meine alten Proben verwende ich oft weiter, um noch das Letzte rauszuholen. Ich kippe etwas davon in eine Petrischale und lege ein paar Deckgläser auf die Wasseroberfläche. Die Deckgläser schwimmen dort, wochenlang. Je nach Probe haben sich nach wenigen Tagen oder spätestens 1 Woche viele Gäste auf den Deckgläsern eingefunden, die dann besonders schön zu untersuchen sind, da sie ja bereits auf dem Deckglas kleben. Es ist immer wieder überraschend, was man dort findet, auch in uralten Proben. Einen Fund möchte ich hier zeigen. Es handelt sich um den koloniebildenden Flagellaten Rhipidodendron Huxleyi. Ich finde diese Art oft, jedoch habe ich sie noch nie so groß und schön verzweigt gefunden wie hier und vor allem in voller, aktiver Bewegung der Monaden in den Gallertröhren. Ich habe mir erlaubt das erste Bild etwas größer einzustellen:

Bei einer "normalen" Probenpräparation (also Deckglas auflegen und Schichtdicke reduzieren), hören die Monaden in den Gallertröhren sofort auf Nahrung mit den beiden Flagellen einzustrudeln und ziehen sich in die Röhren zurück. Nicht jedoch, wenn sie am schwimmenden Deckglas kleben. Dann kann man die Kolonie ohne Druck und Beschädigung auf den Objektträger platzieren und die dreidimensional aufgebaute Struktur bewundern.
Die nur 15 µm langen Monaden sitzen an den Enden der Röhren. Sie sind sind sehr schlank um in die 3-4 µm breiten Röhren zu passen. Unablässig strudeln sie Nahrung herbei, hauptsächlich Bakterien. Aus den Ausscheidungsprodukten bauen sie die Röhren. Die Eigenfärbung der Röhren beruht auch auf Einlagerung von Eisen- oder Manganoxid. In der folgenden Aufnahme sind die Monaden mit Pfeilen gekennzeichnet:

Die Struktur der Kolonie entsteht durch einfache Regeln. Nach jeder Zellteilung gibt es eine dichotome Verzweigung der Röhre und jede Monate baut ihre eigene Röhre weiter. Ich weiß allerdings nicht, wie sie es schaffen, dass die Monaden in benachbarten Röhren diese gleich schnell verlängern? Es gibt keine einzelne Röhre die "hervorschießt". Fast so, als wüsste jede Zelle, was gerade die Nachbarzelle macht.
Viel Spass beim anschauen!
Martin