr kontrastreich.

Wie ist es nun mit der Farbdarstellung bestellt? Dafür habe ich eine Micrasterias truncata gewählt, die erst mit der E-P1 und danach mit der E-P5 mit identischen Einstellungen fotografiert wurde (+/- 0, 100 ASA, man. Weissangleich, geblitzt). Die Bilder wurden in keiner Weise bearbeitet:

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Das Bild der E-P1 erscheint etwas heller und mit weniger Blautönen. Die Ursache kann ein unterschiedlicher manueller Weißabgleich sein. Um einen objektiveren Vergleich zu ermöglichen, habe ich durch vorsichtiges Schieben der Blau- und Rot-Regler in der manuellen Farbkorrektur den Hintergrund der beiden Bilder bestmöglich angeglichen und zugleich die Helligkeit bestmöglich angepasst. Weitere Bearbeitungen wurden nicht vorgenommen:

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Rein subjektiv betrachtet, liefert die E-P5 etwas natürlichere Farben. Die E-P1 scheint etwas gelb-rot lastig. Dies ist aber, wie gesagt, von mir nur subjektiv getestet worden. Was objektiv bleibt, ist die deutliche bessere Abbildung von feineren Strukturen durch die E-P5. Schon alleine dafür hat sich die Anschaffung der Olympus E-P5 gelohnt.

Als einen Nachteil der Olympus E-P5 empfinde ich, dass es keine Möglichkeit für eine externe Stromversorgung gibt, außer natürlich selbst gebastelte Lösungen. Um den Akku zu schonen, hat die Kamera zwar einen Ruhemodus, der nach ca. 1 min. einsetzt, aber man muss sie immer wieder durch eine "Leer"-Auslösung „wecken“. Außerdem schaltet sich nach weiteren 5 min auch der Blitz ab. Man muss also immer daran denken, diesen rechtzeitig zu aktivieren, was aber eine Gewohnheitssache ist.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Olympus E-P5 einen gut gelungen 16 MP Sensor besitzt, der in der Mikrofotografie einwandfreie Ergebnisse liefert, verbunden mit einer enorm kurzen Auslöseverzögerung, die mir als Tümpler sehr wichtig ist.

Martin

Lit.:

- Kreutz, M., Miller, M. (2008): TTL-gesteuerte Mikroblitzfotografie mit der digitalen Spiegelreflexkamera Olympus E-400. Mikroskosmos 97/3, 158 - 163.
Zuletzt geändert von MartinKreutz am 26. April 2016, 17:02, insgesamt 1-mal geändert.

Ole
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Re: Erfahrungsbericht Olympus E-P5 am Mikroskop

#2 Beitrag von Ole » 26. April 2016, 06:13

Hallo Martin,

vielen Dank für Deinen instruktiven Bericht, der einem auch Einblicke in Deine Technik gibt. Mein System ist ja in vielen Aspekten anders (Canon EOS APSC DSLR, zumindest beim Zeiss-Standard-System Projektiv + Relaisoptik), aber ich sehe, an welchen Parametern ich bei mir noch arbeiten muss: alles, was nicht die Mikroskoptechnik betrifft, habe ich noch nicht 100%ig im Griff. Insbesondere der Weißabgleich beim Blitz (ebenfalls bläulich wie bei Dir zuerst) und die weitere Bildbearbeitung der Rohaufnahmen.

Viele Grüße

Ole

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