Protargolimprägnation

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paramecium
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Protargolimprägnation

#1 Beitrag von paramecium » 8. Mai 2020, 20:35

Liebe Tümpler,

nun habe ich mich nach der trockenen Versilberung auch einmal an eine Protargolimprägnierung gewagt. Hier an einem Spirostomum.

Spirostomum ist ein heikler Ciliat. Als beste Fixierung für Spirostomum konnte ich eine Sublimat Fixierung nach Stieve ermitteln. Alle anderen Methoden, wie reines Formaldehyd oder Bouin führen leider zu geplatzten, aufgelösten und völlig entstellten Zellen, die sich auch nicht färben lassen. Die richtige Wahl der Fixierung ist also schon mal eine wichtige Voraussetzung.

Alles in allem erscheinen mir die klassischen Versilberungsmethoden jedoch eher wie Alchemie: schwer reproduzierbar, ein Glücksfall, wenn sie funktionieren. Man muss daher sagen, dass sie vielleicht für eine Erstbeschreibung taugen, jedoch nicht wirklich für eine Artbestimmung. Hinzu kommt, dass man als Anfänger mit einer Menge Problemen konfrontiert ist, so dass sie als alltäglich funktionierende Methode nicht wirklich geeignet sind.

Viele Grüße

Thilo

Abb. 1: Protargolfärbung, Objektiv 10x
Protargol-1.jpg
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Abb. 2: Protargolfärbung Objektiv 40x, mit Ausschnitsvergrößerung der adoralen Membranellenzone.
Protargol-2.jpg
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Re: Protargolimprägnation

#2 Beitrag von Michael » 10. Mai 2020, 08:04

Hallo Thilo,
Respekt, an was Du Dich alles heranwagst!
Ich glaube, das Hauptproblem ist immer die Fixierung, die bei Ciliaten einfach schwierig ist. Sublimat hätte ich mich ohne Laborausrüstung (selbst wenn ich es bekommen hätte) nicht rangetraut, :wicked_001:
Bei der Protargolimprägnation habe ich nur mal das Färbeprotokoll von Foissner gelesen und dann gleich beiseite gelegt. Hut ab bei Deinen ersten Ergebnissen.

Vielen Dank fürs zeigen,

Michael

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Pelagodileptus
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Re: Protargolimprägnation

#3 Beitrag von Pelagodileptus » 10. Mai 2020, 09:07

Hallo Thilo,

In den 90igern habe ich mich auch an eine Protagol-Imprägnierung getraut. Ohne Abzugshaube, einfach so in meinem Home-Labor. Wilhelm Foissner hatte mir damals zum fixieren Osmiumsäure geschickt, ich habe sie immer noch liegen. Habe mich einfach nicht getraut dieses Teufelszeug ohne Abzugshaube zu verwenden. Und die Küche kam da nicht in Frage. Heute habe ich eine Abzugshaube und die Osmiumsäure liegt immer noch hier.
Du schreibst "Sublimat-Fixierung" nach Stieve, die Frage: Da es ja verschiedenen Arten der Sublimat-Fixierung gibt, hast Du auch an die Fixierung, Sublimat-Alkohol nach Schaudinn gedacht, oder versucht? Denn diese ist gut für Protozoonen geeignet. Würde mich mal interessieren! Ich weiß nur, dass es Ciliaten gibt, die sich nur schlecht oder garnicht versilbern lassen.

Ich ziehe auf jedenfall den Hut für Deine ersten Ergebnisse und das ohne große Hilfe bzw. Ausbildung (Sudium).

Bin gespannt auf weitere Versuche und immer daran Denken: "Übung macht den Meister"! Und last but not least: Gehe bitte vorsichtig mit diesen Fixier-Materialien um, sie sind nicht ohne!

Viele Grüße, Michael

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paramecium
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Re: Protargolimprägnation

#4 Beitrag von paramecium » 10. Mai 2020, 09:24

Hallo Ihr beiden,

Danke für das Feedback. Was ihr da schreibt ist sicherlich richtig.

Ich hatte Helmut Berger um Rat gebeten, auch ob er mir sagen kann, wen ich noch fragen könnte. Er hat mir freundlich geantwortet.

Es ist ja so, dass diese Versilberungsmethoden heute noch Standard sind. Im deutsch-sprachigen Raum scheint es aber außer den wenigen Altmeistern niemanden mehr zu geben, der sich damit noch auskennt. Helmut Berger meinte auch, dass es von Spirostomum bislang noch nicht soviele gute Präparationen gegeben hat und gab mir noch einige Tipps. In den modernen Laboren arbeiten die Biologen heute nur noch mit molekularbiologischen Methoden und kennen sich mit den alten Verfahren nicht aus. Beim Genus Spirostomum gipfelt das darin, dass man neuerdings zum Teil nur noch Gensequenzen veröffentlicht werden, ohne die Viecher jemals abzubilden oder morphologisch zu beschreiben.

Ein grundsätzliches Problem ist, dass man heute kein Protargol mehr im Handel findet, dass funktioniert. Ich habe hier eine fertige Lösung aus USA, die es überraschenderweise doch tut. Überraschend, weil laut Foissner (1991) und einigen anderen Arbeiten eigentlich nur die Trockensubstanz länger haltbar sein soll. Ansonsten gibt es noch eine neuere Arbeit aus 2013, die dieses Dilemma gut beschreibt und auf der Basis der alten Arbeiten aus den 1960ern eine neue Rezeptur für die Herstellung im eigenen Labor beschreibt. Eine solche Lösung habe ich mir nun auch angesetzt, war aber noch nicht so erfolgreich damit.

Das schreit eigentlich danach die Technik darzustellen und sie wenigstens soweit zu beherrschen, dass man eine Anschlußmethode demonstrieren und vergleichen kann, die auf einer Fluoreszenzmethode basiert und so einfach anwendbar ist, wie meine Doppelfärbung. Dieses Problem muss ich noch lösen.

Viele Grüße

Thilo

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