in der winterlichen „Sauregurkenzeit“ bieten die genügsamen Blaualgen eine willkommene Abwechslung in den zunehmend spärlich bevölkerten Wasserproben. Allerdings stößt man, wie im folgenden Beispiel, hinsichtlich der Bestimmung immer wieder auf einige Unklarheiten.
„Cyanothece aeruginosa“ wird im Wassertropfen („Das Leben im Wassertropfen“, 12te Auflage, S. 118) als „Hochmoor-Blaualge“ bezeichnet und wie folgt beschrieben: „Zellen einzeln, selten zu zweien, zylindrisch bis ellipsoidisch, blaugrün, keinerlei Scheiden….. Ähnliche Arten: Synechococcus maior: 30-50µm breit, 30-70µm lang. 15 weitere Arten. Besonderheit: Langsame Bewegung durch Quellung ausgeschiedener Gallerte“.
Im Kosmos Algenführer (1. Auflage ?) sucht man diese Blaualge vergeblich, wohl aber findet sich in „Fresh Water Algal Flora of The British Isles“ (sec. Ed.) ein passender Eintrag. Dort gibt es aber auch verschiedentlich Hinweise auf taxonomische Unklarheiten (S. 58, S. 75). Das Genus Synechococcus (siehe oben) wird gar als „ ‚dumpig ground‘ for diverse organisms“ bezeichnet :P . Zu „Cyanothece“ heißt es: These species show characteristic cytoplasmic structure, which Komarek and Anagnostidis (1999) describe as keritomized = irregular to radial arrangement of thylakoids, intrathylakoidal spaces’. As discussed in the introduction, the presence of such liquid vesicles is similar to that in blue-green algae in other genera and raises the question whether these species also exist at times without this appearance. However, there are no large-celled species of Synechococcus within the restricted definition used by Komarek and Anagnostidis (1999).
Die Diskussion wird in der Monographie zu Cyanothece aeruginosa fortgesetzt, wo widersprüchliche Angaben zu pH-Wert und Wasserhärte, Längenangaben usw. dokumentiert sind.
Die Alge unten (Bild 1) würde ich aufgrund der Angaben in der Literatur und der Abbildungen als Cyanothece aeruginosa ansprechen.
(Hellfeld, schiefe Beleuchtung, ca. 55µm x 38µm)
Allerdings finden sich in meiner Probe auch einige Algen, die unter der Stereolupe bei geringer Vergrößerung, auf den ersten Blick hin an ein Cosmarium erinnern. Nach dem Herauspipettieren der vermeintlichen Zieralgen bot sich folgender Anblick:
(Hellfeld)
Die „Innenstruktur“ und die Farbe der beiden „Halbkugeln“ erinnern an das Bild oben, aufgrund der großen Anzahl dieser „Algenpaare“ kann ich Artefakte oder ein „untypisches“ Einzel-Exemplar ausschließen. Die Tafeln in den oben erwähnten Quellen zeigen ein eher „flaches“ Objekt (wie Bild 1) mit allenfalls gering ausgeprägter Einschnürung.
(Mit Grünfilter kontrastierte Aufnahme, SW Bild)
Meine Frage:
Handelt es sich um ein Teilungsstadium oder um, wie im Wassertropfen angedeutet „Zellen einzeln, selten zu zweien“ um eine „Kolonie“, oder liegt eine Verwechslung mit einer anderen Alge vor?
Beste Grüße
Richard