Hallo zusammen,
ich habe diese Ciliaten Kolonie im Juli 2020 in einen Kleinweiher gefunden, die Leitfähigkeit lag bei 28 µS/cm und der pH bei 6,2
Seit dem Fund schwancke ich zwischen: Ophrydium spec. und Gerda spec.
Hier eine Nahaufnahme.
Ich würde mich schon freuen, wenn ich den richtigen Gattungsnamen hätte, noch mehr aber wenn von euch jemand sogar die Art kennen würde.
Viele Grüße und einen schönen Abend noch.
Uli
Ophrydium spec. vs. Gerda spec. --> Ophrydium ophrydiiformis
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Ophrydium spec. vs. Gerda spec. --> Ophrydium ophrydiiformis
Zuletzt geändert von Uli am 30. April 2021, 17:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ophrydium spec. vs. Gerda spec.
Hallo Uli,
ein schöner Fund! Ich habe gelesen, dass Du auch hier im Raum NRW wohnst. Guhl, der die erste unten zitierte Arbeit verfasste, hat seine Proben wohl später im Düsseldorfer Raum gesammelt.
Zu den beiden Gattungen Ophrydium und Gerda hat Guhl (1985) eine Revision vorgenommen. Er schreibt hierzu: "Im Gegensatz zu Kahls Zusammenfassung zu nur einer Gattung halte ich die Auftrennung in 2 Gattungen für sinnvoll: solitäre und koloniebildende Ophrydien." In der Tat gibt es aber noch ein wenig Verwirrung hierüber. So haben Esteban & Finlay (2002) diese Einteilung wieder in Frage gestellt. Es sind die beiden letzten Revisionen, nach Kahl, die ich fand. Im mikroskopischen Präparat ist das tatsächlich manchmal schwer zu sagen, ob man einen Kolonie bildenden Peritrichen vor sich hat, oder einen solitären. Ich habe in meinen Proben gerade sehr viele Peritriche, die nach der Entnahme einzeln rastlos umher huschen und erst einmal keine Kolonie bilden wollen. Haben sie sich jedoch einmal nieder gelassen, kann man sie eher vergleichen.
Wenn wir Guhl folgen, dann kommt nur eine Art in Frage: Ophrydium ophrydiiformis. Meine Einschätzung legt zugrunde, dass die abgebildete Kolonie offenbar keine Gallerthüllen bildete. Eventuell sind diese auf dem Foto aber auch nicht gut sichtbar. Vielleicht hast Du doch eine Gallerthülle beobachten können. Ich hatte erst kürzlich den Fall Massen des Ciliaten Calyptotricha lanuginosa zu beobachten, dessen Gallerthülle lichtmikroskopisch gar nicht sichtbar war, und von dem angenommen wird, dass diese manchmal nicht existiert. In der Fluoreszenz war diese jedoch gut erkennbar.
Erfahrungsgemäß kann nur der Beobachter selbst entscheiden, welche Art es sein kann. Guhl's Arbeit ist auf Deutsch verfasst, beschreibt etliche Arten beider Gattungen und liefert einen Bestimmungsschlüssel. Vielleicht hilft Sie Dir bei der genaueren Bestimmung. Wenn Du magst, sende ich Dir beide Arbeiten gerne.
Viele Grüße
Thilo
Literatur:
ein schöner Fund! Ich habe gelesen, dass Du auch hier im Raum NRW wohnst. Guhl, der die erste unten zitierte Arbeit verfasste, hat seine Proben wohl später im Düsseldorfer Raum gesammelt.
Zu den beiden Gattungen Ophrydium und Gerda hat Guhl (1985) eine Revision vorgenommen. Er schreibt hierzu: "Im Gegensatz zu Kahls Zusammenfassung zu nur einer Gattung halte ich die Auftrennung in 2 Gattungen für sinnvoll: solitäre und koloniebildende Ophrydien." In der Tat gibt es aber noch ein wenig Verwirrung hierüber. So haben Esteban & Finlay (2002) diese Einteilung wieder in Frage gestellt. Es sind die beiden letzten Revisionen, nach Kahl, die ich fand. Im mikroskopischen Präparat ist das tatsächlich manchmal schwer zu sagen, ob man einen Kolonie bildenden Peritrichen vor sich hat, oder einen solitären. Ich habe in meinen Proben gerade sehr viele Peritriche, die nach der Entnahme einzeln rastlos umher huschen und erst einmal keine Kolonie bilden wollen. Haben sie sich jedoch einmal nieder gelassen, kann man sie eher vergleichen.
