Arachnidiopsis paradoxa – mein aktueller Kenntnisstand

Nackt- und Schalenamöben sowie Sonnentiere
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MartinKreutz
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Arachnidiopsis paradoxa – mein aktueller Kenntnisstand

#1 Beitrag von MartinKreutz » 8. April 2016, 18:20

Liebes Forum,

der Beitrag ist umgezogen:

https://www.mikroskopie-forum.de/index. ... ic=32551.0

Martin
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Monsti
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Re: Arachnidiopsis paradoxa – mein aktueller Kenntnisstand

#2 Beitrag von Monsti » 8. April 2016, 18:45

Hallo Martin,

da kriege ich doch glatt den Mund nicht mehr zu, zumal die Fragen, die mit diesem seltsamen Organismus aufgeworfen werden, mehr als spannend sind. Auf Ferrys Website konnte ich die Gattung Arachnidiopsis nicht finden. Sicher interessiert ihn dies ebenfalls, oder bist Du eh im Kontakt zu ihm?

Im Moment kann ich nicht mehr dazu schreiben. Zunächst muss ich Deinen Beitrag nochmals und ganz in Ruhe durchlesen. Vorerst nur soviel: :wicked_001:

Begeisterte Grüße von
Angie
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Ole
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Re: Arachnidiopsis paradoxa – mein aktueller Kenntnisstand

#3 Beitrag von Ole » 9. April 2016, 06:06

Hallo Martin,

ich schließe mich Angie voll und ganz an. Besonders gut hat mir gefallen, wie Du Deine Beobachtungen mit der Erforschungsgeschichte dieses seltsamen Organismus und Schilderungen aus der Praxis verknüpfst.

Die Welt der Protozoen - die ich erst langsam entdecke - ist wirklich faszinierend. In den mir vertrauteren Gruppen der mikroskopischen Invertebraten ist in den meisten Fällen zumindest klar, welcher Großgruppe ein fraglicher Organismus angehört ("Gastrotrich", "Nematode" etc.). Bei den Protozoen ist in Fällen wie dem von Dir geschilderten offenbar manchmal nicht einmal klar, ob man sich bei den Ciliaten oder Amöben befindet. Andererseits: Von Eckhard Völcker und anderen habe ich gelernt, dass "Amöben" ohnehin keine phylogenetisch echte Gemeinschaft, sondern nur einen Lebensformtypus darstellen. Hieran merkt man schon, dass im Reich der Protozoen die Grenzen unscharf sind.

Besten Dank und viele Grüße

Ole

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Re: Arachnidiopsis paradoxa – mein aktueller Kenntnisstand

#4 Beitrag von Nostoc » 9. April 2016, 08:41

Hallo Martin,
ein wunderbarer Wissenschaftsroman, bei dem ich nicht weiß, was ich mehr bewundern soll:
Einerseits die Beobachtungsgabe des großen Forschers Penard oder die Beharrlichkeit und das Geschick
seiner Nachfolger, die mit modernen technischen Methoden neue Details enthüllen und die Erstbeschreibung
vervollkommnen.
Dass damals ausgerechnet das Objekt deiner „wissenschaftlichen Begierde“ zunächst am Deckglasrand landete,
ist ein echter Trost für alle Amateure, denen das „ständig“ passiert. Nur gut, dass du dir auch in einer solch dramatischen
Situation zu helfen weißt .
Interessant finde ich, dass Amöben (wenn Arachnidiopsis paradoxa denn eine ist) über einen Mechanismus
verfügen, der Pseudopodien mit genau definierter Form („Tentakel“) und Funktion, quasi „auf Abruf“, hervorbringt !

Vielen Dank für diesen inspirierenden Beitrag !


Richard

MartinKreutz
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Re: Arachnidiopsis paradoxa – mein aktueller Kenntnisstand

#5 Beitrag von MartinKreutz » 9. April 2016, 18:40

Hallo zusammen,

vielen Dank für die motivierenden Kommentare von euch!

@Angie: Ja, seltsam und spannend, auch für mich. Das Arachnidiopsis auf Ferry's Seite nicht auftaucht, wundert mich nicht. Ich unterstelle mal, dass er diese Art bisher noch nicht gefunden hat und außerdem ist noch nicht bewiesen, das A. paradoxa zu den Rhizopoden gehört.

