Liebe Tümpler,
Ich freue mich euch hier diesen besonders interessanten Fang vorstellen zu können:
Teuthophrys trisulca
(Das zweite Bild ist nicht von mir, darf aber hier mit Erlaubnis gezeigt werden)
Vorne rund um Mundöffnund befinden sich drei Fortsätze. Im Inneren beherbergt der Ciliat ausserdem meist Zoochlorellen, die ihm sein grünliches Aussehen verleihen.
Dieser recht große Einzeller ernährt sich räuberisch von Rädertieren, die er mithilfe dieser trichozystenbewehrten "Tentakel" lähmt, festhält und dann verschlingt:
https://youtu.be/Em7nY6Z4Cs8?si=WFUs4QXvgL0G-gVg
Von einer weiteren Art Teuthophrys africanus die keine Zoochlorellen besitzt unterscheidet sie sich auch durch die Form des Macronucleus:
Film:
https://youtu.be/uGtJ-p37P6U?si=YqZ_gaPUnuXwuWU8
Bei der afrikanischen Art ist der Macronucleus glockenförmig, und nicht schnurartig (moniliform).
Viele Grüße Holger
Teuthophrys trisulca
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Teuthophrys trisulca
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Re: Teuthophrys trisulca
Hallo Holger,
herzlichen Glückwunsch zu diesem extrem seltenen Fang. Dieser außergewöhnliche Ciliat wurde nach meinen Erkenntnissen bisher nur im Mondsee (Österreich) gefunden. Teuthophrys trisulca trisulca findet man im Plankton von Seen. Seine Nahrung, vor allem Rädertiere, fängt er mit seinen drei Armen, die er dann verschlingt. Seine Gattungsgenosse Pelagodileptus trachelioides hat allerdings nur einen Arm/Rüssel und fängt auch am liebsten Rädertiere. Beide Arten leben in Symbiose mit Algensymbionten und zeigen eine schaumig wabig Struktur. Was sie aber unterscheidet ist der Großkern, beim T. trisulca trisulca ist er bandförmig verschlungen, so wie auf Deinem Bild zu sehen, und beim P. trachelioides ist er rosenkranzförmig. Wobei die Anzahl der Kerne je nach Teilung bei P. trachelioides unterschiedlich lang sein kann.
Eine Frage hätte ich da noch: Wo hast Du diesen außergewöhnlichen Ciliaten gefunden?
Herzliche Grüße,
Michael
herzlichen Glückwunsch zu diesem extrem seltenen Fang. Dieser außergewöhnliche Ciliat wurde nach meinen Erkenntnissen bisher nur im Mondsee (Österreich) gefunden. Teuthophrys trisulca trisulca findet man im Plankton von Seen. Seine Nahrung, vor allem Rädertiere, fängt er mit seinen drei Armen, die er dann verschlingt. Seine Gattungsgenosse Pelagodileptus trachelioides hat allerdings nur einen Arm/Rüssel und fängt auch am liebsten Rädertiere. Beide Arten leben in Symbiose mit Algensymbionten und zeigen eine schaumig wabig Struktur. Was sie aber unterscheidet ist der Großkern, beim T. trisulca trisulca ist er bandförmig verschlungen, so wie auf Deinem Bild zu sehen, und beim P. trachelioides ist er rosenkranzförmig. Wobei die Anzahl der Kerne je nach Teilung bei P. trachelioides unterschiedlich lang sein kann.
Eine Frage hätte ich da noch: Wo hast Du diesen außergewöhnlichen Ciliaten gefunden?
Herzliche Grüße,
Michael
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Re: Teuthophrys trisulca
Hallo Michael,
Ich selbst habe Teuthophrys nicht gefunden. Eine sehr hilfsbereite Mikroskopikerin aus Karlsruhe hat mir eine frische Probe zukommen lassen.
In der befanden sich neben unzähligen kleineren Rädertieren auch noch Asplanchna welche sich als Fressfeind von Teuthophrys herausgestellt hat, und verschiedene planktische Algen. Einige wenige Copepoden und Blattfußkrebse waren auch dabei. Das Gewässer ist ein ausgedehnter Löschteich mit Folie als Bodengrund. Er fällt im Jahresverlauf nie ganz trocken.
Es giebt einen sehr ausgedehnten Flachwasserbereich in dem auch die Probe mittels Planktonnetz gezogen wurde.
Die Wassergüteklasse würde ich als mesotroph einordnen.
So extrem selten scheint Teuthophrys wohl nicht zu sein. Diese und die zweite Art (Teuthophrys africana) wurden weltweit dokumentiert.
Meist findet man nur vereinzelte Exemplare in einer Probe. Teuthophrys ist recht variabel was Ihre äußere Gestalt angeht. Die charakteristichen drei Armvortsätze werden unter Stress (dazu gehört auch Deckglasdruck) teilweise vollständig eingezogen und der Umriss kann sowohl dreigefurcht und länglich, als auch oval oder kugelförmig ausgeprägt sein. Auf den ersten Blick sind sie dann leicht zu verwechseln. Auch habe ich bei hungernden Exemplaren auch schon Individuen gefunden die nur zwei, und einmal auch nur einen Armfortsätz hatten. Die sehen dann tatsächlich aus wie Pelagodileptus!
