Liebe Tümpler,
heuer wurde der ehemalige Planktonkurs am Heiligen Meer erstmals von Dr. Sebastian Hess ausgerichtet unter neuem Titel: "Vielfalt und Ökologie mikroskopischer Kleinstlebewesen". Der neue Titel ist Programm. Unter anderem wurden nicht nur planktische Lebewesen sondern auch die "härtesten" unter den terrestrischen Algen beprobt.
Eine Alge hat eine besondere Strategie entwickelt: Serritaenia sp. Diese Gattung wächst als Aufsitzer auf Moospolstern und gibt diesen eine meist schwärzliche Färbung. Die Färbung ist Folge einer besonderen Strategie der Alge, denn sie hat einen Sonnenschutz für Protisten entwickelt. In einer gallertigen Hülle wird ein besonderer Farbstoff abgesondert, der wie ein Schirm gegen die intensive Sonneneinstrahlung wirkt. Die Entdeckung dieses Sonnenschutzes wurde kürzlich von Anna Busch und Sebastian Hess erstmals veröffentlicht.
Übrigens: Die Frage, ob es sich um einen Sonnenschutz handeln könnte, wurde vor einigen Jahren im Rahmen eines Vortrags von Anna Busch auf der Kornrade in Würzburg als eine mögliche Mutmaßung und Interpretation der Färbung aus dem Auditorium der Amateurmikroskopiker aufgeworfen und nun in diesem Sinne positiv bestätigt. Bis zu diesem Zeitpunkt war die mögliche Ursache der Färbung unklar gewesen und Anna nutzte die Schwarmintelligenz der Anwesenden aus allen Disziplinen der Mikroskopie, um mögliche Ideen zu hinterfragen. Ich freue mich, dass Anna nun einen Beleg veröffentlichen konnte.
Viel Spaß beim Anschauen.
Thilo
Bild 1: Die Moospolster, die auch hier in der Heide rund um das NSG Heilige Meer wachsen, sind oft von schwarzer Farbe und sehen irgendwie "verbrannt" aus. Das Gegenteil ist der Fall. Ursache der Färbung ist nämlich eine einzellige Jochalge die hier als Aufsitzer auf dem Moos wächst und weniger verbrannt ist, als vielmehr einen Sonnenschirm spendet.
Bild 2: Mikroskopisches Bild der Alge: In der Gallerthülle, die die Algezelle umschließt und die sie vermutlich auch vor dem Austrocknen schützt, ist in Richtung der Einfallsrichtung des Lichts eine Verdunklung durch ein Farbpigment erkennbar (Pfeile). Es filtert bestimmte Lichtwellenlängen heraus und reduziert so die intensive Lichteinstrahlung. Diese Alge hat eine Art Sonnencreme erfunden.
Serritaenia sp. - Alge des Jahres 2023
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Serritaenia sp. - Alge des Jahres 2023
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Re: Serritaenia sp. - Alge des Jahres 2023
Hallo Thilo,
danke für den hochinteressanten Beitrag zur Alge des Jahres.
Ich hab mir die Originalseite und den Film zur Serritaenia gleich angeschaut.
Das hobbymikroskopische Nacherkunden von neueren Forschungsergebnissen finde ich besonders spannend.
Gibt es Hinweise, ob die Sonnenschirm-Alge auch im südlichen Bayern zu finden ist?
Liebe Grüße
Klaus
danke für den hochinteressanten Beitrag zur Alge des Jahres.
Ich hab mir die Originalseite und den Film zur Serritaenia gleich angeschaut.
Das hobbymikroskopische Nacherkunden von neueren Forschungsergebnissen finde ich besonders spannend.
Gibt es Hinweise, ob die Sonnenschirm-Alge auch im südlichen Bayern zu finden ist?
Liebe Grüße
Klaus
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Re: Serritaenia sp. - Alge des Jahres 2023
Hallo Klaus,
über die geografische Verbreitung der Alge ist in der Pressemitteilung der Uni Köln folgendes vermerkt: "Die Alge gedeiht in den feuchten Wäldern des Bergischen Landes, der Eifel und im Schwarzwald, wurde allerdings auch in den nordamerikanischen Appalachen und in den chilenischen Araukarienwäldern gefunden. Sie ist vermutlich global verbreitet." Hier hatten wir sie auch im Münsterland gefunden.
Halte einfach Ausschau nach schwarzen Belägen oder "verbranntem" Moos wie in meinem Foto. Ich finde solche schwarzen Moose immer wieder mal. Vor allem in unbeschatteten Wiesen, an entsprechenden Wegen, etc., vermutlich überall dort wo die Sonne länger und ohne Schatten darauf scheint. Solche schwarz bewachsenen Moose sind offenbar besonders prädestinierte Sammelobjekte.
Zur Präparation ein paar der schwarzen Moosstengel sammeln und herauspräparieren. Diese mit zwei Präpariernadeln o.ä. etwas zerteilen oder vorsichtig mit einer Pipettenspitze zerstampfen. Anschließend mit der Pipette einen größeren Tropfen ein paar mal durchspülen. Die abgespülten Organismen mikroskopieren. Man findet eine Reihe verschiedener landlebender Algenarten im Aufwuchs. Diese sehr spezielle Alge mit dem Lichtschutzfaktor X fällt vor allem durch ihre makroskopisch sichtbar schwarze Färbung sofort auf.
Viele Grüße
Thilo
über die geografische Verbreitung der Alge ist in der Pressemitteilung der Uni Köln folgendes vermerkt: "Die Alge gedeiht in den feuchten Wäldern des Bergischen Landes, der Eifel und im Schwarzwald, wurde allerdings auch in den nordamerikanischen Appalachen und in den chilenischen Araukarienwäldern gefunden. Sie ist vermutlich global verbreitet." Hier hatten wir sie auch im Münsterland gefunden.
Halte einfach Ausschau nach schwarzen Belägen oder "verbranntem" Moos wie in meinem Foto. Ich finde solche schwarzen Moose immer wieder mal. Vor allem in unbeschatteten Wiesen, an entsprechenden Wegen, etc., vermutlich überall dort wo die Sonne länger und ohne Schatten darauf scheint. Solche schwarz bewachsenen Moose sind offenbar besonders prädestinierte Sammelobjekte.
Zur Präparation ein paar der schwarzen Moosstengel sammeln und herauspräparieren. Diese mit zwei Präpariernadeln o.ä. etwas zerteilen oder vorsichtig mit einer Pipettenspitze zerstampfen. Anschließend mit der Pipette einen größeren Tropfen ein paar mal durchspülen. Die abgespülten Organismen mikroskopieren. Man findet eine Reihe verschiedener landlebender Algenarten im Aufwuchs. Diese sehr spezielle Alge mit dem Lichtschutzfaktor X fällt vor allem durch ihre makroskopisch sichtbar schwarze Färbung sofort auf.
Viele Grüße
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Re: Serritaenia sp. - Alge des Jahres 2023
Herzlichen Dank Thilo,
für die präzisen Tipps. Werde heuer mal danach Ausschau halten.
LG Klaus
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LG Klaus
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