Ciliaten in der Küche! - Teil 1: Colpoda ecaudata
Verfasst: 30. Dezember 2019, 20:05
Liebe Tümpler,
Heuaufguss war gestern! Das Werkzeug des Ciliatenforschers ist diesmal der Kartoffelschäler. Die Kartoffeln sind vom Bauern. An der Schale haftete etwas verkrustete, lehmige Erde. Gewaschene, neue Kartoffeln aus dem Supermarkt sind sicherlich nicht so ergiebig. Die Kartoffeln werden geschält und die Schalen mit der Außenseite nach unten in eine Schüssel gegeben. Die Schalen werden mit 200 ml sterilisiertem Volvic aufgegossen, einige Stunden gewässert und ausgewaschen. Hat man das Wasser zuvor abgekocht, sollte es natürlich auf Zimmertemperatur abgekühlt sein. Ein kleines Stück Kartoffelschale wird in der Kultur belassen als Bakterienfutter. Die Kultur wurde vor knapp einer Woche angesetzt. Die Kartoffeln wurden natürlich noch am gleichen Tag aufgegessen...
Fotodaten: Zeiss Axio Lab.A1, Zeiss LCI Plan Neofluar 63x/1,3, Wasserimmersion, schiefe Beleuchtung, Canon EOS 77D, 1/800 s, ISO 100.
Literatur: Foissner et al. 1991, Taxonomische und ökologische Revision der Ciliaten des Saprobiensystems, Band I, Informationsberichte des Bayer. Landesamts f. Wasserwirtschaft.
Einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2020 und viel Spaß beim Nachbasteln wünscht
Thilo
Bild 1: Je nach Entwicklung der Bakterien finden sich in der faulenden Kultur nach wenigen Tagen bereits Colpoda Arten ein. Colpoda ecaudata wird laut Foissner wahrscheinlich öfter mit C. steinii verwechselt. Die Cilien sind vergleichsweise lang, wovon man sich nicht täuschen lassen sollte. C. ecaudata besitzt keine verlängerten Caudalcilien.
Bild 2: Teilungszyste mit vier Individuen. In der Cyste turnen die vier Individuen bereits lebhaft umher. Details, wie die "Rippen" (Cilienreihen) oder die pulsierenden, kontraktilen Vakuolen (cV, beide untere Abbildungen, Pfeile) sind bereits erkennbar.
Bild 3: Eine weitere Teilungszyste scheint hier Geburtshilfe von herbei eilenden Individuen zu erhalten. Ich hatte den Eindruck, dass sie die Zyste regelrecht "putzen", indem sie darauf herum liefen. Nacheinander schlüpfen die vier Individuen aus der Cyste.
Bild 4: Anatomie dieses kaum 30 µm großen Winzlings C. ecaudata: Linkes (loC) und rechtes (roC) Wimpernfeld der Mundöffnung erscheinen lichtmikroskopisch wie ein kleines "Gebiss". Etliche mit gefressenen Bakterien gefüllte Phagosome (Ph, Nahrungsvakuole) lassen dieses gut genährte Individuum "schaumig" wie einen Schwamm erscheinen. In den Kulturen erreichen einige wenige, größere Individuen fast die doppelte Größe von bis zu 50 µm. Die Cilienreihen formen mehrere Rippen, die mehrere Beulen in der Stirnregion erscheinen lassen, Foissner et al. (1991) bezeichnen diese Figur "Kiel". Dies ist ein weiteres Charakteristikum der Colopda Arten. Pfeile markieren die Ansätze der Cilien und die nach vorne ragenden Cilien selbst. Am Kopfende (links oben) erscheint die Bewimperung als eine etwas dichtere Mähne (oberer Pfeil). Die Cilien am Hinterende dieser zotteligen Gesellen (in der Abb. rechts unten) sind mit 7-8 µm vergleichsweise lang, haben jedoch alle in etwa die gleiche Länge. Dies unterscheidet diese Art von C. steinii, welche am Hinterende 2 deutlich verlängerte Cilien besitzt. Wasserimmersionsoptiken sind Trockenobjektiven oder Ölimmersion hinsichtlich des Kontrasts überlegen. So gelingt es mit Trockenobjektiven geringer Apertur nicht, die Cilien derart gut sichtbar abzubilden. Alternativ kann man es mit Phasenkontrast und mindestens einem Objektiv 40x/0,75 oder 63x/0,9 versuchen.