Zuweilen kommt es bei Teuthophrys auch zu einer Massenentwicklung. So war es auch am Fundort.
Nach allem was ich und die Entdeckerin dieses Ciliaten beobachten konnten, scheint es da einen engen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Rädertierschwärme und der Vermehrung von Teuthophrys zu geben. Bereits wenige Tage später war Teuthophrys dann auch nicht mehr aufzufinden.
Ich konnte in meinen Kulturen auch Cystenbildung beobachten: In dem ersten (oberen) Bild sieht man den Beginn dieser Cystenbildung. Später sieht das dann so aus: Laut Literatur finden sich die Cysten wohl im Sediment der Gewässer, in einer Publikation war von einem Fund aus einem Aufguss getrockneter Erde die Rede.
Liebe Grüße Holger
Ich selbst habe Teuthophrys nicht gefunden. Eine sehr hilfsbereite Mikroskopikerin aus Karlsruhe hat mir eine frische Probe zukommen lassen.
In der befanden sich neben unzähligen kleineren Rädertieren auch noch Asplanchna welche sich als Fressfeind von Teuthophrys herausgestellt hat, und verschiedene planktische Algen. Einige wenige Copepoden und Blattfußkrebse waren auch dabei. Das Gewässer ist ein ausgedehnter Löschteich mit Folie als Bodengrund. Er fällt im Jahresverlauf nie ganz trocken.
Es giebt einen sehr ausgedehnten Flachwasserbereich in dem auch die Probe mittels Planktonnetz gezogen wurde.
Die Wassergüteklasse würde ich als mesotroph einordnen.
So extrem selten scheint Teuthophrys wohl nicht zu sein. Diese und die zweite Art (Teuthophrys africana) wurden weltweit dokumentiert.
Meist findet man nur vereinzelte Exemplare in einer Probe. Teuthophrys ist recht variabel was Ihre äußere Gestalt angeht. Die charakteristichen drei Armvortsätze werden unter Stress (dazu gehört auch Deckglasdruck) teilweise vollständig eingezogen und der Umriss kann sowohl dreigefurcht und länglich, als auch oval oder kugelförmig ausgeprägt sein. Auf den ersten Blick sind sie dann leicht zu verwechseln. Auch habe ich bei hungernden Exemplaren auch schon Individuen gefunden die nur zwei, und einmal auch nur einen Armfortsätz hatten. Die sehen dann tatsächlich aus wie Pelagodileptus!
Zuweilen kommt es bei Teuthophrys auch zu einer Massenentwicklung. So war es auch am Fundort.
Nach allem was ich und die Entdeckerin dieses Ciliaten beobachten konnten, scheint es da einen engen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Rädertierschwärme und der Vermehrung von Teuthophrys zu geben. Bereits wenige Tage später war Teuthophrys dann auch nicht mehr aufzufinden.
Ich konnte in meinen Kulturen auch Cystenbildung beobachten: In dem ersten (oberen) Bild sieht man den Beginn dieser Cystenbildung. Später sieht das dann so aus: Laut Literatur finden sich die Cysten wohl im Sediment der Gewässer, in einer Publikation war von einem Fund aus einem Aufguss getrockneter Erde die Rede.
Liebe Grüße Holger
Zuletzt geändert von spectrum am 25. April 2025, 23:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Teuthophrys trisulca
Hallo Holger!
Vielen Dank für die Ausführliche Rückmeldung. Das heißt für mich, ich muss in meiner Gegend ein paar Feuerlöschteiche durchforsten
vielleicht habe ich ja Glück.
In diesem Zusammenhang habe ich eine Frage an Dich und an diejenigen die hier mitlesen. Was mir dieses Jahr besonders auffällt ist, dass die Grünalgen in den Gewässern immer rückläufiger werden. Vielleicht ist das nur mein Eindruck, würde aber gern auch hierzu andere Meinungen hören. Denn gerade in der jetzigen Zeit müsste, Eudorina eleganz, Pandora morum, Volvox, Pediastrum und vorallem Goldagen zu finden sein. Ich finde sie kaum noch in unseren Gewässern. Das betrifft auch bei mir das Steinhudermeer, von Anfangs fast 100 Grünalgen (2004) bist heute, haben sich die Grünalgen mehr als dezimiert.
Bin auf Deine Beobachtung gespannt?
