Liebes Forum,
von meinen Proben vom Pillersee habe ich zahlreiche Mikroaquarien angelegt. In einem dieser Mikroaquarien, mit einer Probe aus dem Sima Moor, habe ich heute Nachmittag einen außergewöhnlichen Fund gemacht, den ich hier zeigen möchte.
Wegen der großen Schichtdicke im Mikroaquarium war ich mir zuerst nicht sicher, was ich vor mir habe. Es handelte sich mit Sicherheit um eine Difflugia, aber mit einer außergewöhnlichen Form. Nach vorsichtigem Verschieben des Deckglases konnte ich das Exemplar in Seitenansicht betrachten und sah zu meiner großen Überraschung eine Difflugia mit 2 Pseudostomata. Die Pfeile im folgenden Bild weisen auf die Schalenöffnungen:
Ich habe schon gefühlt Millionen Difflugia gesehen, aber noch nie eine mit 2 Pseudostomata. Das kommt mir so selten vor wie eine Kuh mit zwei Köpfen. Auf Ferry’s Seite „arcell.nl“ konnte ich jedoch 2 weitere Anomalien sehen; eine davon ebenfalls mit 2 Pseudostomen:
https://arcella.nl/difflugia-abnormality
Aber Ferry hat ja auch schon viele Proben durchsiebt und man kann davon ausgehen, dass es eine seltene Beobachtung ist.
Trotz der hohen Schichtdicke (ich wollte das Exemplar nicht beschädigen) habe ich weitere Aufnahmen mit dem 60 X Objektiv aufgenommen:
Hier die zwei deutlich sichtbaren Plasmastränge (Pfeile), die zu den Pseudostomata führen. Die Amöbe nimmt also eine Y-Form ein:
PS = Plasmastränge
Auf Grund der Schalenform und der verbauten Xenosome (Kieselalgen), glaube ich hier ein Exemplar von Difflugia bacillifera vor mir zu haben:
Ich wollte das Mikroaquarium schon wieder in die Petrischale legen, als die „Doppelköpfige“ Difflugia mit noch einen besonderen Stunt bot! Eine Lobopodium, welches von dem ersten Pseudostom ausging, drang in das zweite Pseudostom ein und verschmolz dort mit sich selbst. Heraus kam ein unglaubliches „Triangel“:
Dieser Plasmastrang zwischen den beiden Pseudostomata zeigte eine rege Plasmaströmung und hatte mehrere Minuten Bestand. Dann wurde er jedoch immer dünner und zeriss schließlich, als ob die Amöbe von beiden Seiten ziehen würde. Es blieb jedoch ein nicht zurückgezogener Plasmarest übrig (Pfeile auf der letzten Aufnahme):
Ein wirklich seltsamer und seltener Fund. Die doppköpfige Difflugia hat meinem Drang nach geringer Schichtdicke überlebt und kriecht jetzt hoffentlich wieder munter im Mikroaquarium. Mal sehen ob weitere Beobachtungen möglich sind.
Viel Spass beim anschauen!
Martin
Die "doppelköpfige" Difflugia
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Die "doppelköpfige" Difflugia
Zuletzt geändert von MartinKreutz am 13. Juli 2017, 20:14, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Die "doppelköpfige" Difflugia
Hallo Martin,
solche Beobachtungen lassen mein Tümplerherz stets höher schlagen. Was Du da beobachtet hast, ist nicht nur spannend, sondern auch ausgesprochen rätselhaft. Vielen Dank fürs Zeigen!
Viele Grüße
Angie
solche Beobachtungen lassen mein Tümplerherz stets höher schlagen. Was Du da beobachtet hast, ist nicht nur spannend, sondern auch ausgesprochen rätselhaft. Vielen Dank fürs Zeigen!
Viele Grüße
Angie
Der das Kleine in Ehren hält, ist des Großen umso würdiger. (Sprichwort)
Re: Die "doppelköpfige" Difflugia
Lieber Martin,
das ist ja der Hammer, sowas mal zu sehen, und dann mit Deiner wie immer tollen Fotoqualität. Bin schwer begeistert - wieder mal.
Herzliche Grüße
Regi
das ist ja der Hammer, sowas mal zu sehen, und dann mit Deiner wie immer tollen Fotoqualität. Bin schwer begeistert - wieder mal.
Herzliche Grüße
Regi