Wenn wir Guhl folgen, dann kommt nur eine Art in Frage: Ophrydium ophrydiiformis. Meine Einschätzung legt zugrunde, dass die abgebildete Kolonie offenbar keine Gallerthüllen bildete. Eventuell sind diese auf dem Foto aber auch nicht gut sichtbar. Vielleicht hast Du doch eine Gallerthülle beobachten können. Ich hatte erst kürzlich den Fall Massen des Ciliaten Calyptotricha lanuginosa zu beobachten, dessen Gallerthülle lichtmikroskopisch gar nicht sichtbar war, und von dem angenommen wird, dass diese manchmal nicht existiert. In der Fluoreszenz war diese jedoch gut erkennbar.
Erfahrungsgemäß kann nur der Beobachter selbst entscheiden, welche Art es sein kann. Guhl's Arbeit ist auf Deutsch verfasst, beschreibt etliche Arten beider Gattungen und liefert einen Bestimmungsschlüssel. Vielleicht hilft Sie Dir bei der genaueren Bestimmung. Wenn Du magst, sende ich Dir beide Arbeiten gerne.
Viele Grüße
Thilo
Literatur:
- Guhl, W. (1985). Revision der Peritrichenfamilie Ophrydiidae. Archiv Für Protistenkunde, 129(1-4), 127–143.
- Esteban, G. F., & Finlay, B. J. (2002). Historical encounters with a little-known ciliate (Gerda glans Claparède and Lachmann, 1858) from the 'Jungfernheide'. Protist, 153(1), 79-86.
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Re: Ophrydium spec. vs. Gerda spec.
Hallo Uli,
bisher kenne ich auch nur die Unterscheidung "solitär" und "koloniebildend". Diese Exemplare aus einem Hochmoor habe ich Gerda crassicaulis genannt:
Wirklich sicher bin ich mir aber nicht.
Herzliche Grüße
Angie
bisher kenne ich auch nur die Unterscheidung "solitär" und "koloniebildend". Diese Exemplare aus einem Hochmoor habe ich Gerda crassicaulis genannt:
Wirklich sicher bin ich mir aber nicht.
Herzliche Grüße
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Re: Ophrydium spec. vs. Gerda spec.
Hallo Angie, hallo Thilo,
vielen Dank für eure Antworten.
Eine Gallerthülle konnte ich nicht beobachten, auch nicht, als ich mir das im Phasenkontrast angesehen habe. Von daher folge ich erst mal Guhl (1985) und dir Thilo und lege das bei mir unter Ophrydium ophrydiiformis ab. Auch hilft mir von euch beiden die Information der Unterscheidung in "solitär" und "koloniebildend" weiter. Ich werde das bei weiteren Funden mit berücksichtigen.
Thilo, ich würde mich freuen, wenn du mir die Arbeiten schicken würdest.
Ich wünsche euch und natürlich auch allen anderen ein schönes Wochenende.
Uli
vielen Dank für eure Antworten.
Eine Gallerthülle konnte ich nicht beobachten, auch nicht, als ich mir das im Phasenkontrast angesehen habe. Von daher folge ich erst mal Guhl (1985) und dir Thilo und lege das bei mir unter Ophrydium ophrydiiformis ab. Auch hilft mir von euch beiden die Information der Unterscheidung in "solitär" und "koloniebildend" weiter. Ich werde das bei weiteren Funden mit berücksichtigen.
Thilo, ich würde mich freuen, wenn du mir die Arbeiten schicken würdest.
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Uli
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Re: Ophrydium spec. vs. Gerda spec. --> Ophrydium ophrydiiformis
Hallo Uli,
ich gehe auch davon aus, dass keine Gallerthüllen vorhanden waren. Dann würde ich die Bestimmung erstmal so stehen lassen. Weitere Details findest Du in dem Bestimmungsschlüssel. Ich habe ihn Dir eben geschickt.
Gruß
Thilo
ich gehe auch davon aus, dass keine Gallerthüllen vorhanden waren. Dann würde ich die Bestimmung erstmal so stehen lassen. Weitere Details findest Du in dem Bestimmungsschlüssel. Ich habe ihn Dir eben geschickt.
Gruß
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Re: Ophrydium spec. vs. Gerda spec. --> Ophrydium ophrydiiformis
Hallo, Ihr 2,
auch ich konnte nie Gallerthüllen erkennen. Die Exemplare, die ich im Hochmoor (Mittermoos, Fieberbrunn in Tirol) gefunden hatte, waren stets solo. Kolonien, wie sie anfangs gezeigt wurden, kenne ich nur von Ophrydium versatile, eine Art, die in unseren kalten Gewässern sehr häufig vorkommt.
Liebe Gutenachtgrüße
Angie
auch ich konnte nie Gallerthüllen erkennen. Die Exemplare, die ich im Hochmoor (Mittermoos, Fieberbrunn in Tirol) gefunden hatte, waren stets solo. Kolonien, wie sie anfangs gezeigt wurden, kenne ich nur von Ophrydium versatile, eine Art, die in unseren kalten Gewässern sehr häufig vorkommt.
Liebe Gutenachtgrüße
Angie
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