@Ole: Die "Schärfe" der taxonomischen Einordnung eines Protisten ist ganz unterschiedlich. Es gibt sehr viele, gut definierte Arten, die sich auch lichtmikroskopisch gut charakterisieren lassen. Bei einigen weiss man es nicht, weil die Merkmale widersprüchlich sind. Dies betrifft meiner Kenntnis nach aber hauptsächlich Arten, die sich in dem Dunstfeld Amöben und Flagellaten bewegen. Hier wird es manchmal unscharf. Von diesen Umstand muss man aber differenzieren, wenn eine neue Untersuchungstechnik angewendet wird und plötzlich mehr Merkmale "sichtbar" und verfügbar werden. Damit meine ich nicht nur das mächtige Werkzeug der Molekulargenetik, sondern auch das REM. So hat Eckhard sich mal die Cochliopodiidae unter dem REM genauer angeschaut, was wohl noch kein andere getan hat und wurde von einer Vielfalt an Schuppenformen überrascht. Das gleiche gilt für bei den Ciliaten (z.B.) für die Trachelophylllidae, die Foissner erstmals im REM untersucht hat und eine unglaubliche Formenvielfalt der Schuppen (Lepidosomen) entdeckte. Auf Grund dieser neuen Daten werden diese Gruppen dann neu auseinanderdividiert. Aber was bedeutet das für mich als reiner Lichtmikroskopiker? Erstmal gar nichts. Ich halte mich an die Merkmale, die ich lichtmikroskopisch erkennen kann. Ich führe auch keine Silberimprägnierungen an Ciliaten durch, weshalb ich eigentlich weder die große Gruppe der Hypotrichen genau bestimmen kann noch die der Spathidiiden. Das ist für mich aber nicht wichtig. Für mich ist eine Zuordnung ausreichend, die auf Unterscheidungsmerkmalen beruht, die ich mit meinen Augen am lebenden Objekt gesehen habe. Das hat bei unseren Altvorderen auch schon ganz gut funktioniert.

@Richard: Freut mich, dass es Dir gefallen hat! Warum glaubst Du, sollte ein Objekt bei mir nicht am Rand landen? Bei mir gelten die gleichen physikalischen Gesetze wie bei Dir und ich habe schon viel versiebt, glaub mir! Das Amöben Pseudo- oder Filopodien auf "Abruf" erzeugen können, setzt ja schon fast einen Willen voraus. Ich glaube, dies passiert eher auf Grund biochemischer Signalketten. Wenn man z.B. Amoeba proteus in eine Nährlösung gibt, beginnt sie zu "trinken", in dem sie Kavitäten bildet und Nährflüssigkeit nach innen abschnürt. Das hat sicher was mit Rezeptormolekülen auf der Membranoberfläche zu tun. Was für mich viel spannender wäre, wie die Tentakel von A. paradoxa eigentlich angetrieben werden. Der Mechanismus bei Cilien und Flagellen ist ja gut bekannt, aber die Tentakel müssen nach einen anderen Prinzip funktionieren. Das ist wirklich ein interessanter Organismus!

Euch einen schönen Abend!

Martin

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Re: Arachnidiopsis paradoxa – mein aktueller Kenntnisstand

#6 Beitrag von Monsti » 9. April 2016, 19:00

Hallo Martin,
außerdem ist noch nicht bewiesen, das A. paradoxa zu den Rhizopoden gehört.
Stimmt, dies ist aber auch bei Penardia mutabilis der Fall, die Ferry ja beschreibt. Er zeigt auch nicht nur Amöben, sondern auch andere amöboide Lebewesen, zu denen A. paradoxa - Deiner Dokumentation entnehmend - in bestimmten Stadien sicher gehört.

Gutenachtgrüße von
Angie
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Re: Arachnidiopsis paradoxa – mein aktueller Kenntnisstand

#7 Beitrag von Nostoc » 9. April 2016, 21:21

Hallo Martin,
Danke für Deine Antwort !
Ich habe einen zusätzlichen Beitrag zu den "wundersamen" Pseudopodien hier eingestellt:

=> http://www.mikro-tuemplerforum.at/viewt ... f=22&t=316

Ein schönes Restwochenende wünscht



Richard

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