Pleuronema? --> Cyclidium

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Monsti
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Pleuronema? --> Cyclidium

#1 Beitrag von Monsti » 17. Mai 2018, 21:21

Liebes Forum,

diesen um 40 µm langen Kandidaten finde ich häufiger in einer Hochmoorprobe:

Bild

Ich bin eigentlich sicher, dass es sich um Pleuronema handelt. Ist eine Bestimmung bis zur Art möglich?

Danke und Grüße
Angie
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paramecium
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Re: Pleuronema, aber welche Art?

#2 Beitrag von paramecium » 19. Mai 2018, 17:47

Hallo Angie,

Setze doch mal einen genaueren Maßstab daneben.

Für die sichere Einstufung als Pleuronema fehlt mir die Abbildung der undulierenden Membran. P. coronatum (mit Caudalcilie) hat hinten meist auffallend längere Wimpern. P. crassum hat keine lange Caudalcilie. Das sagt der Foissner zwar nicht, aber die Abbildung zeigen es.

Zunächst würde ich sagen: Kein Pleuronema.

Weitere Abbildungen in anderer Lage und weniger stark abgeblendet (Auflösung) helfen sicher.

Schau auch mal im Foissner Band 3, Seite 288 ff. ein paar Seiten weiter: Ctedoctema Acanthocryptum (20-40 µm) oder Cyclidium spec. (kleiner). Die haben aber alle ein "Segel" von Cilien, welches man meist in einer bestimmten Lage sieht. Selbst wenn man dummerweise genau darauf schaut, hilft leichtes Defokussieren. Siehst Du solch ein Ciliensegel? Phasenkontrast hilft hier oft weiter.

Das sieht mir fast aus wie Zoochlorellen. Von daher käme keiner der Kandidaten in Frage. Selbst Cyclidium habe ich so prall gefüllt noch nicht gesehen. Meist sind nur wenige Nahrungsvakoulen gefüllt.

Um hier weiter zu kommen, sollte man einen Abbildungsmaßstab daneben setzen. Es gibt hier selbst innerhalb von Cyclidium zuviele Arten, welche praktisch nur aufgrund der Größe besser zu differenzieren sind.

Gruß

Thilo

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Re: Pleuronema?

#3 Beitrag von Monsti » 19. Mai 2018, 20:39

Hallo Thilo,

vielen Dank für Deine Antwort!
Zunächst würde ich sagen: Kein Pleuronema.


Sehr wahrscheinlich hast Du recht. Inzwischen bin ich mir auch nicht mehr sicher, dass ich es hier mit Pleuronema zu tun habe. Wohl eher Cyclidium ... (?) Ein "Segel" konnte ich aber auch im Phasenkontrast nicht erkennen, bei keinem der beobachteten Individuen. Das Tierchen steht lange an Ort und Stelle und breitet die Cilien aus, um urplötzlich zu verschwinden. Ja, diese Viecher haben immer Zoochlorellen. Im Foissner, Bd. 3 bin ich schon durch, wurde aber nicht fündig ... :wicked_011:

Schade, dass Martin kaum mehr hierher kommt ...

Danke Dir und herzliche Grüße
Angie
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Re: Pleuronema, aber welche Art?

#4 Beitrag von Monsti » 19. Mai 2018, 20:41

Nachtrag: Die Größe hatte ich doch angegeben.
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Re: Pleuronema, aber welche Art?

#5 Beitrag von paramecium » 21. Mai 2018, 08:49

Hallo Angie,

ja, die Größe hattest Du geschrieben. Bitte nicht übel nehmen. Ich gehe von meinen eigenen Fehlern aus. So geht es mir bei den kleinen Viechern immer so, dass ich mich bei der Abschätzung der Größe immer im 25-30% verschätze, weil die so klein sind. Das ist mir erst kürzlich passiert, weswegen ich bei einer Chilodonella Art längere Zeit auf dem Schlauch stand. Erst der Messbalken neben dem Tier in einer meiner Aufnahmen brachte Klärung. Das war der kleine Unterschied zwischen 25 und 40 µm.

Charakteristisch scheint mir noch die Caudalcilie und die Zoochlorellen. Ist das eine oder mehrere Caudalcilien?

Ich würde mich, wie Du, ausgehend vom abgebildeten Wimpernkleid, zunächst auch auf die im 3. Band abgebildeten Arten, vor allem Hymenostomata beschränken. Vor allem die wichtigen Arten, die er auf der Tafel auf Seite 32 zusammenfasst. In irgendeiner Lage sollte dann aber eine mehr oder weniger große undulierende Membran sichtbar sein, das "Segel". Wenn die Individuen ruhen, dann stehen die Wimpern der undulierenden Membran gelegentlich auch still, wie bei Cyclidium. Von der Größe her würde ich wahrscheinlich zu Satrophilus, Pseudocohnilembus oder Uronema tendieren. Das Mundfeld müsste aber besser abgebildet sein.

Vielleicht hilft es uns Foissners Anmerkungen zur Verwechslung mit anderen Arten durch zu gehen und zu sehen, ob für eine dieser Arten Zoochlorellen beschrieben sind.

Kannst Du vielleicht ein paar Phako Aufnahmen einstellen?

