jetzt im Frühling findet man in den Tümpeln wieder massenhaft Chrysophyceen. Eine mit einem unglaublichen „Klammertrick“ möchte ich hier vorstellen. Es handelt sich um eine epiphytisch lebende Chrysophycee der Gattung Chrysopyxis. Ich habe die Alge nach Fott als Chrysopyxis inaequalis bestimmt (s. Lit.), jedoch scheinen mir die Übergänge der Arten nicht exakt abgegrenzt zu sein. Entscheidend ist z.B. die Form der Gehäuseöffnung. Bei meiner Art scheint sie mir schnauzenförmig ausgezogen zu sein. Daher habe ich bisher keine Alternative zu C. inaequalis gefunden.


PF = Plasmafaden
Diese in einem Gehäuse lebende Goldalge sitzt bevorzugt auf Fadenalgen (insbesondere Tribonema und Spirogyra). Um nicht den Halt zu verlieren, schlingt sie einen Faden um den Algenfaden. Man kann sich dass dann wie einen Ring vorstellen, der über den Algenfaden geschoben wurde. Sicherer kann eine Befestigung kaum sein. Wie macht Chrysopyxis das? In Pascher’s „Süßwasserflora“ (s. Lit.) beschreibt er seine Beobachtung hierzu: "Vermehrung durch Längsteilung des Protoplasten, worauf der eine Teil in Form eines eingeißeligen Schwärmers das Gehäuse verlässt, sich (meist gleich in der Nähe) auf einen Algenfaden niederlässt und unter nachziehen eines Gallertfadens den Algenfaden umkreist, bis er schließlich dadurch, dass er an seinen Ausgangspunkt zurückkehrt, an einen geschlossenen Ring hängt.“
Auf dem unteren Foto habe ich die Fokusebene leicht angehoben und man erkennt den Befestigungs(Plasma)faden (PF) von Chrysopyxis inaequalis sehr deutlich. Im oberen Bild erkennt man zudem die sehr zarten, ausgestreckten Plasmafäden, mit denen die Individuen (wahrscheinlich) Bakterien einfangen.
Viel Spass beim anschauen!
Martin
Lit.:
Fott, B. (1971): Algenkunde. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart.
Pascher, A: Die Süsswasser-Flora Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Gustav Fischer Verlag, Jena, 1913-1936.