Heuaufguss war gestern! Das Werkzeug des Ciliatenforschers ist diesmal der Kartoffelschäler. Die Kartoffeln sind vom Bauern. An der Schale haftete etwas verkrustete, lehmige Erde. Gewaschene, neue Kartoffeln aus dem Supermarkt sind sicherlich nicht so ergiebig. Die Kartoffeln werden geschält und die Schalen mit der Außenseite nach unten in eine Schüssel gegeben. Die Schalen werden mit 200 ml sterilisiertem Volvic aufgegossen, einige Stunden gewässert und ausgewaschen. Hat man das Wasser zuvor abgekocht, sollte es natürlich auf Zimmertemperatur abgekühlt sein. Ein kleines Stück Kartoffelschale wird in der Kultur belassen als Bakterienfutter. Die Kultur wurde vor knapp einer Woche angesetzt. Die Kartoffeln wurden natürlich noch am gleichen Tag aufgegessen...
Fotodaten: Zeiss Axio Lab.A1, Zeiss LCI Plan Neofluar 63x/1,3, Wasserimmersion, schiefe Beleuchtung, Canon EOS 77D, 1/800 s, ISO 100.
Literatur: Foissner et al. 1991, Taxonomische und ökologische Revision der Ciliaten des Saprobiensystems, Band I, Informationsberichte des Bayer. Landesamts f. Wasserwirtschaft.
Einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2020 und viel Spaß beim Nachbasteln wünscht
Thilo
Bild 1: Je nach Entwicklung der Bakterien finden sich in der faulenden Kultur nach wenigen Tagen bereits Colpoda Arten ein. Colpoda ecaudata wird laut Foissner wahrscheinlich öfter mit C. steinii verwechselt. Die Cilien sind vergleichsweise lang, wovon man sich nicht täuschen lassen sollte. C. ecaudata besitzt keine verlängerten Caudalcilien.
Bild 2: Teilungszyste mit vier Individuen. In der Cyste turnen die vier Individuen bereits lebhaft umher. Details, wie die "Rippen" (Cilienreihen) oder die pulsierenden, kontraktilen Vakuolen (cV, beide untere Abbildungen, Pfeile) sind bereits erkennbar.
Bild 3: Eine weitere Teilungszyste scheint hier Geburtshilfe von herbei eilenden Individuen zu erhalten. Ich hatte den Eindruck, dass sie die Zyste regelrecht "putzen", indem sie darauf herum liefen. Nacheinander schlüpfen die vier Individuen aus der Cyste.
Bild 4: Anatomie dieses kaum 30 µm großen Winzlings C. ecaudata: Linkes (loC) und rechtes (roC) Wimpernfeld der Mundöffnung erscheinen lichtmikroskopisch wie ein kleines "Gebiss". Etliche mit gefressenen Bakterien gefüllte Phagosome (Ph, Nahrungsvakuole) lassen dieses gut genährte Individuum "schaumig" wie einen Schwamm erscheinen. In den Kulturen erreichen einige wenige, größere Individuen fast die doppelte Größe von bis zu 50 µm. Die Cilienreihen formen mehrere Rippen, die mehrere Beulen in der Stirnregion erscheinen lassen, Foissner et al. (1991) bezeichnen diese Figur "Kiel". Dies ist ein weiteres Charakteristikum der Colopda Arten. Pfeile markieren die Ansätze der Cilien und die nach vorne ragenden Cilien selbst. Am Kopfende (links oben) erscheint die Bewimperung als eine etwas dichtere Mähne (oberer Pfeil). Die Cilien am Hinterende dieser zotteligen Gesellen (in der Abb. rechts unten) sind mit 7-8 µm vergleichsweise lang, haben jedoch alle in etwa die gleiche Länge. Dies unterscheidet diese Art von C. steinii, welche am Hinterende 2 deutlich verlängerte Cilien besitzt. Wasserimmersionsoptiken sind Trockenobjektiven oder Ölimmersion hinsichtlich des Kontrasts überlegen. So gelingt es mit Trockenobjektiven geringer Apertur nicht, die Cilien derart gut sichtbar abzubilden. Alternativ kann man es mit Phasenkontrast und mindestens einem Objektiv 40x/0,75 oder 63x/0,9 versuchen.