Was die Schwierigkeit der Abbildung des Mundfeldes angeht: Manchmal blickt man gerade darauf, so dass man in eine Fokuslage oberhalb der Pellicula gehen muss, um die Wimpern im Phako oder Hellfeld zu sehen. Für manche Arten, wie Cyclidium scheint mir auch die Bewegung charakteristisch. Cyclidium steht oft still an einem Ort, um dann urplötzlich fortzuschnellen. Diese Momente kann man gut nutzen, um das Mundfeld scharf abzubilden. Ich wage aber zu sagen, dass man ohne Abbildung des Mundfeldes nicht weiter kommt. In Deiner eingestellten Abbildung mag man ein "dreieckiges" Mundfeld schon erahnen. Ich meine nämlich hinein zu deuteln, dass dieser Teil der Zelle etwas unschärfer abgebildet erscheint. Es ist aber noch zu undeutlich. Meist hilft nur geduldiges Abwarten mit einer Hand am Auslöser, der anderen am Fokustrieb, bis sich die Mundöffnung in die richtige Lage dreht, vor allem aber seitlich oder von oben erscheint.

Viel Spaß bei der Jagd nach dem einen guten Foto!

Viele Grüße

Thilo

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Re: Pleuronema? --> NEIN

#6 Beitrag von Monsti » 30. Mai 2018, 15:33

Hallo Thilo,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort! Bin jetzt den Foissner intensiv durchgegangen, wurde aber nicht fündig. Vorerst gebe ich es auf ... :wicked_011:

Die Größenangabe stimmt schon. Ich verwende das Makroaufmaßprogramm von Jens Rüdig.

Herzliche Grüße
Angie
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Re: Pleuronema? --> Cyclidium sp.

#7 Beitrag von Monsti » 15. Juli 2018, 20:11

Hallo,

nun habe ich das Viech erneut gefunden. Die Länge beträgt erneut ca. 40 µm (ganz genau: 39 µm).

Bild

Es gelingt mir leider nicht, die Mundöffnung zu erkennen. Es wird wohl eine Cyclidium-Art sein.

Herzliche Grüße
Angie
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Re: Pleuronema? --> Cyclidium sp.

#8 Beitrag von paramecium » 15. Juli 2018, 22:55

Hallo Angie,

ja, das könnte Cyclidium sein.

Ein Indiz für Cyclidium ist auch, die Art der Bewegung. Cyclidium steht oft längere Zeit an Ort und Stelle still. Dann schnellt es wie der Blitz davon und macht hektische Zick-Zack Bewegungen, bis es erneut eine Stelle gefunden hat wo es sich niederlässt. In diesen Momenten hat man die Chance sich Zeit zum Fokussieren zu nehmen. Man sieht dann bei hoher Vergrößerung nur die undulierende Membran (das Segel der oralen Bewimperung) in Bewegung.

Aus der Erfahrung heraus benötigt man höher auflösendes Objektiv und eine Kamera, die dieses orale Wimpernfeld noch scharf abbilden kann. Ein Objektiv mit Vergrößerung 40x und Apertur NA > 0,65 ist daher eine gute Wahl, z.B. ein Neofluar 40x/0,75 oder auch ein Objektiv 63x-100x. Hier sind die einzelnen Cilien der oralen Bewimperung bei kurzen Belichtungszeiten < 1/500 sec gut abzubilden. Bei längeren Belichtungszeiten verschwimmen die Cilien, da sie sich meist schnell bewegen.

Aufnahmen dieser undulierenden Membran gelingen gut im Phasenkontrast mit Vergrößerung ab 40x. Dann sind die einzelnen Wimpern in Ruhe gut abzubilden. Die Membran ragt meist in Blickrichtung zum Beobachter weit von der Zelloberfläche weg, so dass man das Individuum bewusst unscharf in den Hintergrund stellen muss. Versuche dann einmal auf diesen oberen Teil der Zelle zu fokussieren. Ich meine auch in diesem Foto unscharf das "Segel" der vorderen Wimpern zu erahnen. Wenn man ganz genau darauf achtet, gibt es jedoch Momente, in denen auch der Wimpernschlag der oralen Bewimperung (das Segel) kurzzeitig stehen bleibt. Dann Auslöser betätigen.

Achte auch einmal darauf, ob am Hinterende eine pulsierende Vakuole vorhanden ist. Hierzu ist die aktuelle Fokuslage, wie in Deiner Aufnahme günstig. Die Vakuole pulsiert - zumindest bei einigen Cyclidium Arten, die ich schon gefunden habe - auch etwas sprunghaft.

Was mich noch irritiert sind die Chlorellen. Habe ich so noch nicht bei Cyclidium Arten gesehen. Hier muss ich die Literatur noch sichten. Eventuell sind das aber auch mit Chlorellen gefüllte Nahrungsvakuolen. Schwer zu sagen, ohne weitere Beobachtung.

Im Foissner sind nur zwei Arten ausführlicher beschrieben. Ich denke nicht, dass es eine der beiden Arten Cyclidium glaucoma oder C. heptatrichum ist. Dafür erscheint mir die Gestalt in Deinem Fall zu plump und das Vorderende nicht spitz genug. Ich denke, dass man im Kahl eher fündig wird oder den Hinweisen im Foissner zu Verwechslungen folgen sollte.

Viele Grüße

Thilo

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Re: Pleuronema? --> Cyclidium sp.

#9 Beitrag von Monsti » 16. Juli 2018, 18:30

Hallo Thilo,

mit den Ciliaten geht es mir wie Dir mit den anderen Mikroorganismen. Mein Schwerpunkt liegt auf Desmidiaceen, die Ciliaten sind somit überwiegend ein "Beifang". Das ist der Grund, warum ich nur selten mit den 40er-Objektiven (oder gar 100er ...) arbeite, weil mein 25 X Planapo für Desmidiaceen ideal ist.

Ciliaten nehme ich vor allem dann mit, wenn sie entweder auffällig oder aber in einzelnen Präparaten besonders häufig sind. So geht es mit dieser Cyclidium-Art. Ich finde sie in fast jeder Probe aus Übergangs- und Hochmooren.

Herzliche Grüße
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