Liebe Grüße, Michael
Vielen Dank für die Ausführliche Rückmeldung. Das heißt für mich, ich muss in meiner Gegend ein paar Feuerlöschteiche durchforsten

In diesem Zusammenhang habe ich eine Frage an Dich und an diejenigen die hier mitlesen. Was mir dieses Jahr besonders auffällt ist, dass die Grünalgen in den Gewässern immer rückläufiger werden. Vielleicht ist das nur mein Eindruck, würde aber gern auch hierzu andere Meinungen hören. Denn gerade in der jetzigen Zeit müsste, Eudorina eleganz, Pandora morum, Volvox, Pediastrum und vorallem Goldagen zu finden sein. Ich finde sie kaum noch in unseren Gewässern. Das betrifft auch bei mir das Steinhudermeer, von Anfangs fast 100 Grünalgen (2004) bist heute, haben sich die Grünalgen mehr als dezimiert.
Bin auf Deine Beobachtung gespannt?
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Re: Teuthophrys trisulca
Hallo Michael,
Also einen allgemeinen deutlich spürbaren Rückgang der verschiedenen Algen in meinem "Revierteichen", habe ich so noch nicht feststellen können.
Momentan ist da auch schon wieder einiges los.
Es ist, glaube ich, auch schwierig, selbst nach einer größeren Anzahl von Proben eine sichere Aussage zu dem Thema machen zu können.
Oft, gerade auch jetzt im Frühjahr, verändert sich das Plankton auch bereits innerhalb von wenigen Tagen. Arten die vorher massenhaft im Netz waren, sind ein oder zwei Tage später, plötzlich weg.
Tageszeit und Sonnenstand/Wetterfaktoren führen oft auch zu komplett unterschiedlichen Ergebnissen, und es gibt dann auch immer Arten die gerade von Stressfaktoren wie großer Hitze profitieren.
Was ich aber glaube beobachtet zu haben, ist das es nach längerem Regen und in den darauffolgenden ersten Sonnentagen immer besonders häufig Interessantes zu entdecken gibt.
Nach langen Trockenperioden mit Hitze wird es eher eintönig. Das hat sich vor ein paar Jahren als es im Mai den letzten Regen gab, schon sehr deutlich bemerkbar gemacht. Aber regelmäßig beprobe ich auch nur meine kleinen Waldteiche. Die liegen geschützt am Rande eines Naturschutzgebietes, im ehemaligen Grenzstreifen. Von der Quelle bis zu den Teichen sind es nur wenige km, und Landwirtschaft gibt es gar keine "wasseraufwärts".
Auch Insekten und z.b. Vögel sieht man hier noch regelmäßig und auch artenreich. Ganz anders sieht es da bei meinen Eltern aus, die in einer Vorstadt in einem Ballungsgebiet wohnen.
Ich habe mich die letzten Jahre echt erschrocken wenn ich zu Besuch war.
Man sieht so gut wie keine Vögel mehr!
Insekten auch nicht!
Wenn ich eine Probe in der Nähe einer landwirtschaftlich genutzten Fläche unter dem Mikroskop anschaue ist es ähnlich.
LG Holger
Also einen allgemeinen deutlich spürbaren Rückgang der verschiedenen Algen in meinem "Revierteichen", habe ich so noch nicht feststellen können.
Momentan ist da auch schon wieder einiges los.
Es ist, glaube ich, auch schwierig, selbst nach einer größeren Anzahl von Proben eine sichere Aussage zu dem Thema machen zu können.
Oft, gerade auch jetzt im Frühjahr, verändert sich das Plankton auch bereits innerhalb von wenigen Tagen. Arten die vorher massenhaft im Netz waren, sind ein oder zwei Tage später, plötzlich weg.
Tageszeit und Sonnenstand/Wetterfaktoren führen oft auch zu komplett unterschiedlichen Ergebnissen, und es gibt dann auch immer Arten die gerade von Stressfaktoren wie großer Hitze profitieren.
Was ich aber glaube beobachtet zu haben, ist das es nach längerem Regen und in den darauffolgenden ersten Sonnentagen immer besonders häufig Interessantes zu entdecken gibt.
Nach langen Trockenperioden mit Hitze wird es eher eintönig. Das hat sich vor ein paar Jahren als es im Mai den letzten Regen gab, schon sehr deutlich bemerkbar gemacht. Aber regelmäßig beprobe ich auch nur meine kleinen Waldteiche. Die liegen geschützt am Rande eines Naturschutzgebietes, im ehemaligen Grenzstreifen. Von der Quelle bis zu den Teichen sind es nur wenige km, und Landwirtschaft gibt es gar keine "wasseraufwärts".
Auch Insekten und z.b. Vögel sieht man hier noch regelmäßig und auch artenreich. Ganz anders sieht es da bei meinen Eltern aus, die in einer Vorstadt in einem Ballungsgebiet wohnen.
Ich habe mich die letzten Jahre echt erschrocken wenn ich zu Besuch war.
Man sieht so gut wie keine Vögel mehr!
Insekten auch nicht!
Wenn ich eine Probe in der Nähe einer landwirtschaftlich genutzten Fläche unter dem Mikroskop anschaue ist es ähnlich.
LG Holger
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