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Prorodon ellipticus?

Verfasst: 20. Mai 2019, 14:41
von Monsti
Liebe Ciliaten-Kenner,

gestern fand ich in einer Probe aus dem Pillerseemoor diesen 104 µm langen Ciliaten:
prorodon.cf.p1.jpg
Der Makronucleus scheint lang und gewunden zu sein. Auf diesen Bildern kann man zumindest Teile von ihm erkennen:
prorodon.cf.p2.jpg
Nach dem Schlüssel bei Foissner stieß ich in Band III der Revision auf Prorodon ellipticus. Könnte das passen?

Herzliche Grüße
Angie

Re: Prorodon ellipticus?

Verfasst: 21. Mai 2019, 21:19
von paramecium
Hallo Angie,

das sieht mir mehr nach Extrusomen aus, als es einem Mundfeld von Prorodon sp. mit den Trichiten entspräche (wobei die Ähnlichkeit zwischen Extrusomen und Trichiten verwirren kann). Auch Deine zweite Aufnahme ist recht deutlich. Das Viech hat zwar dichtes "strubbeliges Fell", aber die typischen Cilienreihen sind hier zu unauffällig. Prorodon gibt zwar Rätsel zur korrekten Einordnung der Gattung auf, aber ich denke, das ist kein Prorodon. Ich mache mich aber noch schlau.

Liebe Grüße

Thilo

Re: Prorodon ellipticus?

Verfasst: 23. Mai 2019, 21:31
von Monsti
Hallo Thilo,

vielen Dank für Deine Antwort! Dann warte ich mal geduldig. Nach dem Schlüssel in der Foissner-Revision komme ich leider zu nichts anderem. :wicked_011:

Viele Grüße
Angie

Re: Prorodon ellipticus?

Verfasst: 24. Mai 2019, 06:57
von paramecium
Hallo Angie,

die Foissner'sche Verwirbelung von Holophrya, Pseudoprorodon und Prorodon irritiert mich doch einigermaßen, je länger ich mir diese ansehe. Deiner Größenangabe zufolge sind die Extrusome um 50 µm lang. Daher passt nach Foissners die Beschreibung eher auf Prorodon niveus. Pseudoprorodon ellipticus (Kahl, 1930, S. 68, Abb. 17) hat wesentlich kürzere Extrusome nach seiner Auffassung und auch in den Abb. von Kahl. Dein Viech ist sehr zottelig ohne erkennbare Wimpernreihen. Das mag aber auch an den Abbildungen liegen. Von daher treffen die Merkmale auch hier eher auf die von Foissner als Prorodon niveus benannte Art zu, welche sehr viele dicht stehende Wimpernreihen zeigt. Letztere meine ich schon in meinen Proben gehabt zu haben, die Ähnlichkeit mit Deiner Abbildung ist jedoch nicht auf Anhieb gegeben. Auch scheint P. niveus sehr viel größer zu sein, als die von Dir genannten 107 µm. In Frage käme noch Enchelydon sp., etwa Enchelydon elegans (Foissner, Bd. 4, S. 155). Darauf hatte ich als erstes getippt, wegen der Extrusome. Diese Art ist auch stark kontraktil, was die runde Form bei Dir erklären könnte. Hätte ich es vor mir, würde ich mich zunächst auf letztere festlegen und weitere Merkmale ansehen wollen.

Um das genau zu bestimmen müsste man die Anzahl der Wimpernreihen sehen, etwa einen Blick auf das Mundfeld werfen, dessen Bewimperung, sowie ggf. die Pori der kontraktilen Vakuole ansehen (vgl. Kahls Anmerkungen zu Pseudoprorodon).

Viele Grüße

Thilo

Re: Prorodon ellipticus?

Verfasst: 26. Mai 2019, 11:25
von Monsti
Hallo Thilo,

Enchelydon würde ich ausschließen. Mein Viech veränderte seine Form so gut wie gar nicht. Es war konstant kugelig bis maximal eiförmig. Zudem passt der ewig lange, stark verschlungene Makronucleus nicht wirklich zu Enchelydon.

Viele Grüße
Angie